"Nosferatu - Der Untote": Blutleeres Remake des Horror-Klassikers

Stand: 03.01.2025 06:00 Uhr

Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" ist einer der größten Klassiker der deutschen Filmgeschichte. Im Remake hat Regisseur Robert Eggers der berühmten Vorlage nichts Neues hinzuzufügen und ergötzt sich zu sehr an seinen eigenen Bildern.

von Anna Wollner

Es ist einer der größten Klassiker der deutschen Filmgeschichte. "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau, gedreht damals unter anderem in Wismar und Lübeck, die stellvertretend für die fiktive Stadt Wisborg standen. Seit Donnerstag ist ein Remake im Kino, ein amerikanisches Remake von Horrorexperte Robert Eggers.

Fast 103 Jahre ist es her, dass Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" zu einem Meilenstein des Horrorfilms wurde, einem Klassiker des expressionistischen Kinos der Weimarer Republik. Horror-Experte Robert Eggers, der mit Filmen wie "Der Leuchtturm", "The Witch" oder "The Northman" beeindruckt hat, versucht sich hier an einem starbesetzten Remake, an einer Variation des berühmten Stoffes um den Grafen Orlok und die fiktive Hansestadt Wisborg. Eggers schickt seine Stars um Willem Dafoe, Nicholas Hoult, Bill Skarsgård, Lily-Rose Depp und Aaron Taylor-Johnson in ein düsteres, stilvolles Gothic-Setting.

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Regisseur Robert Eggers (von links) mit Kameramann Jarin Blaschke, und den Schauspielern Emma Corrin, Lili-Rose Depp und Aaron Taylor-Johnson am Set von "Nosferatu" mit einer Kamera und viel künstlichem Nebel © IMAGO / ZUMA Press

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Perfekte Bilder, perfekte Illusion

Es ist die gleiche Geschichte wie bei Murnau, leicht variiert und verschoben zugunsten der weiblichen Hauptfigur Ellen, der jungen Ehefrau von Immobilienmakler Thomas Hutter, der losgeschickt wird nach Transsilvanien, um mit Graf Orlok zu reden.

"Nosferatu - Der Untote" ist düster; manchmal ist kaum zu erkennen, was auf der Leinwand vor sich geht. Regisseur Robert Eggers hat viel mit natürlichem Licht gedreht, schwarz ist die dominierende Farbe. Die Bilder sind nahezu perfekt. Perfekt ist auch die Illusion, Eggers hätte in Norddeutschland gedreht - wie sein großes Vorbild Friedrich Wilhelm Murnau. Aber Fehlanzeige. Über eine intensive Recherche-Reise ist er nicht hinausgekommen, gedreht wurde in Prag.

"Wir haben nicht in Deutschland gedreht", gibt Eggers zu. "Aber wir haben Lübeck und Wismar, Bremen, Stade und Danzig in Polen ausgekundschaftet. Orte, an denen wir nicht wirklich gedreht haben, uns aber von der norddeutsch-baltischen Architektur haben inspirieren lassen. Wir haben digitale Scans von vielen Gebäuden in Lübeck gemacht. Es gibt also Set-Erweiterungen und einige der großen Weitwinkelaufnahmen, bei denen man sagen könnte: Oh, das sieht wirklich ähnlich aus wie etwas in Lübeck." Der Kanal vor dem Hutter-Haus ist zum Beispiel eine genaue Replik zu einem Kanal, den es in Stade gibt.

Robert Eggers scheitert auf hohem Niveau

Eggers ist viel auf Murnaus Spuren gewandelt, zitiert ihn so oft, es geht, versucht aber durch eine kleine, nuancierte Verschiebung in der Erzählung dem Stoff seine eigene Note aufzudrücken, seine eigene Relevanz für das Jahr 2025.

Aber Eggers, für den die Umsetzung des Films ein Lebenstraum war, scheitert auf hohem Niveau - nicht stilistisch, aber inhaltlich. Er hat der berühmten Vorlage nichts Neues hinzuzufügen und ergötzt sich zu sehr an seinen eigenen Bildern. Für einen echten Klassiker ist der Film leider zu blutleer.

Nosferatu - Der Untote

Genre:
Drama, Horror
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
USA
Zusatzinfo:
mit Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult, Bill Skarsgård u.a.
Regie:
Robert Eggers
Länge:
132 Minuten
FSK:
ab 16 Jahren
Kinostart:
2. Januar 2025

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 03.01.2025 | 06:40 Uhr

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Spielfilm

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