Gedenkort in der Hamburger Hafencity nimmt Gestalt an
Am Hamburger Lohsepark, wo in der Nazizeit die Deportation tausender Menschen begann, wird ein Dokumentationszentrum gebaut. Jetzt wurde der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs vorgestellt.
Zwei Stockwerke wird das Haus aus der Feder des Schweizer Architektenbüros Boltshauser haben, außerdem eine große Fensterfront in Richtung Gedenkstätte. Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing ist vom offenen, hellen Entwurf begeistert. "Es wird ein Haus, das ganz bewusst den Stadtraum der Umgebung einbezieht: den Park, die Wasserlandschaft und die Speicherstadt. Es öffnet sich der Umgebung und wird so Teil des Ausstellungskonzepts", erläutert Höing die Entscheidung der Jury.
Hannoverscher Bahnhof: Abfahrt in den Tod
In drei Jahren soll das Haus fertig sein. In dem Dokumentationszentrum soll dann eine Ausstellung daran erinnern, wie mehr als 8.000 Menschen aus Hamburg und Norddeutschland von den Nationalsozialisten über den damaligen Hannoverschen Bahnhof in Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht wurden. Der Bahnhof wurde nach dem Krieg abgerissen. Eine Gedenkstätte am ehemaligen Gleis, an dem die Menschen in die Deportationszüge steigen mussten, gibt es bereits seit sechs Jahren. Dort erinnern Namenstafeln an mehr als 8.000 betroffene Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma.
Neuer zentraler Gedenkort in Hamburg
In den vergangenen Jahren hatte es in Hamburg immer wieder Auseinandersetzungen über Gedenkorte in der Innenstadt gegeben. Vor allem am Stadthaus, der ehemaligen Gestapozentrale, hatten nach der Sanierung des Gebäudes Opferverbände und Aktivisten deutlich mehr Raum für die Darstellung der problematischen Geschichte des Hauses gefordert als vorgesehen. Die Kulturbehörde setzt jetzt in der Diskussion auf den Gedenkort Hannoverscher Bahnhof mit dem neuen Dokumentationszentrum. "Ich glaube, dies wird der zentrale innerstädtische Gedenkort werden", sagt Kultursenator Carsten Brosda. "Insbesondere mit den Möglichkeiten der Ausstellung und der pädagogischen Arbeit in dem Gebäude kann man gerade bei jungen Leuten Impulse setzen."
Früherer Plan war gescheitert
Eigentlich sollte das Dokumentationszentrum schon in diesem Jahr eröffnet werden. Ein früherer Plan für diesen Ort war aber gescheitert, weil in dem Haus mit der Wintershall Dea AG ein Unternehmen seinen Sitz gehabt hätte, dessen Vorgängerfirmen von der Nazizeit profitiert haben.
Bauunternehmer spendet Haus
Das neue Haus ist ein Geschenk des Hamburger Bauunternehmers Harm Müller-Spreer. Der hat in seiner Familiengeschichte Verbindungen zum Widerstand gegen die Nazis. "In der entfernten Verwandtschaft gibt es Verbindungen zum 20. Juli und zum Kreisauer Kreis", sagt Müller-Spreer. "Das war der Anstoß für mich, das Problem, das es hier gab, zu lösen."