Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zur Kamera © imago/Panthermedia Foto: xAntonioGuillemx
Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zur Kamera © imago/Panthermedia Foto: xAntonioGuillemx
Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zur Kamera © imago/Panthermedia Foto: xAntonioGuillemx
AUDIO: Hamburger Künstlerhilfe unterstützt Künstler*innen, die in Not geraten sind (3 Min)

Hamburger Künstlerhilfe: Hilfe für Kulturschaffenden in Not

Stand: 30.07.2024 15:26 Uhr

Eine Depression kann jeden treffen - auch Künstlerinnen und Künstler, die auf der Bühne stehen. 2016 war das noch ein Tabuthema. Deswegen haben zwei Hamburger Künstler den Verein Künstlerhilfe ins Leben gerufen.

von Franziska Storch

Besonders Schauspieler und kreative Menschen, deren Intuition gefragt sei, treffe eine Depression hart, erklärt der Vorsitzende Stefan Hossfeld. "Wenn die Intuition durch die Erkrankung weggenommen wird, dann braucht man doppelt so viel Kraft. Dann traut man sich plötzlich nichts mehr zu und dann kommt eine Einschränkung des Selbstbewusstseins hinzu. Man kapselt sich komplett ab, weil man andere nicht belasten möchte." Das kennt Stefan Hossfeld aus eigener Erfahrung, ebenso wie der zweite Vorsitzende, Andreas Schmidt. Der Weg in die Depression ist einfacher als der Weg wieder raus. Doch er ist möglich, wenn frühzeitig gehandelt wird.

Depression bedeutet nicht gleich Arbeitsunfähigkeit

"Wir wissen inzwischen, dass eine psychische Erkrankung nicht unbedingt bedeutet, dass man arbeitsunfähig ist. Man kann natürlich ein bisschen energiesparender arbeiten oder auch jemanden unterstützen. Sei es durch Therapie oder Medikation." Stefan Hossfeld selbst gibt Erste-Hilfe-Kurse, dafür hat er eine psycho-soziale Ausbildung gemacht. Er hört zu und unterstützt dabei, einen Therapeuten zu finden. Wer Mitglied im Verein Künstlerhilfe wird, kann auch eine kleine monatliche Finanzspritze bekommen. Gerade freiberuflichen Künstlern fällt da ein Stein vom Herzen. Das meiste Geld dafür kommt von Tante Woo, dahinter steckt Andreas Schmidt.

Finanzierung des Vereins mithilfe einer Drag-Comedy-Figur

Stefan Hossfeld erzählt von Andreas Schmidt, er habe eine Drag-Comedy-Figur geschaffen, mit der er inzwischen sehr erfolgreich auftritt. "Da er ausgebildeter Sänger ist, ist das natürlich extrem lustig, wenn er mit seiner Stimme als Bassbariton die großen Arien oder die großen Musical-Lieder auf der Bühne singt. Diese Einnahmen gehen komplett in den Verein." Andreas Schmidt ist Frührentner. Tante Woo hilft ihm, mit seiner bipolaren Störung kreativ umzugehen. Nach seinen Auftritten spenden häufig Zuschauerinnen und Zuschauer zusätzlich Geld. Die meisten Mitglieder des Vereins kommen aus Hamburg und Umgebung, aber auch aus Süddeutschland oder Berlin. Stefan Hossfeld bekommt inzwischen sehr viele Anfragen.

Traum von eigenem Therapiezentrum und Theater

"Unser großer Wunsch wäre auch ein eigenes Therapiezentrum. Unser absoluter Traum wäre ein eigenes Theater, weil gerade die Menschen, die in eine Depression geraten, sich oft nicht mehr trauen, in Engagements zu gehen", so Hossfeld. Der Verein hat schon mehreren Duzend Kreativen erfolgreich geholfen. Die Nachfrage, Hilfe zu bekommen, steigt. Damit erst gar keine schwere Depression entstehen kann, ist frühe Unterstützung so wichtig.

Tipps bei Depressionen

Ein Mann steht vor einem Banner auf dem Rote Rosen steht. © picture alliance / dpa | Bodo Marks Foto: Bodo Marks
Besonders Schauspieler und kreative Menschen, deren Intuition gefragt sei, treffe eine Depression hart, erklärt der Vorsitzende Stefan Hossfeld.

Stefan Hossfeld gibt am Ende noch zwei Tipps, die ihm während der Corona-Pandemie selbst geholfen haben, als Depression überall in der Luft hing: "Viel Reden, damit man sich klar macht, in welchem Prozess man sich befindet. Was ich oft als hilfreich erlebt habe, ist zum Beispiel Musik: Ich bin allein durch die Wohnung gesprungen und habe es einfach geliebt. Diese gute Laune, diese gute Stimmung, ich habe selber viel gesungen. Das setzt jede Menge Endorphine frei. Das ist schon unglaublich."

 

Weitere Informationen
Eine Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster. (Symbolbild Depression) © Fabian Sommer/dpa

Greifswalder Ärzte testen Magnetfeld-Therapie gegen Depressionen

Mithilfe elektromagnetischer Impulse sollen ins Ungleichgewicht geratene Hirnareale wieder in den Takt gebracht werden. mehr

Ein junger Mann lächelt in die Kamera © NDR

Brücke SH: 40 Jahre Hilfe für die Seele und fürs Leben

Seit 1984 gibt es die gemeinnützige Organisation. Sie hilft Menschen mit psychischen und sozialen Beeinträchtigungen - zum Beispiel Arthur aus Husum. mehr

Depression © Colourbox

Depression: Hilfe, wenn nichts mehr hilft

Manchmal schlagen Medikamente oder Psychotherapie nicht an. Dennoch gibt es eine Alternative: die nicht-invasive Hirnstimulation. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 30.07.2024 | 19:30 Uhr

Timm Markgraf im Poträt © Antonia Eitel Foto: Antonia Eitel

Künstler und Corona-Hilfen: "Viele sind in die Arbeitslosigkeit gerutscht"

Timm Markgraf hat die Initiative #coronakünstlerhilfe mitgegründet und erzählt im Interview von den Herausforderungen in den drei Jahren Pandemie. mehr

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und lächelt in die Kamera. Neben ihr stehen die Worte "Die Hauda & die Kunst" © NDR/ Flow

Kunstwissen to go - serviert von Bianca Hauda

Bianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Eine Person blättert in einem Lexikon für Jugendwörter © Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Matthias Balk

Jugendwort 2024: Diese zehn Begriffe stehen zur Auswahl

Mit dabei sind unter anderem "Talahon", "Aura" und "Nein Pascal, ich denke nicht". Bis zum 3. September kann abgestimmt werden. mehr