Filme in Hamburg: Die Metropole als Drehort fürs Kino
"Honig im Kopf", "3 Engel für Charlie", "Cortex", "Soul Kitchen": Das sind einige Filme, die zuletzt in der Filmstadt Hamburg gedreht wurden. Ein Blick auf Drehorte rund um Speicherstadt und Hafencity.
Mehrfach im Jahr zeigt die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein auf einer geführten Tour berühmte Filmorte Hamburgs. Bei dieser sehen die cineastisch Interessierten Filmausschnitte vor Ort auf einem Tablet. Jährlich werden in der Metropole etliche Film- und Fernsehproduktionen gedreht - unter normalen Umständen etwa zwischen 90 bis 120.
"Das sind etwa 16 Kinofilme im Jahr, sowie Fernsehfilme, Krimireihen, Serien, Dokumentar- und auch Kurzfilme", erzählt Alexandra Luetkens von der Filmförderung. Sie gehört zur Film Commission der Filmförderung, die Standort-Marketing und Drehort-Beratung für Filmproduktionen anbietet. Luetkens begleitet die Tour, durch die der gebürtige Hamburger und Filmhistoriker Arne Krasting mit vielen Anekdoten führt.
Hafencity - Drehort für "Electric Girl" und "Pfefferkörner"
Treffpunkt für die Tour in diesem Herbst ist die futuristisch anmutende U-Bahn-Haltestelle "Hafencity Universität". Sie hat zuletzt für die Kinderdetektiv-Serie "Die Pfefferkörner" sowie für den Superheldin-Fantasyfilm "Electric Girl" von Ziska Riemann als Kulisse gedient.
"Hafencity"-U-Bahn prominent in "Cortex" von Bleibtreu
Die U-Bahn-Station kommt auch prominent im Regiedebüt Moritz Bleibtreus "Cortex" vor. In einer Schlüsselszene sitzt Jannis Niewöhner in einer Szene auf der Metallbank und wartet auf die U-Bahn, als er von einem Apotheker angesprochen wird. Der von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit 500.000 Euro geförderte Psychothriller hat beim Filmfest Hamburg seine Weltpremiere. Der Film war - noch vor der erneuten Corona-bedingten Schließung der Kinos - noch im Oktober angelaufen.
"3 Engel für Charlie": Hollywood in der Elbphilharmonie
Die Mischung aus Alt und Neu, aus historischen Gebäuden und moderner Architektur in der Hafencity sowie dem UNESCO-Weltkulturerbe Kontorhausviertel in der Speicherstadt mit seinen Backsteinfassaden, bildet eine tolle Kulisse für Filmsets. Als Hollywood-Regisseurin Elizabeth Banks hier Locations für ihren Blockbuster "3 Engel für Charlie" mit Kristen Stewart suchte, fiel ihr besonders ein Gebäude auf. Sie war so begeistert von der Elbphilharmonie, dass sie die Zentrale des schwedischen Konzerns Brock Industries für den Film kurzerhand von Stockholm nach Hamburg verlegte..
"Daraufhin wurden die Drehbücher umgeschrieben", erzählt Alexandra Luetkens. Mehr als elf Drehtage blieb das Filmteam in der Stadt. "Davon waren alleine vier Tage in der Elbphilharmonie - im Treppenhaus, auf den Rolltreppen, im Eingangsbereich und für einen spektakulären Auto-Stunt am Kaiserkai." Es lohne sich, ab und zu solche Vorzeige-Projekte zu fördern. "Die Bedingung ist, dass sie mindestens 150 Prozent der Fördersumme hier ausgeben, also für das Mieten der Locations, Dienstleister vor Ort, Caterer und Fachkräfte. '3 Engel für Charlie' hat um die 400.000 Euro Förderung bekommen und knapp zwei Millionen Euro in Hamburg ausgegeben", sagt sie.
Die Elbphilharmonie ist auch prominent in lker Çataks preisgekröntem Liebesfilm "Es gilt das gesprochene Wort" von 2019 zu sehen, in dem Schauspieler Godehard Giese in seiner Rolle als Musiker im Großen Saal auftritt.
2021 im Kino: "Die Geschichte meiner Frau" mit Star Léa Seydoux
Wenige hundert Meter weiter, auf dem St. Annen-Platz in der Speicherstadt, ist ein Historienfilm gedreht worden, der erst 2021 ins Kino kommen soll. Die ungarische Regisseurin und Berlinale-Siegerin Ildikó Enyedi ("Körper und Seele") hat hier Milan Fusts Roman verfilmt, der im Hamburg der 1920er-Jahre spielt: "Die Geschichte meiner Frau". Darin wettet Kapitän Jacob Störr mit einem Freund, dass er die erste Frau, die ins Café reinkommt, heiraten wird. Die Hauptrollen spielen Léa Seydoux und Gijs Naber.
"Großstadtrevier" und mehr: Krimis werden besonders häufig in Hamburg gedreht
"Hamburg ist Krimi-Hauptstadt Deutschlands. Das hat verschiedene Gründe. Jürgen Roland ist einer derjenigen, die Krimis nach Hamburg gebracht haben und mit dem St. Pauli-Film quasi ein eigenes Genre gegründet hat. Dann kam das 'Großstadtrevier'", erzählt der Historiker Arne Krasting. Aber auch ein Edgar-Wallace-Film von 1961 wurde hier gedreht, obwohl die Handlung in London spielt. Sein Titel: "Die toten Augen von London" von Alfred Vohrer. "Er kam aus Berlin nach Hamburg, um hier zu drehen", sagt Krasting und ergänzt, dass US-Regisseur Quentin Tarantino nachweislich ein Faible für Regisseur Vohrer habe. Er habe diesen als "deutschen Alfred Hitchcock" bezeichnet.
Publikumsmagneten "Honig im Kopf" und "Soul Kitchen" hier gedreht
NDR.de hat bereits über alte Klassiker und Blockbuster wie Szenen von "James Bond - Der Morgen stirbt nie" in Hamburg berichtet, auch über Fatih Akin Dreharbeiten in der Hansestadt. Der Hamburger hat natürlich auch in der Hafencity - nämlich 2009 Teile seiner Komödie "Soul Kitchen" auf und rund um die Magellan-Terrassen.
Til Schweiger wiederum hat eine Kreuzung der Speicherstadt für immerhin mehr als 7, 5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer 2014 im Kino verewigt: Hier fährt der tüddelige Opa Amandus (Dieter Hallervorden) mit seiner Enkelin Tilda (Luna Schweiger) bei roter Ampel über die Kreuzung Sandtorkai/Brooktorkai. Doch dank der Stuntleute und einem weit abgeriegelten Platz ist bei den Dreharbeiten natürlich nichts passiert. Und nach dem Abbau des Sets sieht alles immer wieder aus wie vorher.