Ein mitreißender "Club der toten Dichter" im Altonaer Theater
"Oh Captain, mein Captain" - ikonische Worte, die fast jeder aus dem Film "Der Club der toten Dichter" mit Schauspieler Robin Williams erinnert. Das Altonaer Theater hat das Stück auf die Bühne gebracht.
Wir sind an der Welton Academy, einem erz-konservativen Internat für Jungen Ende der 50er-Jahre. Streng geht es hier zu, mit Prügelstrafe. Die Jungenschule hat das Erziehungsziel, harte Kerle ohne Poesie und Kunst heranzuziehen. Es wird geradeaus gelernt, eingepaukt. Kurven gibt es nicht, höchstens in Mathe.
Und dann kommt er: "'Oh Captain, mein Captain' - wer weiß wo das herkommt?" Der neue Lehrer John Keating unterrichtet Literatur. Und er macht alles anders:
- Ich sage Ihnen: Reißen Sie diese Seite raus - am besten, sie reißen die ganze Einleitung raus
- Ja, Sie haben mich schon richtig verstanden - na los, ich will sie reißen hören.
Dialog aus dem Stück "Der Club der toten Dichter"
Meint er das ernst? "In meiner Klasse werden Sie wieder lernen, für sich selbst zu denken", verspricht Keating.
Sie werden lernen, Worte und Sprache zu genießen. Ob Sie's glauben oder nicht: Worte und Gedanken können die Welt verändern. Wir schreiben und lesen Gedichte doch nicht, weil sie hübsch sind. Wir schreiben und lesen Gedichte, weil wir Menschen sind. Und Menschen sind von Leidenschaften erfüllt. Dialog aus dem Stück "Der Club der toten Dichter"
Eine Stecknadel kann man im Zuschauerraum fallen hören. Spätestens jetzt hat Tobias Dürr, der den Lehrer John Keating einnehmend präzise spielt, das Publikum. "Ich liebe den Film und ich fand es großartig umgesetzt. Eine ganz tolle schauspielerische Leistung und mit einem Engagement und mit einem Enthusiasmus, ich bin ganz beseelt, das war ein supertoller Abend", findet eine Zuschauerin.
Regisseurin Lea Ralfs gelingt eindrucksvolle Inszenierung
Das liegt auch an der Regie: Gekonnt hat Lea Ralfs die komplexe Geschichte zusammengefasst, Musik und Bühnenbild genutzt, um Räume zu schaffen und um die Internatsstrenge eindrucksvoll zu inszenieren. Immer wieder muss man auch schmunzeln über diese Coming-of-Age-Geschichte, mit allem, was 17-Jährige bewegt:
- Wie war es gestern bei denn Denberrys?
- Schrecklich
- Warum?
- Da war das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe
- Was soll daran schrecklich sein?
- Sie ist vergeben.
Dialog aus "Der Club der toten Dichter"
Johan Richter spielt tragische Rolle des Neil Perry
Auch die Darsteller der Internatsschüler überzeugen auf der Bühne. Celio-Silvestre Tamele spielt den schüchternen, in sich gekehrten Todd gerade und glaubhaft. Johan Richter schlüpft - einmal mehr beeindruckend - in die tragische Rolle des Neil Perry.
Neil bringt sich mit der vom Vater geschenkten Pistole aus dessen Militärzeit um. Nachdem ihm sein strenges Elternhaus nicht nur die Schülerzeitung, sondern auch das Schauspielern verbietet. Eine Katastrophe, für die letztlich Lehrer Keating veranwortlich gemacht wird. Der muss natürlich gehen.
Publikum reagiert emotional auf beeindruckendes Stück
Wie im Film endet dieses beeindruckende Stück auch im Altonaer Theater: "Oh Captain, mein Captain" skandieren die Schüler auf der Bühne unter dem tosenden Applaus der Zuschauer. "Mir sind die Tränen runtergekullert - es war eine tolle Inszenierung", gesteht eine Frau aus dem Publikum. Eine weitere betont die Botschaft des Stücks: "Das eigenen Denken nicht verlernen."
"Der Club der toten Dichter" läuft bis zum 26. Oktober 2024 im Altonaer Theater. Die nächste Vorstellung ist am Donnerstag, 19. September ab 19:30 Uhr. Karten gibt es ab 20 Euro.