Bad Doberan: Kunstschätze in Hinterhöfen entdecken
Bad Doberan strotzt nur so von Werkstätten, Ateliers und Galerien. Oft liegen die ein bisschen versteckt. Jetzt gibt es einen Kunstpfad, der die Kulturorte sichtbar macht.
Wohnwerkstatt Maren Teuber, Goldschmiedin Jule Müller, Tonglöcken, Studiogalerie Quadrados: Im Bad Doberaner Kunstpfad-Flyer, den Stadt und Land finanziell gefördert haben, gibt es einen Stadtplan, in dem sie alle eingezeichnet sind. Viele Adressen sind dabei, die ein Ortsfremder beim Bummel durch die Stadt nicht unbedingt ansteuern würde. "In Doberan ist es so, dass gerade die Hinterhöfe unheimlich schön und entwickelt sind", sagt Ute Ehlers vom Kunsthofverein. "Da gibt es so manches versteckte schöne Kleinod und Galerien. Wir haben gesagt: Wir müssen sichtbar machen, dass da etwas ist, dass man das finden kann."
Verstecke Kunst an ungewöhnlichen Orten
Auch der Kunsthofverein, der die Idee zum Kunstpfad hatte, hat seinen Sitz nicht in der ersten Reihe, sondern - der Name ist Programm - auf einem Hof ganz in der Nähe des Marktes, zu dem es nur eine schmale Einfahrt gibt. Auf 100 Quadratmetern können Kreative dort Regalflächen oder ganze Wände mieten, um ihre Werke auszustellen und zu verkaufen. "Wir sind gerade mit 45 Ausstellern ungefähr voll an der Grenze", sagt Ehlers. "Wir haben wirklich gar keinen Platz mehr." Wer die kleine Treppe zu den beiden Räumen hinaufsteigt, sollte also ein bisschen Zeit mitbringen.
Nur ein paar Schritte entfernt gibt es einen Hörgeräteakustiker, der auch Teil des Kunstpfades ist. Was er da zu suchen hat? Uta Ehlers erklärt: "In der Corona-Zeit hat Frau Herden uns unglaublich geholfen. Wir durften nicht aufmachen, aber sie war ein Gesundheitsladen und dadurch konnte sie Kunsthandwerk und Bilder ausstellen. Das ist so geblieben."
Material aus dem Meer
Weiter geht es zum Kamp, der von Linden gesäumten, gut 200 Jahre alten Grünanlage inmitten der Kleinstadt. Hier trafen sich einst Herzog Friedrich Franz und sein Hofstaat. Noch heute plätschert ein Brunnen, es gibt Skulpturen, Bänke zum Verschnaufen - und den Roten Pavillon, in dem regelmäßig Ausstellungen zu sehen sind. Eva Firzlaff, die hier die Gäste begrüßt, musste für die Idee des Kunstpfades nicht erst begeistert werden, erzählt sie, "weil das eine schöne Möglichkeit ist, zu vernetzen. Wir sind vielleicht so etwas auch wie ein Zuganker." Im Moment zu sehen: eine Nachlese des Ostsee Pleinairs - eines Malfestivals, zu dem im Mai rund 150 Kreative aus ganz Deutschland nach Doberan und Kühlungsborn gekommen sind.
Der Flyer führt zum Münster, ins Torhauscafé mit seinem kleinen Laden und in den Alexandrinenhof, wo unter anderem Stefan Cobernuß seinen kleinen Werkstattladen betreibt: "Ich mache hier ein bisschen aus Seeglas und Bernstein - die Dinge, die die See hergibt", sagt er. "Das kann man dann hier bewundern." Ein Wal aus Treibholz, Ketten, Ringe, in denen farbige, vom Meer glatt geschliffene Glasstücke leuchten - es fällt schwer, den ehemaligen Stall nicht einfach leer zu kaufen.
Kunstpfad schafft Zusammenhalt untereinander
Auch gegenüber, bei Feinart, gibt es viel zu gucken, erklärt Amina Appelt: "Kunst, von vier Kunstschaffenden. Wir haben Keramik von Susanne Unger, Metallgestaltung von Bernd Kirchner, von mir haben wir Papier - ich falte, zeichne und schreibe. Und dann haben wir unsere Seidengestalterin Julia Miksch, die macht Seide."
Konkurrenz untereinander - für Amina Appelt ist das kein Thema. Im Gegenteil: Die Vorbereitung des Kunstpfades habe dazu geführt, dass sich die Kreativen im Ort noch besser kennengelernt haben und gegenseitig weiterempfehlen. Zusammenhalt sei gerade für Künstler wichtig, die sonst eher alleine für sich arbeiten. Langfristig soll das Projekt sogar noch weiter wachsen und die vielen, versteckten kleinen Ateliers in den Orten rund um Bad Doberan mit einbeziehen.