Emotionale Rückkehr: St. Nicholas bei Steppenwolf-Doku in Zeise Kinos
Derzeit läuft in vielen Kinos die Dokumentation "Born to Be Wild - The Story of Steppenwolf". Zwei der wichtigsten Musiker der Band sind gebürtige Deutsche. Bassist Nick St. Nicholas ist gerade auf Kinotour mit dem Film.
Steppenwolf: Das klingt gut auf Deutsch, aber auch auf Englisch. So simpel ist die Antwort auf die Frage, warum die Band so heißt. Ende der 1960er-Jahre wird die Band zur Weltsensation. Vor allem, weil sie den Song haben, der aus dem Überraschungskinohit "Easy Rider" am meisten hängen bleibt. Zwei Männer spielen eine Hauptrolle in der Band: Sänger John Kay und Bassist Nick St. Nicholas.
Beide sind gebürtige Deutsche. John Kay ist eigentlich Joachim Krauledat aus Tilsit. Nick St. Nicholas ist eigentlich Klaus Kassbaum aus Plön. Beide gehen nach dem Krieg mit ihren Familien nach Nordamerika. Mitte der 1960er-Jahre begegnen sie sich. "Ich fand heraus, dass John Deutsch spricht. Da haben wir uns direkt gut verstanden. Er war damals mein einziger deutscher Freund. Ich habe ihn dann seiner späteren Frau, auch eine Deutsche, vorgestellt. Zusammen waren wir eine kleine deutsche Familie", erzählt St.Nicholas, der zur Vorstellung der Dokumentation in die Zeise Kinos nach Hamburg gekommen ist.
Nick St. Nicholas lebte vorübergehend in Bergedorf
Deutsch spricht er auch 70 Jahre, nachdem er Deutschland verlassen hat, noch ganz gut. "Ich habe Spaß gehabt. Ich bin aufgewachsen in Kanada, bin viel Schlittschuh gelaufen." Englisch lernen sei ihm damals sehr schwer gefallen, also schickten ihn seine Eltern wieder für kurze Zeit zurück nach Deutschland - nach Hamburg. "Sie schickten mich nach Bergedorf zu meinem Onkel und meiner Tante. Onkel Heinrich und Tante Ulla. Er war ein emeritierter Professor an der Uni Hamburg. Ich hatte eine wundervolle Zeit", blickt St.Nicholas zurück.
Doku über Erfolg und Zerfall von Steppenwolf
Die neue Dokumentation erzählt von den großen Erfolgen von Steppenwolf, aber auch, wie die Band zerfällt. John Kay ist der ruhige politische Planer, Nick St. Nicholas der Freigeist. Sie gehen getrennte Wege. Bis der Film sie wieder zusammenführt. Vor wenigen Wochen sprechen sie das erste Mal seit 1971 wieder miteinander. Arm in Arm mit Nick St. Nicholas sagt John Kay bei der Premiere auf dem Filmfest München: "Ich bin froh, mit ihm hier zu sein. Wir haben unseren Frieden gemacht. Die Vergangenheit liegt hinter uns. Wir sind beide in unseren Achtzigern und du weiß nie, ob du morgen noch stehst. Lasst uns nicht die Zeit mit negativen Gefühlen verschwenden."
St. Nicholas und Kay rauchen Friedenspfeife
Das sieht auch St. Nicholas so, er habe nach so langer Zeit ganz einfache Fragen an Kay gehabt: "Ich habe ihn gefragt, was für ein Bier er trinken will. Es war ein natürliches Zusammenkommen. Zwei Freunde, die viel zu lange keine Freunde waren. Er sagte, wir rauchen die Friedenspfeife. Und ich sagte, das ist keine schlechte Idee, das ist eine großartige Idee."
Emotionales Wiedersehen mit Cousine nach 70 Jahren in Hamburg
Dieser wirklich hinreißende Film erzählt vom komplizierten Zerwürfnis, wie die Band mit dem Erfolg von "Born to Be Wild" haderte und was danach kam. Bei der Vorstellung im Zeise Kino spielt St. Nicholas dann auch noch Musik, die er aus seiner Zeit als Kind in Plön kennt. "O du lieber Augustin, O du lieber Augustin." Und dann spricht ihn auch noch eine ältere Dame an. Es ist seine Cousine, die ihn mehr als 70 Jahre nicht gesehen hat. Sie wird emotional, er sagt, dass sie als Kinder immer Freunde gewesen seien. Steppenwolf, das ist viel mehr als dieser eine Song, das ist in vielerlei Hinsicht eine große Geschichte.
Die NDR Ko-Produktion "Born to Be Wild" läuft heute Abend um 18 Uhr im Astra Kino in Plön. Der gebürtige Plöner Nick St. Nicholas wird vor Ort sein.