"Cease Fire Now" (Feuerpause jetzt) steht auf dem Rücken vom Jurymitglied Verena Paravel, während der Preis Übergabe an Regisseure Yuval Abraham. © Monika Skolimowska/dpa Foto: Monika Skolimowska
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AUDIO: Berlinale-Eklat - Aufsichtsrat Sitzung soll Antworten bringen (5 Min)

Berlinale-Eklat - Aufsichtsratssitzung soll Antworten bringen

Stand: 12.03.2024 09:25 Uhr

Die Preisverleihung bei der Berlinale-Gala hatte eine heftige Debatte ausgelöst: Wegen der Art und Weise, wie der Nahostkonflikt thematisiert worden war. Der zuständige "Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin" hat sich jetzt positioniert.

Die Preisverleihung auf der diesjährigen Berlinale vor gut zwei Wochen hat für Aufregung gesorgt. Während der Gala war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden, danach gab es eine Debatte um einseitige Israelkritik und um möglichen Antisemitismus auf der Bühne. Mit dem Eklat hat sich nun der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) befasst. Die Aufsichtsratsvorsitzende und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte das Gremium einberufen und auch die amtierende Festivalleitung einbestellt. Was danach nach außen drang, darüber hat Moderator Philipp Schmid mit Reporterin Julia Vismann gesprochen.

Was ist von der nicht öffentlichen Sitzung bekannt?

Julia Vismann: Ein schriftlicher Beschluss, in dem der Aufsichtsrat die Vorkommnisse bei der Berlinale Preisverleihung bedauert. Noch mal zur Einordnung: Während der Berlinale-Preisverleihung war die politische Lage in Israel und Gaza mehrfach einseitig thematisiert worden. Ein Bären-Gewinner warf Israel "Völkermord" an den Palästinensern vor. Der israelische Preisträger Yuval Abraham sprach von "Apartheid", sein palästinensischer Regie-Kollege bei "No Other Land", Basel Adra von "Abschlachten" in Gaza. Ein Mitglied der Dokumentarfilm-Jury forderte mit anderen Filmschaffenden "Waffenstillstand" im Gaza-Krieg. Das Massaker der Hamas an der israelischen Bevölkerung wurde nicht benannt, außer in der Gala-Eröffnungs-Rede der Berlinale Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek. Dass sie das eingeordnet hat, wurde vom Aufsichtsrat positiv erwähnt.

Wie soll die Berlinale künftig dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert?

Vismann: Die Berlinale müsse ein Ort bleiben, "der frei von Hass, Hetze, Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jeder Form von Menschenfeindlichkeit ist", heißt es in dem Beschluss. Es wurde klar gestellt, dass die persönliche Meinung einzelner Preisträgerinnen und Preisträger nicht in der Verantwortung der Berlinale liege. Damit wird das scheidende Leitungs-Duo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeck aus der Verantwortung genommen. Aber die Festival-Leitung, die ab April Tricia Tuttle als Intendantin übernehmen wird, müsse für die Zukunft sicherstellen, dass für Gäste und Preisträger einerseits Meinungs- und Kunstfreiheit gewährleistet bleibe, dass aber für die Berlinale Raum bleibe für politische Einordnung und Gegenrede. Das heißt, dass sie sich einmischen auch bei einer Preisverleihung. Das ist natürlich ein schmaler Grat, ob das gelingt.

Und in der Praxis ist das am Ende wohl auch nicht einfach umzusetzen. Wie wird es nun weitergehen mit der Berlinale und den Vorwürfen der einseitigen Israel-Kritik?

Vismann: In dem Beschluss werden vom Gremium Überlegungen der designierten Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle zum Aufbau eines starken Leitungsteams positiv hervorgehoben. Sie wird ab April die Berlinale-Leitung übernehmen und soll einen "Code of Conduct" umsetzen, gegen Hass und Hetze, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit.

Es gab auch Kritik an Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die sich zu spät zu den Vorkommnissen geäußert habe. Gab es dazu auch eine Reaktion von ihr?

Vismann: Nein, das war kein Thema. Die Kulturstaatsministerin hatte sich zwei Tage nach der Verleihung geäußert und den "tiefgehenden Israel-Hass" während der Gala kritisiert. Das haben viele als zu spät empfunden, vor allem weil sie klatschend im Publikum neben anderen Politikerinnen und Politikern saß, wie Berlins Bürgermeister Kai Wegner. In dem veröffentlichten Beschluss wurde aber auf einen anderen Kritikpunkt eingegangen: Der Aufsichtsrat betont seine Solidarität mit allen Geiseln der Hamas und namentlich mit Berlinale-Schauspieler David Cunio. Er war 2013 mit seinem Film "Youth" im Panorama. Der Israelische Schauspieler wurde von der Hamas aus dem Kibuz Nir Oz verschleppt, seine Familie ist Ende November freigelassen worden. Laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung soll Claudia Roth das vor der Preisverleihung bekannt gewesen sein, dass ein Berlinale-Schauspieler unter den Geiseln ist. Warum David Cunio, bei der Gala nicht erwähnt wurde, blieb unbeantwortet. Nach der Sondersitzung haben weder Claudia Roth noch die Berlinale-Leitung Interviews gegeben.

Das Gespräch führte Philipp Schmid.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 12.03.2024 | 08:15 Uhr

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