"Kunst in der Klinik": Ein Raum für die "künstlerische Seele"
Die Künstlergruppe "KiK - Kunst in der Klinik" trifft sich immer auf dem Gelände der Psychiatrie der Asklepios Klinik in Ochsenzoll. Alle Mitglieder haben eine psychiatrische Erfahrung. Nun feiert die Gruppe ihr 25-jähriges Bestehen.
In einem alten Backsteingebäude auf dem Klinikgelände in Ochsenzoll leuchten ein paar Kellerräume in bunten Farben. Zwischen Staffeleien, Farbtuben und Leinwänden führt Sabine Schönleiter durch das Atelier in dem viel los ist. "Hier ist viel Jubel, Trubel, Heiterkeit", erklärt die Sozialpädagogin. In dem großen Raum mit offenen Fenstern teilen sich mehrere Menschen ihre festen Atelierplätze. Jeder arbeitet an seinem eigenen Kunstwerk, so wie Sven, der gerade die Niagarafälle auf Leinwand malt: "Ich liebe die Kunst. Das hier ist ein ganz besonderer Ort, wo man das so machen kann."
Direkt nebenan arbeitet Jonas an seinem bunten, surrealistischen Wimmelbild eines Zimmers. Er kommt auch noch viele Jahre nach seinem Klinikaufenhalt regelmäßig hierher und schätzt es, einen Raum einfach nur fürs Malen, für seine Kunst zu haben. Für ihn ein echter Luxus, sagt er: "Viele bekommen hier auch Grundsicherung. Dann ist es eigentlich unmöglich, sich wie ein Künstler zu fühlen oder wie ein Künstler zu leben - obwohl wir das im Blut und in der Seele haben. Hier ist ein Raum, in dem man diese künstlerische Seele ausleben kann."
Kunst steht im Vordergrund - nicht die Erkrankung
Die Künstlergruppe "KiK - Kunst in der Klinik" ist kein therapeutisches Angebot. 24 Künstlerinnen und Künstler im Alter von 19 bis 84 Jahren treffen sich hier jeden Donnerstag, um ihre künstlerische Leidenschaft auszuleben, fokussiert zu arbeiten oder über Kunst und die Welt zu sprechen. Alle Mitglieder haben eine psychiatrische Erfahrung, das ist die Teilnahmebedingung. Sie waren also mindestens einmal in ihrem Leben wegen Depression, Angststörungen oder anderen psychischen Erkrankungen in einer Klinik.
Die beiden Gruppenleiterinnen Sabine Schönleiter und Kirsten Dressler kennen aber von den meisten die Diagnosen und Krankheitsbilder gar nicht: "Die Kunst in den Vordergrund zu stellen und die psychische Erkrankung in den Hintergrund - das finden wir wichtig." Denn inhaltlich malen die Künstler nicht unbedingt Themen ihrer Krankheit, sondern sie haben ihre persönliche Kunstwelt, ihren eigenen Stil und ihre eigenen Themen und wollen gerade weg von der Krankheit.
Platz für Bedürfnisse und Austausch
Seit 25 Jahren stellt die Asklepios Klinik in Ochsenzoll kostenfrei Räume für die Kunstgruppe zur Verfügung. Das Material finanziert die Gruppe durch Bilderverkäufe und Spenden. Die Mitglieder können mit Schlüsselkarten jederzeit die Räume nutzen. Die meisten kommen aber immer Donnerstag zum gemeinsamen Treffpunkt. So wie Philine, die in einem ruhigeren Einzelzimmer ihren Arbeitsplatz hat und an kleinen Aquarellen im Postkartenformat arbeitet: "Ich finde das richtig schön, mit anderen Leuten gemeinsam kreativ sein zu können und zu einer Gruppe zu gehören und ein Ort zu haben, wo man sich sicher fühlen kann und sich ausleben darf. Ich genieße das sehr, dass ich jetzt Mitglied sein kann."
Hier steht die Kunst im Vordergrund. Man darf mit Farben und Materialien experimentieren. Und trotzdem ist das Atelier für viele über Jahre ein geschützter Raum, wo Platz für ihre Bedürfnisse und Austausch untereinander ist. Regelmäßig werden Tage der offenen Tür angeboten - der nächste ist am 14. November geplant.