Szene aus dem Film "Alma & Oskar" © Film AG, Alamode Film

"Alma & Oskar": Turbulentes Drama über Gustav Mahlers Witwe

Stand: 05.07.2023 06:00 Uhr

"Alma & Oskar" ist ein Kostüm-Künstlerdrama mit viel Zeit- und Lokalkolorit, das einen kleinen Eindruck aus dem Leben einer großen Lebenskünstlerin vermittelt.

von Bettina Peulecke

Als der österreichische Komponist Gustav Mahler 1911 stirbt, grämt sich die Gattin des Toten nicht etwa einsam und allein in den luxuriösen eigenen vier Wänden. Alma Mahler wird vielmehr zur lustigen Witwe der Wiener Gesellschaft. Die Frau, die 1879 als Alma Margaretha Maria Schindler in Wien geboren wurde, hatte drei Ehen, unzählige Affären und illustre Freundschaften hinter sich. Ein Leben, das vieles war, aber eines ganz sicher nicht: langweilig.

Almas Drang nach kompromissloser Selbstverwirklichung

Kurz nach dem Tod ihres Mannes Gustav Mahler begleitet Alma den Kaiser von Österreich durch eine Ausstellung moderner Kunst. An einem Werk des Malers Oskar Kokoschka scheiden sich die Geister. Der Kaiser findet es grauenhaft - Alma hält dagegen:

"Ich find's mutig."
"Was ist da mutig? Da wird einem schlecht, wenn man so etwas sieht. Das ist geschmacklos."
"Guter Geschmack ist das Ende der Kunst."
"Ah ja? Ist das so?"
"Ja." Filmszene

In ihrem Kunstverständnis ist sie unbeirrbar, ebenso wie in ihrem Drang nach kompromissloser Selbstverwirklichung. Denn eigentlich wollte sie selber auch komponieren, aber das war ihrem verstorbenen Mann gar nicht recht. Nun aber schert sie sich einen Dreck um gesellschaftliche Konventionen und die gängigen Moralvorstellungen oder einen sittsamen Lebensstil. Sie will leben und dazu gehört für sie, die Freuden der Liebe voll auszukosten.

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Eine Amour fou mit selbstzerstörerischen Zügen

Oskar Kokoschka wurde gerufen, um die Totenmaske von Gustav Mahler anzufertigen. Er gilt als provokantes "Enfant terrible" der Kunstszene. Nach ihrer ersten Begegnung erwählt er Alma zu seiner Muse und sie will, dass er ein Bild von ihr malt, das sie so berühmt macht wie die "Mona Lisa". Die beiden beginnen eine heftige Affäre.

Aber es ist eine Amour fou mit selbstzerstörerischen Zügen. Sie kommen aus zwei verschiedenen Welten, und Oskar will Alma als seine Muse ganz für sich allein haben. Alma hingegen verfolgt auch emanzipatorische Ziele, will sich jetzt, ohne Gustav Mahler, erneut als Komponistin verwirklichen. Mit Ehemann Nummer zwei, dem Star-Architekten Walter Gropius und seiner erzkonservativen Frau Mama stehen die Chancen dafür allerdings auch nicht gut. Emily Cox verkörpert die leidenschaftliche Alma mit viel Verve - Valentin Postlmayr als Oskar hingegen bleibt über weite Strecken unnahbar.

Der Regisseur Dieter Berner hat das Drehbuch gemeinsam mit der Autorin Hilde Berger verfasst, die auch das Sachbuch "Die Windsbraut" geschrieben hat, auf dem der Film basiert. "Alma & Oskar" ist ein Kostüm-Künstlerdrama mit viel Zeit- und Lokalkolorit, das einen kleinen Eindruck aus dem Leben einer offensichtlich großen Lebenskünstlerin vermittelt.

Alma & Oskar

Genre:
Biografie | Drama
Produktionsjahr:
2022
Produktionsland:
Österreich, Schweiz, Deutschland, Tschechien
Zusatzinfo:
Mit Emily Cox, Valentin Postlmayr, Táňa Pauhofová u. a.
Regie:
Dieter Berner
Länge:
88 Minuten
FSK:
ab 16 Jahren
Kinostart:
ab 6. Juli 2023

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 05.07.2023 | 07:55 Uhr

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