Glitzer: Kleine funkelnde Kulturgeschichte zu Silvester
Nach einem sehr herausfordernden 2024 glitzert und funkelt es heute beim Rutsch ins neue Jahr in vielen Wohnstuben. Pailletten, Discokugeln oder funkelndes Make-Up gehören seit langem zu einer schillernden Party. Ein Blick in die Geschichte des strahlenden "Glitzerns".
Popstar Lina beschreibt in deutlichen Worten die Allmacht des Glitzers: "Sieht die Welt beschissen aus, schmeiß' ganz einfach Glitzer drauf!". Alles sieht besser aus, wenn es ein bisschen funkelt. Und das übrigens schon seit quasi immer. 30.000 Jahre alte Höhlenmalereien wurden bereits mit glitzernden Substanzen verziert. Alte Maya-Tempel sollen schon mit Glitterfarbe bemalt worden sein.
Was fasziniert uns Menschen bloß so an diesem Gefunkel? Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg widmet dem Material "Glitzer" ab Februar 2025 eine eigene Ausstellung. Vorab hat es Hamburgerinnen und Hamburger aufgefordert, Glitzerobjekte auf einem Foto einzuschicken - mit schillerndem Erfolg, so Kuratorin Nina Groß: "Da sind Tanzschuhe, Paillettenkleider, Nagellack, dann sind es Souvenirs - glitzernde Schneekugeln von Reisen, Postkarten, Sticker, Stofftiere, kleine gebastelte Sternchen mit Glitzer oder winzig kleine Glitzersteinchen und Partikelchen, die bei Konzerten oder besonders schönen Feiernächten eingesammelt wurden."
Aus New Jersey in die ganze Party-Welt
Die moderne Geschichte des Glitzerns beginnt in den 1930er-Jahren mit Henry Ruschmann aus New Jersey in den USA. Ruschmann entdeckte eine Möglichkeit, Kunststoffe so fein zu mahlen, dass sie zu reflektierenden Partikeln wurden, die den traditionellen glitzernden und deutlich teureren Materialien ähnelten. Und seitdem ist der bezahlbare Glitzer nicht wegzudenken aus großen Anlässen. Wer springt schon aus einer Torte, ohne dass es funkelt und glänzt? Und manche Songs sind ohne eine schillernde Discokugel vor dem inneren Auge gar nicht mitzusummen, wie bei "Staying Alive".
Was wären Travestie, Glamrock, legendäre musikalische Feuerwerke ohne ein bisschen Glitter. Freddie Mercury durfte immerhin noch unbedarft funkeln und glänzen. Wobei das Glitzern auch gelegentlich für Ärger sorgt, wie in einem Karnevalsschlager von Bernd Stelter besungen: "Du hast da Glitzer im Gesicht, der nicht von mir stammt und ich frage mich, wie kommt der bloß dahin? Ist der vom Teufelchen, das eben neben Dir stand? Oder vom Cowboy … ?"
Fluch und Segen des Glitzer-Verbotes
Derartige Glitzer-Konflikte standen allerdings weniger im Zentrum der Glitzer-Verbots-Verordnung der EU, die schon im Oktober 2023 verabschiedet wurde. Ziel ist dabei, die Umwelt vor dem Mikroplastik, das Kosmetikprodukte glitzern lässt, zu schützen. Was nicht nur in Barbiehausen für Aufruhr gesorgt hat:
"Aaahhh … kein Glitzer"
"Das kann nur ein Missverständnis sein, ohne Glitzer geht’s doch nicht"
"Ich bitte alle Glitzerfans Ruhe zu bewahren, wir werden diese Krise meistern ..."
Ausschnitt aus dem Film "Barbie"
Und ein ähnlicher Aufschrei ging durch die Sozialen Medien. Weniger aufgeregt zeigte sich Christian Laforsch, Professor an der Uni Bayreuth, nach dem Glitzerverbot. Und er gilt als der Glitter - genau genommen - Mikroplastik-Experte. Das Glitzer-Verbot ist für ihn ein kleines Glänzen am Horizont: "Das bringt insofern was, dass die breite Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht wird. Das heißt, das hat natürlich schon einen Symbolcharakter, aber wir werden in den Umwelt-Proben, die wir messen, jetzt keinen signifikanten Rückgang von Mikroplastik verzeichnen."
Prost mit Danziger Goldwasser
Darauf ein Danziger Goldwasser. Das ist ein Gewürzlikör, der ursprünglich von der Likörfabrik "Der Lachs zu Danzig" hergestellt wurde, dem bis heute Blattgoldflocken beigemischt werden. Seine funkelnde Geschichte lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen und er war einst Lieblingsgetränk von Katharina der Großen. Angesichts des Alkoholgehalts von rund 40 Prozent ist nicht ganz sicher zu überliefern, warum sie so besessen war von dem Glitzern und Funkeln im Glas des Danziger Goldwassers.