Weltweit bekannter Graffiti-Künstler DAIM stellt in Wentorf aus
Ein weltweit bekannter Graffiti-Künstler in einer ungewöhnlichen norddeutschen Kunst-Location. Im "Woods Art Institute" in Wentorf bei Hamburg wird jetzt eine Retrospektive von DAIM ausgestellt: von den Anfängen bis heute.
"Das ist ein ehemaliges Schulgebäude, wir haben 16 Räume, durch die wir durchgehen und können ganz chronologisch diese 35 Jahre von mir durchlaufen." So lange schon gehört der in Lüneburg geborene und in Hamburg lebende Mirko Reisser - Künstlername DAIM - zu den international bekanntesten Graffiti-Künstlern. Und so weiß man als Gast manchmal gar nicht, worüber man mehr staunen und sich freuen soll - über die atemberaubenden Kreationen des Künstlers oder diesen besonderen, Ruhe ausstrahlenden Ort.
"Dreiklang aus Architektur, Natur und Kunst", sagt Rik Reinking. Er sammelt schon seit seiner Schulzeit Kunst und präsentiert seit einigen Jahren Teile seiner Sammlung im WAI, im Woods Art Institute, einem Parkgelände mit Herrenhaus in Wentorf, südöstlich von Hamburg. "Man sieht hier zig Baumarten aus der ganzen Welt, ein Arboretum. Das hat damals alles ein belgischer Kaufmann angelegt und aus der ganzen Welt hier Bäume gepflanzt."
DAIM: 3D Stil zeichnet den Künstler aus
Auch Mirko Reisser ist fasziniert von diesen Ausstellungsräumen, von den hohen Fenstern der ehemaligen Klassenräume, die viel Licht hineinlassen auf seine Werke und die für eine flirrende, luftige Atmosphäre sorgen. In den 1990er-Jahren gelang dem Graffiti-Genie DAIM eine kleine Revolution, durch einen 3D-Stil, der bis heute seinesgleichen sucht. Vier Buchstaben, immer wieder im dreidimensionalen Stil neu zusammengesetzt, zerfallen, zersprengt und zerspritzt. "Das DAIM ist eine Ansammlung von meinen Lieblingsbuchstaben, in dieser Reihenfolge: kippliges I, gestützt von einem standhaften A und M, ein D mit diesem dicken Bauch. Aber an den Schokoriegel habe ich damals natürlich nicht gedacht, den kannte ich gar nicht."
Kunstsammler Rik Reinking sammelt Werke von DAIM seit 20 Jahren
Rik Reinking kennt und sammelt die Werke von DAIM schon seit mehr als 20 Jahren - ein Glücksfall für diese Ausstellung. "Dass man sich Techniken aneignet, dass man Radierungen ausprobiert, dass man in dem ganzen Werk auch andere Künstler zitiert und aufgreift, aber daraus immer was ganz Eigenes macht. Das finde ich eine ganz außerordentliche Leistung." Diese Vielseitigkeit sieht man in dieser Retrospektive. "Van Gogh als große Inspiration damals - ich haue einfach mal ganz wild die Farbe auf die Leinwand", sagt DAIM. Oder er begibt sich mit Kupferdruckradierungen auf die Spuren von Albrecht Dürer. "Ich habe Graffiti-typische Motive, meinen Namen, das DAIM, in verschiedenen Varianten gedruckt."
DAIM: nicht nur Graffiti Kunst, sondern auch Bildhauerei und Landschaftsmalerei
Überraschend an dieser Ausstellung ist, dass sie weit über die atemberaubenden Sprüh-Superlative hinausgeht, weil auch einige Werke aus der Zeit von Reissers Kunststudium in Luzern zu sehen sind. So hat er sich Mitte der 1990er-Jahre als Bildhauer versucht und seinen Namen in Holz gehauen, das hat lange gedauert: "Einen Monat lang, jeden Tag, zig Stunden. Und danach habe ich gesagt: nie wieder! Ich werde kein Holzbildhauer!" Besonders schön sind auch seine Landschaftsmalereien, beziehungsweise -sprühereien. "Ich habe mich damals mit der Staffelei in die Landschaft gestellt und einfach mal die Sprühdosen rausgeholt und im Stil der klassischen Landschaftsmalerei die Landschaft gesprüht."
DAIMs Retrospektive: eine Reise zurück in die Goldene Ära des Hip-Hop
Diese 35 Jahre umspannende Retrospektive ist auch eine Reise zurück in die Goldene Ära des Hip-Hop: als Fettes Brot den Maler textlich in einem Song würdigten. Anfang der 2000er-Jahre holte DAIM als Organisator der "Urban Discipline"-Ausstellung spätere Stars der Graffiti-Szene nach Hamburg, darunter auch Banksy. "Er hat hier illegal gesprüht, es sind die einzigen illegalen Arbeiten, die er jemals in Deutschland gemacht hat - bis heute."
Künstler Mirko Reisser, alias DAIM, ist bescheiden
Mirko Reisser könnte sich einiges auf seine Bekanntheit, seinen Ruhm - den im Hip-Hop so wichtigen Fame - einbilden. Das aber liegt ihm überhaupt nicht. Er bleibt bescheiden und freut sich, dass es nun diese interessante und inspirierende Werkschau gibt. "Das hier alles in der Sammlung zu sehen, in dieser Chronologie, das ist wirklich bewegend. Es ist sehr eng an meine Persönlichkeit gebunden. Und ich glaube, das sieht man hier vielleicht auch ganz gut, wie sich über 35 Jahre nicht nur mein künstlerisches Werk verändert, sondern wie ich mich in diesen 35 Jahren als Mensch, als Person verändert habe. Ich kann mir vorstellen, dass es auch die nächsten 35 Jahre so weitergehen kann, im besten Fall." Eine umfassende DAIM-Retrospektive ist noch bis Januar im Woods Art Institute in Wentorf zu sehen, sie kann am Wochenende nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.
Weltweit bekannter Graffiti-Künstler DAIM stellt in Wentorf aus
Der Hamburger Kunstsammler Rik Reinking zeigt in Wentorf die Werke des international gefragten Hamburger Graffitikünstlers DAIM.
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- Ende:
- Ort:
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WAI Woods Art Institute
Golfstraße 5
21465 Wentorf bei Hamburg - Preis:
- 12 €
- Öffnungszeiten:
- Öffnungszeiten können variieren.