Özgür Yildirim - Erfolgreicher Filmemacher aus Hamburg
Regisseur Özgür Yildirim dreht erfolgreiche Tatorte, Spielfilme und Serien. Nun wird der Hamburger Filmemacher Mentor bei der Nachwuchsfilm-Initiative Nordlichter.
Filme zu drehen und Bücher zu schreiben, ist für den 1979 geborenen Özgür Yildirim schon früh eine Leidenschaft. Bereits als Teenager veröffentlicht er kurze Komödien und Horrorstreifen - sie sind die Visitenkarte, die seinen späteren Mentor Fatih Akin auf ihn aufmerksam machen. Akin guckt sich Yildirims Filme an und erkennt das Potenzial des zukünftigen Regiekollegen aus Hamburg-Dulsberg. Fast ein Jahrzehnt später fördert er dessen ersten Kinofilm "Chiko" .
Freundschaft mit Fatih Akin aus Zufall
Die beiden Hamburger Künstler türkischer Herkunft lernen sich zufällig kennen. Yildirims Eltern treffen Akins Eltern und tauschen Telefonnummern aus, als sie erfahren, dass Fatih Akin im Begriff ist, einen Film zu drehen - es soll Akins Durchbruch werden: "Kurz und schmerzlos". Yildirims Eltern wissen, dass ihr damals 17-jähriger Sohn Regisseur werden will.
Özgür Yildirim: Erster Roman mit 14 Jahren
Als Autor hatte Yildirim sich bereits als Schüler betätigt. Mit Hilfe seines Vaters veröffentlicht er noch als 14-Jähriger seinen ersten Roman, "Graue Nächte". Von 2002 bis 2004 studiert er Regie an der von Hark Bohm ins Leben gerufenen Hamburg Media School. Von ihm habe er "das Handwerk" gelernt, so Yildirim 2012 im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt", und ergänzt: "Hark ist mein Film-Papa". An der Media School trifft er den Gastdozenten Akin wieder. Er zeigt ihm das Drehbuch zum Gangsterdrama "Chiko", an dem er fast zehn Jahre gearbeitet hat. Akin ist derart davon überzeugt, dass er sagt: "Das machen wir!" Der auf der Berlinale uraufgeführte Film erhält 2009 zwei Deutsche Filmpreise: für das "beste Drehbuch" und den "besten Schnitt".
Die für ein Drama im Drogenmilieu nötige "Street-Credibility", die Glaubwürdigkeit für Stimmung, Körpersprache und Dialoge, erwirbt Yildirim in seinem Heimatviertel Dulsberg. Dort lebt er als Sohn eines Taxifahrers und einer Schneiderin bis nach Beendigung seines Zivildienstes. Heute ist er verheiratet und zweifacher Vater.
Begegnung mit Martin Scorsese
Die filmischen Vorbilder für seinen Genrefilm sind nicht zu übersehen: etwa "Mean Streets" von Martin Scorsese (1973) und "Scarface" von Brian de Palma (1983). Dass Yildirim keine übertriebene Ehrfurcht vor ihnen hat, beweist er auf der Berlinale, wo sein Film in der Sektion "Panorama" läuft. Als der Kino-Regiedebütant bei einer Party auf Martin Scorsese trifft, macht er beim Gangstergenre-Altmeister Werbung für den eigenen Film, statt über die Meisterwerke des Vorbilds zu plaudern. Das nennt man Chuzpe. Auch Scorsese hat mal klein angefangen.
Erster "Tatort" mit Wotan Wilke Möhring
Mit dem Künstler Sido realisiert er nach "Chiko" seinen zweiten Kinospielfilm: "Blutzbrüdaz", abermals produziert von Fatih Akin sowie Klaus Maeck und Oliver Berben. Die Musikkomödie um den populären Rapper lockt mehr als eine halbe Million Zuschauer in die Kinos. 2012 dreht der Regisseur seinen ersten Tatort. In der Folge "Feuerteufel", dem ersten Fall für den norddeutschen Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring), setzt der Regisseur nicht auf Action, sondern auf psychologische Spannung. Ein düsterer Look, eine Anlehnung an den Stil des "Film noir", wie er erklärt. Viele der Drehorte hat er selbst ausgewählt. Der beste Weg, um der Produktion seinen Stempel aufzudrücken und die eigene Handschrift weiterzuentwickeln, wie ihm der einstige Lehrer Bohm beigebracht hat: "Du musst finden, was dich als Filmemacher unverwechselbar macht, das macht dich sicher".
Yildirims dritter Spielfilm: Thriller "Boy 7"
2015 bringt Özgür Yildirim einen Thriller auf die große Leinwand: "Boy 7" ist deutschlandweit im Kino zu sehen. In seinem dritten Spielfilm bekommt der Hamburger Regisseur Unterstützung von erfolgreichen Nachwuchs-Schauspielern - David Kross, Emilia Schüle und Ben Münchow spielen in dem actionreichen 90-Minüter mit. "Boy 7" erzählt die Geschichte des jungen Hackers Sam (Kross), der in einer U-Bahn aufwacht und sich an nichts erinnern kann. Er weiß nicht, wie er heißt und was passiert ist. Dann stellt er fest, dass er gejagt wird - nicht nur von der Polizei. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Mirjam Mous.
Weitere Tatort-Folgen mit Möhring
Im März 2016 setzt Yildirim die Zusammenarbeit mit Möhring fort. In seinem zweiten Tatort "Der Zorn Gottes" ermittelt Kommissar Thorsten Falke wegen eines mysteriösen Todesfalls in Hannover, wo ein Toter quasi vom Himmel fällt und in einem Swimmingpool landet. Auch beim zehnten Fall von Kommissar Falke führt Yildirim Regie: Der Tatort "Alles was Sie sagen" von 2018 um einen syrischen Flüchtling, der als Kriegsverbrecher beschuldigt wird, spielt in Lüneburg und Hamburg. 2017 gewinnt Özgür Yildirim den Hessischen Filmpreis für den Kinofilm "Nur Gott kann mich richten" mit Moritz Bleibtreu und Birgit Minichmayr.
Erfolgreicher Abstecher in die Serienwelt: "4 Blocks"
Für die Streaming-Serie "4 Blocks" übernimmt der Filmemacher - zusammen mit Oliver Hirschbiegel - in der zweiten Staffel die Regie. 2019 läuft die äußerst erfolgreiche dritte Staffel, bei der der Hamburger ebenfalls Regie führt. "4 Blocks" ist 2019 für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Dramaserie" nominiert. Seit Herbst 2020 laufen die Dreharbeiten für "Para - Wir sind King", eine neue sechsteilige Dramaserie. Yildirims neuestes Projekt ist die Betreuung der neuen "Nordlichter"-Staffel. Die Nachwuchsfilmserie "Nordlichter" ist ein gemeinsames Projekt von NDR, der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und nordmedia und sucht Talente aus Norddeutschland, die Miniserien realisieren wollen - mit dem Yildirim als Mentor.