Franziska Hartmann: Die Spezialistin für dramatische Rollen
Franziska Hartmann war lange am Thalia Theater Hamburg. Nun dreht sie vor allem für Film und Fernsehen. Nach der Serie "Neuland" spielt sie im ZDF die Hamburger Kommissarin "Katharina Tempel".
Ab dem 3. April läuft die neue Krimireihe ab 20.15 Uhr und ist bereits bis zum 25. März 2024 in der ZDF-Mediathek zu finden. Die 38-jährige Hartmann spielt im Auftakt "Was wir verbergen" der neuen Reihe die Hamburger Kommissarin Katharina Tempel. Die Ermittlerin habe auf den ersten Blick alles, so der Pressetext des ZDF: "Erfolg als herausragende Mordermittlerin und ein liebevolles Familienleben. Doch gerade zu Hause ist nichts wie es scheint."
In der ersten Folge wird Tempel, die mit dem Pressesprecher der Polizei Hamburgs verheiratet ist, von ihrem neuen Chef in einen ungewöhnlichen Fall verwickelt. Es geht um ein verschwundenes Ärztepaar. Bei den Ermittlungen gerät auch das Privatleben der Kommissarin in den Fokus. Dazu sagt Hartmann: "Die Krimihandlung dient für mich vor allem als Aufhänger, um in Katharinas Privatleben einzutauchen. Darauf setzt der Film den Fokus, nicht primär auf den Fall." Ihre Kommissarin finde absolute Erfüllung in ihrem Job und sei "sehr ambivalent in ihrem privaten Familienglück": "Mich reizen die Kombination aus Leichtigkeit und Abgründen und die Widersprüche in der Figur."
Franziska Hartmann und das Glück
Glück ist ein Wort, das immer wieder fällt im Gespräch mit Franziska Hartmann. Die Schauspielerin strahlt, und das liegt nicht nur daran, dass sie im Februar ihr zweites Kind, eine Tochter, bekommen hat. Immer wieder habe sie "Glück gehabt", sagt sie. Glück, gleich nach dem Abitur auf der Schauspielschule in Leipzig genommen worden zu sein, Glück, sofort danach das erste feste Engagement am Thalia Theater in Hamburg zu bekommen. Seit 2018 arbeitet sie frei und dreht vor allem für Film und Fernsehen.
In Miniserie "Neuland" spielt Hartmann eine Berufssoldatin
Vor "Katharina Tempel" stand sie unter anderem für die ZDF-Mini-Serie "Neuland" vor der Kamera. Darin spielt die 38-Jährige eine Berufssoldatin, die sich in einer norddeutschen Kleinstadt um die Kinder ihrer Schwester kümmern muss, weil diese spurlos verschwunden ist. Dafür unterbricht Karen Holt ihren Auslandseinsatz in Mali. Die Uniform trägt sie jedoch zunächst auch im Alltag weiter, für Franziska Hartmann ein fast "beängstigendes Kostüm", sagt sie. "Man fühlt sich plötzlich so selbstsicher und stark, und alle nehmen einen auch so wahr." Karen Holt hingegen scheint die Uniform vor allem Halt zu geben. Hartmann zeigt eine traumatisierte, extrem spröde und verschlossene Frau.
Kleidung, Perücken, die Maske sind wichtig
Die Kleidung, Perücken, die Maske sind wichtig für die Schauspielerin. Sie helfen ihr, in eine Rolle zu schlüpfen. Viele dramatische Figuren waren darunter: Eine Mutter, die in die Obdachlosigkeit rutscht ("Sterne über uns"), eine Erzieherin, die mitverantwortlich ist für den Tod zweier Kleinkinder ("Kalt"), eine hochschwangere Frau, die im Gefängnis sitzt, weil sie ihre Mutter unter Wasser gedrückt hat ("Monster im Kopf"). "Natürlich kostet das einen was, wenn man den ganzen Tag heult, dann ist man am Abend ziemlich erledigt", sagt Franziska Hartmann, aber sie könne schnell in eine Situation "hinein- und wieder hinausspringen".
