Abschied: Die letzten Ballett-Tage von John Neumeier starten
Die 49. Hamburger Ballett-Tage starten am Sonntag. Ballettchef John Neumeier hat zum letzten Mal die Intendanz. Nach 51 Jahren verabschiedet sich der weltweit berühmte Choreograf vom Hamburg Ballett.
Am Schluss des 14-tägigen Festivals verabschiedet sich John Neumeier mit der traditionellen "Nijinsky Gala". Deshalb gehen Ballettfans in den nächsten zwei Wochen wohl mit etwas Abschiedsschmerz in die Hamburger Staatoper. Der Ballettchef hört nach 51 Jahren beim Hamburg Ballett auf. Noch einmal hat er für seine Compagnie ein Stück kreiert.
John Neumeier: "In gewissem Sinne autobiografisch"
"Epilog" ist der Titel des Abends. Zu Musik von Franz Schubert und Richard Strauss erzählt John Neumeier über Begegnungen und Themen seines Lebens, die er liebe und die ihn interessierten: "In gewissem Sinne" sei der Abend autobiografisch, verrät der Noch-Ballettchef vor zwei Wochen bei seiner letzten Ballettwerkstatt. "Marcel Proust hatte mal so einen Fragebogen", erklärt John Neumeier weiter zur Arbeit an seinem neuesten Stück. "Was ist deine Lieblingsfarbe, was magst du nicht, wovor hast du Angst? Und wenn man die Antworten liest, dann soll man irgendwie sagen: Das ist John."
Trost durch Musik von Simon und Garfunkel
Zu "John" gehört auch die Musik von Simon und Garfunkel. Deshalb spielt auch sie ein Rolle in "Epilog". Titel wie "The Sound of Silence" hätten ihm vor allem am Anfang seiner Karriere oft Trost gegeben, sagt Neumeier.
Im Stück dabei auch der junge Tänzer Caspar Sasse. Schon als Junge in der Ballettschule John Neumeier, ist er jetzt seit einem Jahr in der Compagnie. Er hat schon bei der Ballettwerkstatt einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Vermutlich wird der 20-Jährige auch dem Premierenpublikum in Erinnerung bleiben. Designer Albert Kriemler von AKRIS hat einmal mehr die Kostüme für "Epilog" entworfen. Sie sind in der Regel zum Klauen schön.
Spektakuläres Gastspiel: "Black Sabbath - The Ballet"
Die Gastcompagnie kommt dieses Mal aus Birmingham. Das "Birmingham Royal Ballet" hat in die Tasche mit den Spitzenschuhen auch die E-Gitarren gepackt: "Black Sabbath - The Ballet" heißt die Inszenierung. Inspiriert ist sie vom Leben und der Musik der britischen Heavy-Metal-Band Black Sabbath, ebenfalls aus Birmingham. "Eine spektakuläre Produktion" verspricht der Noch-Ballettchef John Neumeier. Für das Ballett wurden acht Originalsongs der Band für ein Sinfonieorchester aufbereitet und neue Musik im Stil von Black Sabbath komponiert.
"Ich Christ und Tänzer" im Michel
Wie immer geben die Ballett-Tage noch einmal Einblicke in das Repertoire der Spielzeit: "Romeo und Julia", "Dona Nobis Pacem" oder "Odyssee". Zum Auftakt der zweiten Festivalwoche am 8. Juli verlässt John Neumeier dann die Oper. Er geht in den Michel zu einer Gesprächsrunde über sein Leben als Christ und Tänzer zusammen mit Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs. Auch die Glasmenagerie nach Tennessee Williams steht später noch einmal auf dem Spielplan - bereits jetzt so gut wie ausverkauft wie die allermeisten der Vorstellungen.
Ballette von John Neumeier bleiben im Repertoire
Am 14.Juli verabschiedet der sich der Choreograf dann wie immer mit der Nijinsky-Gala. Danach geht er mit dem Hamburg Ballett auf das letzte Gastspiel. Die Reise geht nach Genua mit dem "Sommernachtstraum". Ballette von John Neumeier wird es auch in der nächsten Spielzeit unter dem neuen Intendanten Demis Volpi weiter zu sehen geben. Und pünktlich zum Start der 49. Hamburger Ballett-Tage am Sonntag hat "Arte" nicht nur das Ballett "Die Glasmenagerie" ins Programm genommen. Auch die beeindruckende Doku "John Neumeier - Ein Leben für den Tanz" ist zu sehen. Beides auch ab Sonntag in der arte Mediathek. Ein Trost für alle, die keine Karten mehr für die letzten John Neumeier-Ballett-Tage bekommen haben.