Most Wanted City: Hamburg als Filmmetropole
James Bond war da, Philip Seymour Hoffman spielte hier einen Spion: Hamburg bietet gute Bedingungen fürs Weltkino. Und war schon immer Filmstadt. Wir stellen einige Drehorte vor.
Vor Jahren gab es hierDreharbeiten zu einer der größten Filmproduktionen, die je in Hamburg gedreht wurden. Regisseur und Fotograf Anton Corbijn nutzte fast 60 verschiedene Locations, um "A Most Wanted Man" mit Philip Seymour Hoffman zu verfilmen. Der Thriller basiert auf einem Roman von John Le Carré. Der Ex-Spion lebte selbst länger in Hamburg und kannte die Stadt bestens. Daher konnte die Leinwandadaption nur hier gedreht werden. Corbijn, der die Hansestadt seit 1983 kennt, ist beeindruckt von der Vielseitigkeit des Filmstandortes. Und behauptet: "Im Kinofilm ist es hier ein fast jungfräuliches Territorium". Das stimmt aber nicht.
James Bond drehte im Hotel Atlantic
Denn Hamburg war schon immer Kinostadt, ist nach Berlin in Deutschland die "most wanted city" für Drehs. Nicht erst Fatih Akin hat sie mit seinem Berlinale-Sieger "Gegen die Wand" oder mit seinen Publikumshit "Soul Kitchen", den das Stadtkind selbst als "Heimatfilm" betitelt, auf die internationale Landkarte gebracht. 1997 wurden Teile der Mönckebergstraße und des Hotel Atlantics für den James-Bond-Streifen "Tomorrow Never Dies" mit Pierce Brosnan als Kulisse benutzt.
Etwa 120 Filmproduktionen würden pro Jahr in der Hansestadt gedreht, erzählt Alexandra Luetkens vom Film Commission Büro der Filmförderung Hamburg-Schleswig Holstein, die "A Most Wanted Man" mit gefördert hat. "Davon sind 10 bis 15 Filme fürs Kino. Der Rest sind Fernsehproduktionen wie Reihen und Serien", erklärt Luetkens. Sie sitzt im Bus "Filmstadt Hamburg - das Rollende Kino" und ergänzt, was der Guide Arne Krasting auf der neuen Videobustour erzählt, die Hamburg als Filmstadt entdecken lässt. Ihr Anlass ist der Filmstart von "A Most Wanted Man". Und sie zeigt viele Locations aus dem Thriller.
Das Altonaer Rathaus wird nach Köpenick verpflanzt
Auch unterhaltsam ist es, die Stadt an sich vorbeiziehen zu lassen, und auf den Monitoren im Bus passende Ausschnitte aus vielen anderen Filmen zu den Orten gezeigt zu bekommen. Diese bergen Überraschungen. Wer weiß schon, dass das Rathaus Altona filmisch nach Köpenick verpflanzt wurde? Als Beweis sieht man auf dem Bildschirm Heinz Rühmann in Uniform die Treppen des ehemaligen Altonaer Bahnhofs hinuntereilen. Die Tour führt ohne Zweifel zum Hafen, der Pulsader der Stadt, wo so viele alte wie neue Hamburg-Filme spielen. Allen voran: "Große Freiheit Nr. 7" mit Hans Albers. Oder Sebastian Schippers Liebeserklärung an die Elbstadt, "Absolute Giganten". Wunderbar ist eine Dokumentation von Jürgen Roland über die Davidwache von 1964. Welch ein Humor, den der Filmemacher später in seine Kultserie "Großstadtrevier" transportiert hat.
Rollende Kinotour durch die Hansestadt
Die Tour ist für Kinogänger, Cineasten und solche, die Hamburg von einer anderen Seite kennenlernen wollen. Sie bietet die seltene Gelegenheit, eine der architektonischen Juwelen der Hansestadt von innen zu entdecken. Denn die Konferenzräume des Brahms-Kontors am Johannes-Brahms-Platz werden sonst nur am Tag des Offenen Denkmals für die Öffentlichkeit geöffnet. Den Rest des Jahres mieten Firmen oder Filmproduktionen die historischen Räume aus den 1920er-Jahren, wo schon ein Tatort mit Mehmet Kurtulus spielte. Nächste Woche wird dort sein Nachfolger Til Schweiger in seiner Funktion als Kommissar eine neue Folge drehen. In den denkmalgeschützten Räumen hatte bereits der damalige Innensenator Helmut Schmidt die Kommandozentrale während der dramatischen Tage der Flut 1962. Was natürlich auch mehrfach verfilmt wurde.
Fatih Akin: Rickmer Rickmers nach Kuba verlegt
Die nächste teils in Hamburg gedrehte internationale Großproduktion ist bereits zu sehen: Das Drama "I Am Here" mit Kim Basinger feierte Deutschland-Premiere im Rahmen des Filmfests Hamburg, bei dem Sebastian Schipper auch eine Rolle spielt. Und Fatih Akin, der mit "The Cut" ebenfalls beim Filmfest Deutschland-Premiere feierte und den Douglas-Sirk-Preis erhielt, hat seine Treue zu seiner Heimatstadt auch in seinem jüngsten Werk bewiesen. So spielt der Film in Armenien, der Türkei, den USA und weiteren Ländern. Aber für eine kurze Schiffszene hat er die Rickmer Rickmers benutzt, um eine Reise von Beirut nach Kuba zu bebildern. "Optik vor Logik" lautet die bewährte cineastische Devise, mit der die Realität ausgehebelt wird. Das ist die Magie des Kinos.