Rik Reinking über Kunst und seine Sammlung im Woods Art Institute
Er ist unkonventionell und liegt mit seiner Kunstsammlung jenseits des musealen Mainstreams: Rik Reinking hat früh angefangen, Grafiken, Bilder oder Objekte zu kaufen - ein kongeniales Zusammenspiel von Kreativität und Natur.
Rik Reinking hat seinen Blick geschult und geschärft, hat sich früh vernetzt und mutig auch den unbekannten Namen sein Vertrauen geschenkt. Daraus ist inzwischen eine spannende, renommierte Sammlung geworden, zu erleben in den luftigen und großzügigen Räumen der Woods Art Institute Galleries, umgeben von der Natur des Waldes in Wentorf, im Südosten Hamburgs. Ein Refugium für Kultur, Musik, Literatur, darstellende und bildende Kunst. Hier findet ein kongeniales Zusammenspiel von Kreativität und Natur statt, auf das Rik Reinking größten Wert legt.
Ein unglaublich langer Tisch aus Holz, der auf zwei Beinen steht, ist bereits das erste Kunstwerk, dem ich hier in diesem Woods Art Institute begegne. Kann man den Tisch überhaupt so beschreiben?
Rik Reinking: Ja, der Tisch ist eine Tischskulptur von Till Richter - ein Designobjekt. Till Richter von der Richterei hat diesen Tisch gefertigt und er besteht aus vier überlangen Bolen. Das war eines der ersten Objekte, die wir hier installiert haben. Es ist schön, wenn wir hier Seminargruppen haben und dann über 20 Personen daran sitzen und gemeinsam essen. Das hat immer eine sehr schöne Qualität.
Das Woods Art Institute ist kein klassisches Museum
Ihr zentrales Anliegen ist, dass das hier kein Museum ist. Es gibt viel Kunst zu sehen, aber man soll Kunst eben auch erleben und mit Kunst in Beziehung treten.
Reinking: Ja, es ist eine Begegnungsstätte, nicht nur für bildende Kunst, sondern auch für Musik und Literatur - diese Schnittmenge gibt es hier auch. Es gibt befreundete Lyriker, die hier ihre Texte und Gedichte schreiben, dann gibt es befreundete Schriftsteller, die hier an ihren Büchern schreiben und es gibt Musiker, die vielleicht ein neues Musikvideo produzieren, aber dann eben auf einmal auch andere Qualitäten entdecken. Genau das ist es, was mich interessiert - einen genreübergreifenden Ort für kulturell Interessierte und für kreative Geister zu schaffen. Es ist ein Dreiklang aus Architektur, Natur und Kunst.
Kunst muss nicht immer schön sein
Sie haben mal gesagt, Kunst muss nicht schön sein. Das ist jetzt durchaus eine Haltung, die man auch einnehmen kann, oder?
Reinking: Ja, Kunst darf schön sein, muss es aber nicht und ich glaube, das ist der entscheidende Punkt. Natürlich darf man sagen, mich interessiert einfach nur das, was mir gut tut. Ich glaube, jedes Bild ist immer nur ein Spiegel des Betrachters. Das heißt, wenn ein Künstler etwas gemalt hat und ich es betrachte, bin ich mir sicher, dass beide ganz unterschiedliche Bilder sehen, weil wir auf ganz andere Schwerpunkte achten. Wenn wir ein Werk haben und es gibt die Frage nach der Schönheit und der ästhetischen Qualität, ist sie per se eine unterschiedliche. Wir haben auch Besucherinnen und Besucher, die das total schön finden und lieben und es gibt Menschen, die vor der Kunst stehen und sagen, das erinnert mich an etwas, das tut mir nicht gut. Die brechen auch die Führung ab - das gibt es auch. Für mich ist das aber immer noch interessanter, als einen gemeinschaftlich akzeptierten Kanon, wo alle sagen, darauf haben wir uns geeinigt, das tut uns nicht weh.
Es klingt so, als seien Sie in erster Linie auf der Suche nach den Schmerzpunkten?
Reinking: Ja, ich glaube, in der ganzen Sammlung geht es um An- und Abwesenheit von Körpern und An- und Abwesenheit von Energien, deswegen gibt es nicht nur den Bereich der zeitgenössischen Kunst, sondern tatsächlich auch den Bereich der Artefakte. Mir geht es mehr um etwas zutiefst Menschliches, das alles miteinander verbindet. Dazu gehört Glaube und Hoffnung genauso sehr wie Angst und Schmerz. Insofern arbeite ich für mich auch an diesen Schmerzpunkten, aber eben nicht nur.
Das Gespräch führte Katja Weise.