Weiter auf der Bühne im Thalia zu sehen
Diese Energie, dieses im Hier und Jetzt sein überträgt sich vor allem auch auf der Bühne. Am Thalia Theater ist Hartmann weiter unter anderem in Jette Steckels großartiger Inszenierung "Das achte Leben" zu sehen und in "Tschick". 2012 hatte dieses Kult gewordene Jugendstück auf der kleinen Bühne in der Gaußstraße Premiere. Sie spielt die verwahrloste und etwas seltsame Isa, die dem 14-jährigen Maik (Pascal Houdus) den Kopf verdreht: ein lebendiger, mitreißender Abend.
Inzwischen sind Hartmann und Houdus ein Paar, haben geheiratet, zwei Kinder bekommen. Das Spiel miteinander habe sich trotzdem nicht verändert, erklärt Franziska Hartmann; der Bühnenkuss zwischen Isa und Maik fühle sich immer noch an wie ein "erster Kuss", aber "trotzdem ist es witzig, wenn dann hinter der Bühne unser Säugling schläft".
Hartmann hat als Vierjährige mit Theater angefangen
Das Theater ist ihr wichtig, damit hat es angefangen. Die erste Rolle als Vierjährige: das Igelbaby in "Der Hase und der Igel", danach habe sei immer weiter gespielt. Ihre zweite große Leidenschaft ist das Singen, auch die hat sie früh entdeckt, sang beispielsweise im Kinderchor des Gärtnerplatztheaters in München, in der Schule hatte sie Leistungskurs Musik mit dem Schwerpunkt Gesang belegt. Heute freut die Schauspielerin sich, wenn sie beides verbinden kann wie in "Brilka".
2018 kam Entscheidung gegen festes Theater-Engagement
Trotzdem hat sich Franziska Hartmann 2018 entschieden, das feste Engagement am Thalia Theater zu kündigen. Sie hatte es satt, immer zwischen den Stühlen zu sitzen: Es habe sich angefühlt, als müsse sie ständig vermitteln, zwischen "einem Schnellboot auf der einen und einem schweren, riesigen Dampfer", dem Theater, auf der anderen Seite. Doch auch die Zeit des "Dazwischen" habe sie genossen: tagsüber irgendwo drehen, nach Hamburg düsen, abends auf der Bühne stehen, wieder drehen. Sie sprüht noch jetzt, wenn sie davon erzählt, vor Energie: "Ich habe immer Lust auf was Neues und die Dreherfahrungen, die ich während meines Festengagements gemacht habe, die waren total schön." "Über Barbarossaplatz" mit Bibiana Beglau und Joachim Król war der erste große Film, eine "herrliche Arbeit", sie habe wirklich Glück gehabt mit ihren Rollen und immer wieder etwas anderes erleben können. Film, findet Franziska Hartmann, sei "wie eine andere Sportart".
ZDF widmet Hartmann eine eigene Reihe
Mit der Rolle der Katharina Tempel widmen ZDF und Arte ihr 2022 eine eigene Reihe. Die von Hartmann gespielte Kriminalkommissarin der Mordkommission ermittelt in Hamburg. Noch dieses Jahr soll die zweite Folge gedreht werden, das steht schon fest.
Andere Projekte musste die Schauspielerin wegen der zweiten Schwangerschaft absagen, darunter die Proben für ein neues Theaterstück. Das bedauert sie allerdings kaum: "Das, was sein soll, das werde ich arbeiten und alles, was nicht klappt durch eine Schwangerschaft oder durch ein kleines Kind, werde ich aufs Leben gesehen auch nicht vermissen, denn in der Zeit hatte ich dann Zeit mit meiner Familie." Und irgendwann fällt, fast wie nebenbei, auch dieser Satz: "Ich kann mich schon echt glücklich schätzen."