Penny Monogiou: Griechin begeistert die Hamburger Kunstszene
Aktuell läuft es gut für die Künstlerin Penny Monogiou. Die Kunstszene überschüttet ihre Arbeiten mit Lob, doch aller Anfang war schwer, als die gebürtige Zypriotin vor zehn Jahren nach Hamburg kam.
Es sind immer wieder diese großen Nasen, die auffallen in den fratzenhaften Gesichtern von Penny Monogiou. Die 33-Jährige malt gerne großformatig, in bunten Pastellen, mit Ölfarben und -kreiden. Menschen faszinieren die bildende Künstlerin: "Das war immer meine Liebe, warum ich malen wollte. Ich wollte immer meine innere Welt ausdrücken und das Malen war für mich der einfachste Weg." Wenn sie im Bus sitze, beobachte sie gerne Menschen und sammle Inspiration, auch wenn es in Zeiten von Smartphones manchmal schwierig sei, den Menschen ins Gesicht zu schauen.
Griechische Finanzkrise: Spuren in Gesichtern und Porträts
Im griechischen Teil auf der Insel Zypern geboren, ging Monogiou zum Studium nach Athen. 2008 - während der Finanzkrise - entstanden ihre ersten Porträts. Plötzlich beobachtete sie Veränderungen in den Gesichtern der Menschen. Die Krise hinterließ ihre Spuren: "Diese Herzlichkeit, diese Freude, die Griechen immer in sich haben, war plötzlich weg!" Auch gängige Schönheitsideale will die Künstlerin mit ihren Werken in Frage stellen - die große Nase kommt nicht von ungefähr, lange hielt sie ihre eigene Nase für zu groß.
Heute ist ihr Aussehen, ihre multinationale Identität kein Problem mehr - sondern Inspiration. Immer wieder verarbeitet sie zypriotische, deutsche und griechische Elemente geschickt zu Kollagen. Ein Ölgemälde etwa zeigt eine sitzende Frau, halb Mensch, halb Marmor-Statue, deren rechter Fuß in weißer Tennissocke mit Deutschland-Flagge steckt - stilecht in Birkenstock-Sandale. Den Fußboden ziert ein zypriotischer Teppich, den traditionell die Frauen knüpfen.
Penny Monogiou: Identifikation mit Frauen der Antike
Auch Frauen der Antike spielen eine große Rolle in ihrem Werk. Pallas Athene etwa - oder die Karyatide. Insgesamt sechs dieser Frauendarstellungen stützen den Erechtheion auf dem Parthenon in Athen, dem Tempel dienen sie also als Säule in weiblicher Form. Für Monogiou ein Symbol für die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft, die viel Kraft brauche.
Ähnlich wie sie selbst ist auch eine der Karyatiden nicht mehr in Griechenland: Sie steht seit dem 19. Jahrhundert im britischen Museum. Die weiteren Arbeiten, darunter auch Installationen, machen auch vor politischen Themen und Konflikten nicht Halt. Die Trennung ihrer Heimatinsel und die damit verbundenen Auseinandersetzungen hat sie mehrfach bearbeitet.
Andreas Hoffmann: "Das Porträt als Spiegel der Seele ist das zentrale Thema"
Für viel Beachtung sorgte jüngst Monogious Intervention zu einer Ausstellung des Bucerius Kunst Forums, die sich mit Darstellungen des ersten römischen Kaisers Augustus auseinandersetzt. Monogious These "Ein Mann ist nur so stark, wie die Frauen dahinter" mündete mit Unterstützung der Spiegelberger Stiftung in einer Serie von zwanzig Doppelporträts.
Andreas Hoffmann, der Chef des Bucerius Kunst Forums, war begeistert und schaute spontan zum Atelierbesuch bei Monogiou vorbei, ein langes und angenehmes Gespräch auf Augenhöhe, verrät die Künstlerin. Zweieinhalb Stunden nahm Hoffmann sich Zeit. "Das Porträt als Spiegel der Seele ist das zentrale Thema in Penny Monogious Malerei", hielt der jüngst designierte documenta-Geschäftsführer im Anschluss an den Besuch fest.
Tulga Beyerle lobt starken Duktus und Eigenständigkeit der Werke
Auch Jonathan Meese reagierte prompt mit einer künstlerischen Kommentierung und verarbeitete Impulse aus der Ausstellung und Monogious Intervention zu zwei Porträts. Lobend hob auch Tulga Beyerle, die Direktorin am Museum für Kunst und Gewerbe, die Energie, den kraftvollen, starken Duktus und die Eigenständigkeit von Monogious Werken hervor.
Und nicht zuletzt ist Kunstförderer und Unternehmer Rene S. Spiegelberger Fan. Den Frauen von Augustus habe sie ein Gesicht gegeben, findet er: "Farbig mit einer unglaublichen Power und Energie! Man hat den Eindruck, das sind Persönlichkeiten, die man gerne kennenlernen möchte. Sie müssten eigentlich in der direkten Nachbarschaft unterwegs sein, so präsent wie sie sind."
Schwererer Start in Hamburg vor zehn Jahren
Bei so vielen Lorbeeren könnte man beinahe vergessen, wie schwer der Start für die Künstlerin war, als sie vor zehn Jahren nach Hamburg kam. Denn in ihrer Heimat dominierte die Finanzkrise weiter den Alltag, als bildende Künstlerin erschien es so gut wie unmöglich, Geld verdienen zu können. So kam Monogiou 2013 nach Hamburg, wo sie einmal zuvor mit ihrer Mutter gewesen war.
Als erstes wollte sie die Sprache lernen, um mit Menschen kommunizieren zu können. Dann arbeitete sie lange als Assistenz in der Greskewitz-Kleinitz-Galerie, um die Branche kennenzulernen und wichtige Kontakte zu knüpfen. Dort hatte sie im Rahmen der Altonale 2016 auch ihre erste Sonderaustellung. Für die Chance sei sie bis heute dankbar.
Große Projekte unter anderem mit Jonathan Meese
Schritt für Schritt - mit vielen kleinen Ausstellungen und Stipendien - hat sie sich ihren jetzigen Erfolg erarbeitet: "Ich habe auch viel zurückgelassen, meine ganze Familie, mein ganzes Leben, damit ich meinen Traum verwirklichen kann!" Doch in Erfolgsmomenten lohne sich das. Auch wenn es nicht immer einfach war und lange gedauert habe. Es gebe immer wieder Momente, in denen sie merke, dass alles okay sei und sie weitermachen könne.
Aktuell läuft es ziemlich gut für die junge Künstlerin: In diesem Jahr wird sie noch ihre Promotion abschließen, ein gemeinsames Künstlergespräch mit Jonathan Meese im Bucerius Kunst Forum steht an - und Ende des Jahres wird sie eine Solo-Ausstellung in Athen eröffnen. Und noch etwas wartet: "Mein Baby", lacht Monogiou. "Ich werde ab Februar Mutter sein. Das ist auch ein großes Projekt!"