"Hier bin ich!": Selbstporträts von Künstlerinnen in Emden
80 Werke von 30 Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts sind bis September in der Kunsthalle Emden zu sehen, in denen sie sich in den Mittelpunkt ihrer Kunst stellen. Ein Blick auf die Werke.
Frauen sind in der Kunst oft die Musen, die Objekte, die gemalt, gezeichnet oder in Stein gehauen werden. Der schaffende Künstler ist in der Kunstwelt meist ein Mann. Die Ausstellung "HIER BIN ICH! - Künstlerinnen-Selbstporträt" blickt nun in der Kunsthalle Emden anders auf die Frauen. Hier haben Künstlerinnen sich selbst zum Mittelpunkt ihrer Kunst gemacht.
Werke von 30 Künstlerinnen in der Kunsthalle Emden
Breitbeinig und in Westernpose - so schaut gleich am Eingang die Künstlerin Ulrike Rosenbach von einem Foto auf die Besucher herunter und bedroht sie mit einem gezogenen Colt. Sich selbst behaupten in einer Männerwelt, das ist bei ihr und auch in anderen Arbeiten der Schau Thema. Insgesamt präsentiert die Kunsthalle 30 Künstlerinnen. So unterschiedlich sie auch sind, sie haben viele Sujets gemeinsam, wie zum Beispiel das Altern, sagt die Kunsthallendirektorin Lisa-Felicitas Mattheis.
Frauen müssten normalerweise in unserer heutigen schönheitsgetriebenen Gesellschaft immer noch jung, frisch, faltenlos und ohne graue Haare sein. "In dem Moment, wo wir da drüber sind und die ersten grauen Haare kommen und die ersten Falten, werden wir Frauen quasi gesellschaftlich unsichtbar. Ich finde es eine wahnsinnige Geste, sich so stolz und würdevoll mit Bildern des Alterns ins Bild zu setzen, wie die Künstlerinnen in der Ausstellung das machen."
Ottilie W. Roederstein : Stolz und in sich ruhend
Die Künstlerin Ottilie W. Roederstein präsentiert sich stolz und in sich ruhend im weiten schwarzen Mantel und mit den Schlüsseln zu ihrem Atelier in der Hand, wie mit Insignien der Macht. Ein anderes typisch weibliches Thema ist das Muttersein. Annegret Soltau hat sich selbst gefilmt, nackt im Liegen. Die Kamera schaut vom Kopf her über ihren schwangeren Bauch, im Hintergrund Herztöne. Dann kommt von der Seite eine Sichel ins Bild, die sich dem Bauch bedrohlich nähert. Ein Video über den Einschnitt, den die Mutterschaft im Leben der Künstlerin bedeutet hat. "Diese Ängste, diese Zweifel, aber auch diese Freude, Mutter zu sein, verarbeitet Roederstein in ihren unterschiedlichen Reihen, wie ich finde, sehr sehr hervorragend", erzählt Mattheis.
Manches ist witzig in der Ausstellung, manches monströs oder auch satirisch, wie die Selbstporträts von Annu Palakunnathu Matthew. Die Engländerin mit indischen Wurzeln hat sich selbst wie auf kolonialistischen Fotos von amerikanischen Ureinwohnern inszeniert. So persifliert sie die alten ethnografischen Fotos.
Teilweise wird es auch nervig: in einer Videoinstallation, in der die Künstlerin in einer scheinbar ewigen Atemübung das Wort "Frau" wiederholt. Das alles vor dem Foto der berühmten Herkulesstatue, dem Inbegriff des heroischen Mannes. Mattheis sagt: "Manche Sachen müssen nerven, um zu rütteln, manche Sachen müssen auch mal wehtun, um wach zu machen."
Arbeiten in Kunsthalle Emden von 1900 bis heute
Die Arbeiten sind aus der Zeit um 1900 bis heute. Darunter sind Selbstbildnisse von malenden Frauen in ihren Ateliers - konzentriert und mit Pinsel in der Hand. Dass Frauen künstlerisch arbeiten, vor einigen Jahrzehnten noch etwas Besonderes, scheint heute selbstverständlich. Die Chancen sind aber für die Geschlechter immer noch nicht gleich, betont Mattheis. "Allerdings kann man schon festmachen, dass weibliche Positionen unterrepräsentiert sind, nicht so häufig gewürdigt werden. Wir wollen mit dieser Ausstellung wirklich den Blick in die Zukunft wagen und eine Aussicht auf die Ausstellungsprogrammatik der nächsten Jahre geben."
Nur zehn Prozent der Arbeiten in der Sammlung der Kunsthalle Emden stammen aktuell von Frauen, betont Mattheis. Deshalb will die Direktorin auch für kommende Ausstellungen ausdrücklich Arbeiten von Künstlerinnen ankaufen und weibliche Positionen zum Thema machen.
"Hier bin ich!": Selbstporträts von Künstlerinnen in Emden
Frauen im Mittelpunkt: 80 Werke von 30 Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts zeigt die Kunsthalle bis September.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Kunsthalle Emden
Hinter dem Rahmen 13
26721 Emden - Preis:
- 10 Euro, ermäßigt 7 Euro
- Öffnungszeiten:
- Samstag, Sonntag und Feiertage: 11 bis 17 Uhr
Dienstag bis Freitag: 10 bis 17 Uhr - Hinweis:
- Mit Werken von (Auszug): Marina Abramović | Mehtap Baydu | Geta Brătescu | Louisa Clement | Kate Diehn-Bitt | Emma Gertrud Eckermann | Paula Gans | Gretel Haas-Gerber | Olga Hayduck | Maria von Heider-Schweinitz | Hannah Höch | Dorothy Iannone | Keti Kapanadze | Käthe Kollwitz | Maria Lassnig |Marie-Louise von Motesiczky | Zanele Muholi | Hanna Nagel |Florentina Pakosta |Annu Palakunnathu Matthew