Digital Art Museum Hamburg: Kunstwerke werden lebendig
Lichtspiele, Sensoren und digitale Kunst - in der Hamburger HafenCity entsteht derzeit ein Museum, das die klassische Vorstellung von Kunstbetrachtung völlig auf den Kopf stellen könnte. Kunst soll mit den Gästen interagieren.
Statt Gemälde und Skulpturen will das "UBS Digital Art Museum" in Hamburg digitale Kunstwerke zum Leben erwecken, die mit den Gästen interagieren. Noch wird auf dem Gelände gebaut - doch bald soll das Museum 700.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr anlocken. Entsteht hier etwa die Zukunft der Kunst?
Über dem Museum: Wohnungen und Büroflächen
Baukräne, Betonmischer, Bauarbeiter - es ist noch richtig viel Betrieb in der Kirchenpauerstraße in der Hafencity. Maximilian Pohlmann schaut auf die Baustelle. Der Marketingleiter des UBS Digital Art Museum wirkt zufrieden - und ist voller Vorfreude: "Wir stehen hier schon im allerersten Kunstwerk. Aber man sieht es noch nicht genau." Auch wenn die Fassade noch nicht steht, kann man schon erahnen, was sonst noch alles im Haus einziehen soll: Büroflächen, Eigentums- und Studentenwohnungen, mit einem traumhaftem Hamburg-Blick auf Elbe und den Baakenhafen. Das Digital Art Museum wird ins Erd- und Untergeschoss einziehen, erklärt Pohlmann. "Das ist jetzt hier schon eine Ebene, die nachher zu einer Serverfläche wird. Hier werden Computer stehen, die diese Kunstwerke zum Leben erwecken. Das, was man hier außen sieht, wenn man herunter schaut, ist zum Beispiel der Raum mit diesen zwölf Meter Deckenhöhen. Der ist auch tatsächlich über 23 Meter breit."
Keine Gemälde oder Skulpturen, sondern digital erzeugte Kunst
Hinter dem Konzept steckt das Kollektiv teamLab aus Tokio, das nicht nur Künstler, sondern auch Programmierer, Ingenieure, Grafikdesigner und Architekten, vereint. Das Museum will keine gewöhnlichen Gemälde oder Skulpturen zeigen - sondern digital erzeugte Kunst, erklärt Pohlmann. "Das können Vögel sein, weil es auch viel um das Thema Natur geht. Die verlassen irgendwann die Räumlichkeiten und kombinieren sich mit anderen Kunstwerken aus anderen Räumen. Wenn Betrachterinnen und Betrachter durch diese Ausstellung gehen, werden sie automatisch durch das, was sie tun, zum Teil der Kunstwerke. Denn sie berühren beispielsweise die Wand, dadurch verändert sich der Verlauf der Kunst, der dort gezeigt ist."
UBS Digital Art Museum: Kein vergleichbares Museum in Europa
Auf den zwei Etagen und bis zu 7.000 Quadratmetern Fläche sollen hier bald 700.000 Gäste jährlich ins Museum strömen. Das wirkt alles ein bisschen größenwahnsinnig, aber ins Miniaturwunderland, der anderen Attraktion in Hamburg, mit der sich das Museum auf Augenhöhe sehen will, waren es in der Anfangszeit rund 800.000. Heute kommen doppelt so viele. Und in Tokio, dem Partner-Museum sind es jedes Jahr zweieinhalb Millionen. Dort steht es sogar im Guinness-Buch der Rekorde als meistbesuchtes Museum einer einzelnen Künstlergruppe. "Wir sehen, dass das Konzept in Tokio funktioniert und dass es Menschen anzieht", sagt Maximilian Pohlmann. Menschen würden explizit Urlaube buchen und nach Tokio fliegen, um das Museum zu sehen. "In Europa gibt es noch nicht solche vergleichbaren Ausstellungen. Dementsprechend sind wir uns sicher, dass wir das auch hinkriegen."
Idee für das neue Hamburger Museum: Gründer von XING
Über allem schwebt der Name Lars Hinrichs, Gründer der Karriere-Plattform XING. Auf ihn geht die Idee für das Museum in Hamburg zurück. Er sah die Künstlergruppe "teamLab" selbst 2016 und wollte das Museum nach Hamburg holen, sagt Pohlmann: "Das Museum ist etwas, wo der Stadt was Bleibendes hinterlassen werden soll."
Gäste sollen mit Hilfe von Sensoren Teil der Kunst werden
Bisher ist im Wesentlichen der Rohbau sichtbar, da gibt es viel Beton. Der soll sogar Co2-reduziert sein, betont Pohlmann stolz. Decken, Wände, Böden und Stromleitungen müssen noch angebracht werden. Bald sollen hier über 400 Projektoren die Kunstwerke an die Wand zaubern. Kombiniert mit Sensoren sollen die Gäste Teil der Kunst werden. "Jeder Raum ist mit sehr viel Technologie ausgestattet, die für Besucher total unsichtbar sein wird. Das heißt, der Gast hat dieses Technologiethema gar nicht im Kopf, sondern eher das Erlebnis und die Betrachtung von Kunst und das Mitmachen von Kunst."
Kunstwerke werden dreidimensional in den Raum gezeichnet
Die Kunstwerke haben eines gemeinsam: sie sollen nicht nur aus Licht und Geräuschen bestehen, sondern es soll alles fließen und ständig in Bewegung sein. Besucher dürfen auch mal die Orientierung verlieren, ein Bildspektakel fürs SocialMedia-Zeitalter, sagt Max Pohlmann und zeigt auf sein iPad: "Das sind Millionen LED Stripes, die von der Decke hängen und das, was dieses Kunstwerk macht, soll ein Stückweit dazu anregen, die Grenzen zu hinterfragen oder auch zu übertreten. "Dieser Raum ist komplett verspiegelt, das heißt Böden, Decken und Wände sind mit Spiegeln verkleidet. Im Raum sind LEDs, die diese Kunstwerke dreidimensional in den Raum zeichnen."
Museumbesuch: Neue Kunsterfahrung steht im Vordergrund
"Borderless" - also grenzenlos - wird der Titel der Hamburger Schau des Künstlerkollektivs heißen. Max Pohlmann spricht viel von "positiven Erinnerungen" und "Erlebnissen", die die Besucher des Digital Art Museums mitnehmen sollen. Im Vordergrund stehe vor allem eine neue "Kunst-Erfahrung". Das klingt alles so, als hätte das nicht mehr viel mit dem althergebrachten Kunstbesuch zu tun. Pohlmann findet das gar nicht schlimm: "Ich würde gar nicht sagen, dass das eine andere Wertigkeit hat als das andere, sondern ich würde eher sagen, dass es die Kunst noch viel vielfältiger macht, weil es eigentlich eher etwas Neues ist, was da hinzukommt."
In etwa genau einem Jahr - also Anfang 2026 - soll die Eröffnung sein. Noch sind keine Gäste da, sondern Baggerfahrer und Bauarbeiter. Aber die Tickets lassen sich schon buchen. Max Pohlmann und seine Kollegen rechnen schließlich mit einem Ansturm.
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