Cannes: Goldene Palme für französisches Drama mit Sandra Hüller
Jurypräsident Ruben Östlund und seine Jury haben die Sieger des Filmfests Cannes verkündet: Die Französin Justine Triet holte am Sonnabend die Goldene Palme mit dem Justizdrama "Anatomy of a Fall".
Die 45-jährige Sandra Hüller spielt in dem Gerichtsdrama um den Tod des Gatten einer Autorin die Hauptrolle. Mit Justine Triet erhielt erst die dritte Frau in der Filmgeschichte von Cannes eine Goldene Palme. US-Schauspielerin Jane Fonda war bei der Preisverleihung dabei und überreichte den größten Preis des Festivals an die französische Regisseurin. Fonda erinnerte daran, wie bei ihrer ersten Teilnahme beim Filmfest Cannes 1963 noch keine Regisseurin am Wettbewerb teilnahm, was damals als normal empfunden wurde: "Wir haben eine Menge seitdem geschafft - und noch einen weiten Weg vor uns", so Fonda.
Triet nahm die Goldene Palme auf der Bühne in Anwesenheit ihres Ensembles entgegen und sagte: "Das ist mein bislang persönlichster Film. Er sollte ursprünglich eine Serie werden, dann haben wir einen Film daraus gemacht." Hüller spielt eine undurchsichtige Schriftstellerin, die des Mordes an ihrem Mann verdächtigt wird. Regisseurin und Drehbuchautorin Justine Triet, mit der Hüller bereits 2019 zusammengearbeitet hat, hat die komplexe Rolle extra für ihre deutsche Kollegin geschrieben.
Wim Wenders' Hauptdarsteller aus "Perfect Days" erhält Palme in Cannes
21 Beiträge konkurrierten seit dem 17. Mai um Auszeichnungen des Festivals in Cannes. Der Japaner Koji Yakusho wurde als bester Schauspieler in Wim Wenders' Drama "Perfect Days" ausgezeichnet. Das Drama des 77-jährigen Regisseurs erzählt vom japanischen Toilettenreiniger Hirayama, der in seinem einfachen und strukturierten Leben sein Glück findet. "Perfect Days" zeige eine "kraftvolle Erzählung über Hoffnung, Schönheit und Verklärung unseres täglichen Lebens", so die Jury. Ein weiterer Japaner, Sakamoto Yuji, erhielt den Preis für das beste Drehbuch des Filmes "Monster" von Hirokazu Kore-eda.
In Hamburg geförderter Film erhält Palme für Beste Hauptdarstellerin
Als beste Schauspielerin wurde Merve Dizdar für ihre Hauptrolle im türkisch-französisch-deutschen Drama Nuri Bilge Ceylans "About Dry Grasses" mit einer Palme ausgezeichnet. Der Film ist mit von der Moin Filmförderung Hamburg gefördert worden. Helge Albers, Chef der Moin Filmförderung sagte: "Der Film 'About Dry Grasses' folgt einem jungen Lehrer, der in Schwierigkeiten gerät, weil er sich mit einer Schülerin in ein Verhältnis begibt, was schwierig ist. Das klingt dramatischer, als es ist. Er erzählt über eine lange Zeit und ist im Kern das Bild der Türkei jetzt."
Als bester Regisseur wurde der Vietnamese Thran Anh Hùng für das historische Kochdrama "The Pot-au-feu" mit Benoît Magimel und Juliette Binoche ausgezeichnet.
Stars wie Jane Fonda, Orlando Bloom, Quentin Tarantino, John C. Reilly, Song Kang-ho ("Parasite") und Zar Amir Ebrahimi ("Holy Spider") überreichten im Laufe des Abends die Palmen des Festivals. Nach der Gala lief im Saal der Abschlussfilm "Elemental", der neue Animationsfilm aus dem Hause Pixar.
Als Favoriten galten eigentlich "The Zone of Interest" und "Perfect Days"
Zu den Favoriten für die Goldene Palme in Fachkreisen gehörten unter anderem das neue Drama des Finnen Aki Kaurismäki "Fallen Leaves", das mit dem Preis der Jury ausgezeichnet worden ist. Das Drama "The Zone of Interest" des Briten Jonathan Glazer holte den Großen Preis der Jury. Es handelt von KZ-Kommandant Rudolf Höß und dessen Frau: Vor den Toren von Auschwitz pflegen sie ein Familienidyll, welches das wenige Meter entfernte Leid eiskalt ausblendet.
Altmeister wie Todd Haynes mit der Tragikomödie "May December", Alice Rohwacher mit ihrem Spielfilm voller magischem Realismus über Grabräuber "La Chimera" und Ken Loach mit "The Old Oak" gingen leer aus.
Zu der Jury des zweifachen Palmensiegers Ruben Östlund, der letztes Jahr mit "Triangle of Sadness" den Wettbewerb gewann, gehörten etwa die Schauspieler Brie Larson, Denis Ménochet und Paul Dano sowie die Regisseurin und Palmensiegerin Julia Ducournau ("Titane").
Wim Wenders hatte am Anfang des Festivals seinen Dokumentarfilm über den Maler Anselm Kiefer in 3D gezeigt, "Anselm". Der Regisseur sowie der Künstler Anselm Kiefer stellten den beeindruckenden Film persönlich bei der Weltpremiere vor, anschließend reiste der Maler unmittelbar zu seinen Ateliers in Frankreich zurück.