"Call for Glitter": MKG sammelt private Glitzerobjekte
Das Museum für Kunst und Gewerbe widmet dem Material "Glitzer" ab Februar 2025 eine eigene Ausstellung. Vorab hat es Hamburgerinnen und Hamburger aufgefordert, Glitzerobjekte auf einem Foto einzuschicken - mit Erfolg.
Dieser Call for Glitter hat sich gelohnt: Bis zur Deadline Ende Juni sind rund 200 Einsendungen im Museum angekommen - mit sehr unterschiedlichen Objekten und auch verschiedenen Geschichten, erzählt die Kuratorin Nina Groß. "Das sind Tanzschuhe, Paillettenkleider, Nagellack, dann sind es Souvenirs - glitzernde Schneekugeln von Reisen, Postkarten -, Sticker, Stofftiere, kleine gebastelte Sternchen mit Glitzer oder winzig kleine Glitzersteinchen und Partikelchen, die bei Konzerten oder besonders schönen Feiernächten eingesammelt wurden", sagt Groß.
Schneller fahren durch Glitzer am Fahrrad?
Besonders verblüfft hat Nina Groß und ihre Kollegin Julia Meer allerdings etwas ganz Anderes. "Uns hat sehr überrascht, dass ein Fahrrad eingereicht wurde und dass es tatsächlich für die Zeit abgegeben wird. Es gab auch einen Vibrator - damit hatten wir nicht gerechnet", sagt Meer. Der schillernde Vibrator wurde kommentarlos eingesandt. Zum glitzernden Fahrrad gebe es hingegen ein klares Statement: "Da hat die Fahrradfahrerin festgestellt, dass man mit Glitzer schneller fährt", schmunzelt Meer. "Das war eine kompakte, aber sehr pointierte Geschichte. Sie ist fest davon überzeugt: Mit glitzernden Fahrrädern komme sie schneller durchs Leben. Ich kann es mir gut vorstellen, weil Glitzer natürlich auch beflügelt."
Funkelnde Objekte erzählen Geschichten
Es sind vor allem die Geschichten hinter den vielen Sachen, die da zusammen gekommen sind, die diese funkelnden Objekte zum Leben erwecken: "wenn man Freundschaft zum Beispiel dran ablesen kann, oder Mutter-Kind-Beziehungen", sagt Meer. "Auch ganz romantische Geschichten: Viele Objekte haben uns sehr verzückt, die Erinnerungsstücke zum Kennenlernen sind, oder ganz wichtige, bedeutende Nächte, die man gemeinsam verbracht hat, durchgetanzt hat - und vor allem die Geschichten", betont Groß. Die beiden Kuratorinnen sind so überrascht, dass sie jetzt deutlich mehr dieser eingesandten Objekte in der Ausstellung zeigen werden, als ursprünglich geplant.
Glitzer symbolisiert queeren Protest
Glitzer wurde und wird aber auch für Proteste und das Sichtbarmachen einer Gruppe eingesetzt. Auch das wird in der Ausstellung erzählt werden, so Nina Groß. "Es ist natürlich ein Material, das ganz stark eingesetzt wird in der queeren Bewegung - sei es im Feiern und der Popkultur rund um Queerness, aber auch bei queeren Protesten." Zum Beispiel beim Glitterbombing, einer Wurfattacke mit sehr viel Glitzerstaub, "wo besonders queerfeindliche oder auch antifeministische Politiker, meist Männer, mit Glitzer bebombt wurden", erläutert Groß.
Seit Herbst letzten Jahres ist Glitzer als Mikroplastik-Umweltbelastung eigentlich verboten. Aber da gibt es eine Lösung: Warmensteinach im Fichtelgebirge. Dort sitzt die Firma, die Bioglitzer aus biologisch abbaubaren Materialien wie Zellulose statt aus Metallpartikeln herstellt. Damit wird dann auch in den die Ausstellung begleitenden vielen Glitzer-Workshops am Museum gebastelt.