Faszination Künstler: Filme über Vermeer, Dalí, Munch und Kiefer
In Filmen wird gern von großen Malerinnen und Malern erzählt, von Picasso, Renoir, Frida Kahlo und van Gogh. Nun ist oder kommt eine Welle von Maler-Porträts ins Kino, etwa "Dalíland" und "Vermeer - Der Weg ins Licht".
Am 9. November kam mit "Vermeer - eine Reise ins Licht" eine Dokumentation über die spektakuläre Vermeer-Ausstellung des Frühjahrs in Amsterdam. Und schließlich kommt Mitte Dezember noch eine Filmbiographie des norwegischen Malers Edvard Munch. Wie der Trailer schon andeutet: Wieder ein verkanntes Genie mit Tendenz zum Wahnsinn. Wie seine "Skandalbilder" dann doch noch der letzte Schrei wurden, wird hier in vier zeitlich getrennten Episoden nachgezeichnet. Im besten Fall ergibt das ein vielschichtiges Bild.
Salvador Dalí - Egozentriker zwischen Genie und Wahnsinn
Ein schräger Vogel, der sich in königliche Roben hüllt und im Pluralis Majestatis spricht - in "Dalíland" geht es weniger um das Werk als um die Verrücktheit des legendären katalanischen Surrealisten Salvador Dalí, der von Oscar-Preisträger Ben Kingsley gespielt wird. Er verprasst Millionen für Party-Orgien im New Yorker Nobelhotel, mit seiner dominanten Frau Gala (Barbara Sukowa), die ihm Muse und Quälgeist zugleich ist. Wie Alma Maler-Werfel für den Wiener Expressionisten Oskar Kokoschka. Von der obsessiven Affäre dieser beiden erzählte gerade der Film "Alma & Oskar".
Zwei Beispiele, die schon alle klassischen Erzählmuster des Künstler-Films bedienen: Der Maler ist ein Egozentriker, schwer zugänglich für andere, erotisch auf seine Modelle fixiert. Selbstverständlich bewegt er sich zwischen Genie und Wahnsinn, ganz besonders Vincent van Gogh, den Willem Dafoe auf dem Weg in die Nervenheilanstalt im südfranzösischen Saint-Rémy porträtiert.
"Van Gogh" überträgt Stil des Künstlers auf die Film-Leinwand
Gelungene Filme wie "Van Gogh - Auf der Schwelle zur Ewigkeit" schaffen es, den Stil des Künstlers ästhetisch auf seine Bilder zu übertragen. Die Kamera fängt die Lichtstimmung seiner in Südfrankreich entstandenen Gemälde sehr gut ein. Der fast zeitgleich erschienene Zeichentrickfilm "Loving Vincent" wurde gleich ganz in van Goghs Farbtupfen-Technik animiert.
Immer geht es in Malerfilmen natürlich auch darum, das Künstlerisch-Bahnbrechende herauszuarbeiten. Von den Zeitgenossen wird es meist noch nicht verstanden, wie im Fall des Expressionisten Kokoschka.
"Dem Menschen sollte man jeden Finger einzeln brechen, damit er keinen Pinsel mehr in die Hand nehmen kann."
"Ich find's mutig."
"Was ist dran mutig? Da wird einem schlecht, wenn man so etwas sieht! Ist geschmacklos."
"Guter Geschmack ist das Ende der Kunst."
Filmszene aus "Alma & Oskar"
Filme rücken Tragisches und Skandalöses in den Vordergrund
Inhaltlich erzählen die Filme in der Regel die Lebensgeschichte der Berühmtheit nach, wobei gern dick aufgetragen wird. Die Malenden nur im Kittel vor der Leinwand abzufilmen, wäre für das Publikum farblos. Also wird Tragisches oder Skandalöses aus dem Privatbereich ausgemalt. Frida Kahlo, gespielt von Salma Hayek, wird vom Ehemann mit der eigenen Schwester betrogen; Anthony Hopkins zahlt als Picasso der Mutter seiner beiden Töchter nicht mal Unterhalt. Und Paula Modersohn-Beckers außergewöhnliches Talent wird im Film "Paula" zeitlebens von Männern marginalisiert.
Am spannendsten waren bisher die Filme, die ein bestimmtes Werk in den Mittelpunkt rückten: Vermeers "Mädchen mit dem Perlenohrring" samt seiner der Fantasie entsprungenen Entstehungsgeschichte. Oder Gustav Klimts Porträt von "Adele Bloch-Bauer", das die Nichte als Nazi-Raubkunst zurückfordert in "Die Frau in Gold".
Dokus über Anselm Kiefer und Caravaggio
Zur langen Liste der Spielfilme über Maler und Malerinnen kommen unzählige Dokumentarfilme. Demnächst einer von Wim Wenders über Anselm Kiefer, dessen Werk geprägt ist von der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit. Der Film startete am 12. Oktober im Kino, zeitgleich mit einem Spielfilm über den italienischen Barockmaler Caravaggio.