Kloster Doberan: Mittelalterliches Bauwerk wird Kulturstätte
In Bad Doberan wird gerade das Wirtschaftsgebäude des einstigen Klosters saniert. 1280 erbaut, brannte es 1979 aus und wurde zur beeindruckenden Ruine. Jetzt soll wieder Leben einkehren - doch das Bauvorhaben hat es in sich.
Die Baustelle lebt, das ist unüberhörbar. Auf einem Anbau, der sogenannten Backhausmühle, leuchtet bereits ziegelrot das neue Dach. Auch neue Fenster hat das Gebäude. Hier dreht sich, von einem Bach angetrieben, das Mühlrad.
Lernort Kloster: "Was macht der Mönch in der Mühle?"
Sabine Krahn-Schulze vom Klosterverein schwärmt von den Möglichkeiten, die sich aus der fortschreitenden Sanierung ergeben: "Wir haben sehr viele Schulklassen und Führungen zum Thema Lernort Mühle hier - speziell mit der Fragestellung: 'Was macht der Mönch in der Mühle?' Hier wird es später kleine Handmühlen geben, so dass die Kinder eben nicht nur die große Mühle erleben, sondern auch selbst aktiv werden können."
So oder ähnlich soll einmal das gesamte Gebäude genutzt werden: als lebendiges Museum, Stadtbibliothek, Treffpunkt und Konzerthalle. Jörn Rachowe, Leiter des Bad Doberaner Bauamtes, ist begeistert von den Möglichkeiten, die sich hier auftun. "Wenn man so ein altes Gebäude hat, so ein bundesweit bedeutendes Denkmal, sollte man die Mittel zur Verfügung stellen, um dieses Bauvorhaben zu realisieren", so Rachowe. "Die Veranstaltungshalle wird ein Highlight für die Region."
Architekt: "Wir haben ganz große statische Probleme"

Doch zuvor ist das Bauwerk für Architekt René Kunz, der den Bau betreut, mitunter ein Sorgenkind. "Wir haben hier große statische Probleme", stellt Kunz fest. "Die gesamte östliche Außenwand des Gebäudes ist vor einigen hundert Jahren ins Rutschen gekommen und Richtung Osten abgekippt."
Während für die Statik moderne Baustoffe wie Stahl und Beton eingesetzt werden, legt Polier Lars Ohlerich direkt Hand ans mittelalterliche Mauerwerk. Er hat viele historische Gebäude mit saniert, aber das Wirtschaftsgebäude in Bad Doberan ist etwas Besonderes. "Wenn man sich die Gestaltung der Arkaden ansieht - das habe ich noch nie so gesehen", erzählt Ohlerich. Im letzten Jahr hätte man die ersten beiden Arkaden-Bögen abgetragen und dann neu aufgemauert. "Wenn man sieht, was dabei herauskommt, macht das umso mehr Spaß."
Fußböden aus verschiedenen Jahrhunderten übereinander
Gemäldereste an den Wänden, mittelalterliches Balkenwerk, mehrere Fußböden übereinander - das 750 Jahre alte Haus bietet so ziemlich alles, was Bauherren begeistern oder auch verzweifeln lassen kann. "Wir hatten während der Rückbauarbeiten Archäologen dabei", erzählt Architekt Kunz. "Die haben das alles kartiert und die Dinge jeweils einer Epoche zugeordnet."
Das ist die tägliche Kleinarbeit, bei der möglichst viel alte Substanz erhalten werden soll und Denkmalpfleger den Bauleuten genau auf die Finger sehen. Doch mitunter, mittendrin, gibt es Ausbrüche größter Begeisterung, wie bei Sabine Krahn-Schulze: "Es ist eine Sensation, dass wir in diesem mittelalterlichen Wirtschaftsgebäude eine mittelalterliche Backhalle gefunden haben - und dass die Stadt Doberan sich dazu bekennt, diese wiederherzustellen."
Sanierung dauert noch Jahre
Hier soll einmal die städtische Bibliothek einziehen. Architekt René Kunz sieht sich schon an anderer Stelle mit allen Geldgebern und Bauleuten den Abschluss der Arbeiten feiern - und schwärmt: "Das hier wird später ein geöffneter Terrassenbereich, der sich Richtung Park öffnet und einen Blick über die gesamte Anlage bietet. Hier entsteht ein schönes Ambiente." Bis das Wirtschaftsgebäude komplett saniert ist und alle Bereiche genutzt werden können, werden allerdings noch Jahre vergehen.
