Überall leuchtet es bunt: "Glitzer"-Ausstellung in Hamburg
Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) versinkt von heute Abend an förmlich in Glitzer! So heißt die neue und tatsächlich weltweit erste Ausstellung, die sich eben jenem funkelnden Material widmet.
Diese enorme Glitzerverdichtung im ersten Stock des MKG ist geradezu blendend! In der "Hall of Glitter" werfen Discokugeln verführerische Lichtimpulse auf Glitzerschuhe und -kleider, auf Stickeralben, Einhörner, Nagellack, Kissen oder Dinosaurier - alles Dinge, die Menschen aus ganz Deutschland mit ihrer jeweils persönlichen Geschichte zu den Objekten eingesandt haben.
Eine echte Herausforderung, wie Julia Meer erzählt, die diese Ausstellung zusammengestellt hat. "Die Kommunikation mit all den Glitzerfans war sehr schön, aber auch sehr intensiv. Ich habe so viele verschiedene Menschen kennengelernt mit all ihren unterschiedlichen Verbindungen zu diesem zauberhaften Material."
Angela Merkel mit Glitzer
Nebenan, im komplett in rosa Satin verhüllten "Teenage Glitter"-Saal lässt sich ein kreischender Seufzer kaum mehr unterdrücken: Das von der Hamburger Künstlerin Jenny Schäfer gestaltete Jugendzimmer weckt garantiert bei allen nostalgische Erinnerungen: Ein pinker Setzkasten voll mit rosa Krimskrams, Plüschtiere, Plakate, Aufkleber, Schuhe, Schminke und sogar ein Foto von Angela Merkel - mit Glitzer natürlich.
"Es ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, was für ein Kind dort lebt, ob das in den 90er oder den Nuller Jahren ist oder noch früher. Das Ziel ist eigentlich, sich selbst einerseits wiederzufinden und anderseits einen gewissen Widerspruch zu empfinden, ja, ein gewisses Abstoßen", erklärt Kuratorin Meer.
Glitzer in der Mode
Manche Mädchen werden mit Glitzer in den Adern geboren - das hat Paris Hilton einst gesagt. Sie, Britney Spears oder Mariah Carey brachten Anfang der 2000er-Jahre den Glitzer so richtig ins Rampenlicht - auch bei der Modedesignerin Fiona Tretau. Sie veredelt Kleidungsstücke mit kritischen Botschaften. So steht auf einer Weste in Glitzerschrift: "I am not that innocent" (Ich bin nicht sooo unschuldig).
Während ihres Studiums wurde das eher amüsiert betrachtet. "Dort wurde so trashiger oder glitzernder Kram sehr lange nicht ernst genommen, ja, sogar belächelt", erinnert sich Tretau, "und irgendwie habe ich aber gemerkt, dass aber genau das ein schöner Weg ist: Gerade kritische Botschaften in Glitzer zu verpacken, bietet eine gewisse Leichtigkeit."
"Glitterbombing": Politischer Protest
Ob beim "Glitterbombing", wo Aktivisten Politiker aus Protest mit Glitzer überschütten, oder in queeren communities: Glitzer ist auch ein Symbol für Selbstbestimmung, Protest und Zugehörigkeit. Die bunte Ausstellung zeigt außerdem Portraits, in denen die amerikanische Fotografin Hannah Altman Körperflüssigkeiten wie Rotz oder Tränen mit Glitzer verschönt und so auf Tabuisierungen hinweist.
"Glittermania": Von der Höhlenmalerei zum Queen-Dekret
Toll auch die "Glittermania": Dort wird die Geschichte des Glitzers von frühen Höhlenmalereien über die Jahrhunderte bis heute spannend erzählt - mit manch politischen Kuriositäten, zum Beispiel von Queen Elisabeth I. Julia Meer erzählt: "Die Königin von England hat irgendwann ein Dekret erlassen, dass die unteren Klassen keine glänzenden, glitzernden Gegenstände mehr tragen dürfen. Das sollte ihr als Königin vorbehalten bleiben."
In insgesamt sechs Räumen werden ganz unterschiedliche Aspekte von Glitzer gezeigt. Rund 40 internationale Künstlerinnen und Künstler haben mitgewirkt. Und es gibt einen ganzen Saal voll mit privaten Leihgaben vieler Glitzerfans aus ganz Deutschland. Zu sehen ist Glitzer im MKG vom 28. Februar bis 26. Oktober 2025.
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