Doku "Daniel Richter" zeigt einen Künstler im Widerspruch
Die Werke des aus Eutin stammenden Malers Daniel Richter werden am Kunstmarkt für Millionen gehandelt. Drei Jahre lang hat Regisseur Pepe Danquart den Künstler bei der Arbeit begleitet. Am 2. Februar kommt sein Film ins Kino.
Daniel Richter ist überzeugt vom Film: "Besser geht's nicht", sagt er. "Natürlich ist es peinlich, sich selber zu sehen. Andererseits bin ich natürlich eitel genug - und kritisch genug - um einfach voll hinter dem Film zu stehen: ein Spitzenprodukt."
Klaffen da Eigen- und Fremdwahrnehmung vielleicht etwas auseinander? Dieser Film ist natürlich nicht der erste, der einen Künstler bei der Arbeit in seinem Atelier beobachtet. Aber: Die Szenen in Richters Berliner Studio sind wirklich gelungen. "Die Offenheit, in der er mir gegenübergetreten ist, das ist in der Bildenden Kunst ganz selten", sagt Regisseur Pepe Danquart. "Das Atelier ist der größte intime Raum für einen Künstler: Da schafft er, da macht er Fehler, da ist er kreativ."
Daniel Richter: Immer auf ironischer Distanz
Drei Jahre hat Danquart Daniel Richter begleitet. Wir erleben, wie der Maler Leinwände vorbereitet, wie Bilder entstehen, sich verändern. "In letzter Zeit ist die Lininenführung etwas forciert geworden, weil ich über die Jahre gemerkt habe, dass man so elegante, dynamische Linien erzeugen kann", sagt Richter. "Da will ich eigentlich immer gegenarbeiten, aber als Basis finde ich das ganz gut."
Überraschende Einblicke: Richter macht Yoga, Richter hat beim Malen Papageien auf der Schulter, Richter pfeift. "Ich hab alles weggeräumt. Ich brauche Platz für neue Leinwände, auf denen ich wieder bescheiden, demütig, langweilig und zu meiner eigenen Geißelung Linien ziehen muss." Richter ist ironisch und klug. Er baut damit aber auch eine Distanz auf, die der Filmemacher Danquart nicht überwindet.
Die Fragen, die man hat, wenn man ein besonders nahes Porträt erwartet: Woher kommt Richters Inspiration? Was treibt ihn an? Diese Fragen wurden vielleicht nicht gestellt - auf jeden Fall nicht beantwortet. "Da bin ich der Meinung, dass die Menschen, die das sehen, sich auch selber Gedanken darüber machen können", sagt Richter. "Dass die Frage, was man als Künstler als Inspiration benutzt eigentlich unerheblich ist."
Wie passen Kapitalismuskritik und millionenschwere Werke zusammen?
Sammler, Galeristen und Freunde tauchen in dem länglichen Epos auf. Sie reden über Daniel Richter und seine Kunst. Ein echtes Highlight: Freund und Malerkollege Jonathan Meese: "Ich bin Daniel Richter und das hat er nämlich geschnallt: Ich bin viel mehr Daniel Richter als Daniel Richter"
Richters Bilder werden für siebenstellige Summen gehandelt. Luxusware für reiche Sammler, Scheichs und Oligarchen. Man feiert Vernissagen mit Gala-Diners. Ein Konflikt für den Ex-Punk, der eigentlich kapitalismuskritische Positionen vertritt?
"Natürlich ist mir das lieber, die Leute investieren in Kunst als dass sie in Kinderpornographie investieren oder in den Waffenhandel", sagt Richter. "Das schließt sich natürlich nicht aus. Aber jetzt so für mich: Ich habe ja gar nicht damit gerechnet, dass ich mal ein gutes Leben damit führen könnte."
Integration der Widersprüche ins Werk wird nicht beleuchtet
Daniel Richter zeigt, wie er gesehen werden will: im Widerspruch. "Als Künstler in dieser Position muss er den Widerspruch mit dieser Haltung auch leben", sagt Pepe Danquart.
Wie Richter diese Widersprüche ins eigene Werk integriert, dazu hätte man gerne mehr erfahren. "Es kommen bestimmte Sachen nicht vor: Privatleben, Akademie, Vergangenheit. Weil ich wollte, dass der Film sich um Kunst und meine Tätigkeit als Künstler dreht", erklärt Richter. Vielleicht die falsche Entscheidung. Denn wirklich nah kommt man Richter dadurch nicht. Viele Fragen bleiben offen. Das macht den ambitionierten Film am Ende nicht wirklich zu einem "Spitzenprodukt".