"We Live in Time": Die Höhen und Tiefen einer ganz normalen Beziehung
Wenn die Briten ein Filmgenre beherrschen, dann ist es - neben dem Agentenfilm - das der romantischen Filme. Nun kommt ein neuer Film in die Kinos, der das Zeug zu einem modernen Klassiker hat: "We Live in Time".
Es ist ein Kennen- und Liebenlernen der etwas anderen Art: Almut und Tobias reden auf einem hellerleuchteten Krankenhausflur das erste Mal miteinander. Er schwer lädiert im Nachthemd, Halskrause und mit Schürfwunden im Gesicht - sie mit einer Entschuldigung auf den Lippen.
"Entschuldige bitte, aber kennen wir uns eigentlich?"
"Nein, sorry. Ich habe dich überfahren."
Filmszene
Dieser Moment ist nicht etwa der Auftakt von "We Live in Time", sondern passiert nach knapp 15 Minuten. Bis dahin wissen wir längst, dass Almut und Tobias ein Paar sind, ineinander verliebt, sogar verheiratet, eine gemeinsame Tochter haben. Denn Zeit spielt in dem romantischen Film von John Crawley eine große Rolle, wenn nicht sogar die zentrale. Zeit ist linear, aber Erinnerungen sind es nicht, halten sich an keine Zeitleiste und keinen Plan. Der Film springt in seiner Erzählung über die große Liebe zwischen Almut und Tobias hin und her.
Die kleinen Momente der Liebe
Es sind alle Höhen und Tiefen einer ganz normalen Beziehung. Einer ganz normalen Beziehung einer Spitzenköchin, die Angst hat, nur als "tote Mutter und Ehefrau von" in Erinnerung zu bleiben, und einem Manager für Frühstückscerealien, der bereit ist, alles für seine Familie zu tun. Regisseur John Crowley nutzt dabei den Kunstkniff, dass keine Liebesgeschichte wirklich gradlinig ist und erzählt die von Almut und Tobias mal explodierend, mal zaudernd, mal in flüchtigen, kleinen Momenten, die wunderschön, angsteinflößend, zärtlich und traurig sind. Und manchmal sogar alles auf einmal.
"We Live in Time" ist seine Zeit wert
Getragen wird diese gefühlvolle Romanze vor allem von den beiden oscarnominierten Hauptdarstellenden Florence Pugh und Andrew Garfield, beide auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und hier mit einer großen Bandbreite sämtlicher Emotionen. Die ungewöhnliche Struktur des Films, die eine Beziehung, eine Krebserkrankung und eine Geburt miteinander verzahnt, aufeinander zulaufen lässt, hebt den Film von anderen romantischen Werken ab. Mit der bitteren und schönen Erkenntnis, dass es auf die kleinen Momente im Leben ankommt. Damit ist "We Live in Time" nicht nur seine Zeit, sondern auch seine Tränen wert, die hier definitiv vergossen werden.
We Live in Time
- Genre:
- Romanze, Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Vereinigtes Königreich, Frankreich
- Zusatzinfo:
- mit Andrew Garfield, Florence Pugh, Aoife Hinds u.a.
- Regie:
- John Crowley
- Länge:
- 107 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 9. Januar 2025