Maler und Bildhauer Anselm Kiefer erhält Nationalpreis 2023
Anselm Kiefer gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart in Deutschland. Der 78-jährige Maler und Bildhauer hat am Donnerstag den Deutschen Nationalpreis 2023 verliehen bekommen.
Die Laudatio für Anselm Kiefer haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Kunsthistoriker und Autor Florian Illies gehalten. Der 1945 in Donaueschingen geborene Kiefer habe sich wie kaum ein anderer bildender Künstler um die Aufarbeitung und das Freilegen deutscher und europäischer Geschichte verdient gemacht, sagte Scholz. Kiefer sei ein wichtiger Botschafter des geschichtsbewussten und modernen Deutschlands. Beim Festakt in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin erklärte der Senatspräsident der Deutschen Nationalstiftung und ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, dass Kiefers Werke an die große Aufgabe einer friedlichen Verständigung über die Nationalgrenzen hinweg gemahnten.
Der Künstler werde für seine "eindrucksvollen Werke" ausgezeichnet, die dem Betrachter Geschichte und Gegenwart Deutschlands und Frankreichs nahe brächten, begründete die Jury die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung durch die Deutsche Nationalstiftung. Er gehöre zur ersten Generation deutscher Künstlerinnen und Künstler, die sich mit der Frage nach Identität und Nation nach Krieg und Holocaust auseinandersetzten.
Passend zu der Auszeichnung kommt demnächst Wim Wenders Film "Anselm - Das Rauschen der Zeit" in den Verleih. Der Regisseur ist fasziniert von Kiefer: "Das ist ein Maler, wie es keinen anderen auf der Welt gibt, der hat vor nichts Angst, und der malt alles. Es gibt nichts, was er nicht malen würde. Er malt das Weltall, er malt unterirdisch, Natur, Mythen und Geschichten. Er ist ein Universalgenie", findet der Oscar-Gewinner. Kiefer lebt seit 1992 in Frankreich. Seine Kunst ist stark geprägt von der Geschichte, von Mythen und von der Literatur, vor allem von Paul Celan und Ingeborg Bachmann.
Umgang mit Zeit verbindet Wenders und Kiefer
Kiefers Heransgehensweise, den Prozess der Zeit mit verschiedensten Techniken wie Feuer, Blei oder Elektrolyse in seinen Werken sichtbar zu machen, fasziniert Wim Wenders: "Zeit, wie sie da vorkommt, ist für mich etwas ganz Bewegendes. Denn die Zeit ist auch mein Hauptarbeitsmittel, um Filme zu machen. Seinen Zugang, wie er Zeit in Malerei gebracht hat, finde ich atemberaubend. Und dass er sich alles traut", betont der Regisseur.
Kiefer will Preisgeld an Förderpreis-Empfänger weitergeben
Kiefer hat bereits angekündigt, das Preisgeld an die Empfänger des diesjährigen Förderpreises, die Jugendorchester-Projekte Hangarmusik und Démos aus Berlin und Paris weiterzugeben. Mit dem Preis, der seit 1997 vergeben wird, möchte die Nationalstiftung nach eigenen Angaben das Zusammenwachsen Deutschlands fördern, die Idee der deutschen Nation als Teil eines vereinten Europas stärken und den Nationalbegriff nicht den Nationalisten überlassen.