Hamburg Ballett: Nachwuchs schwerelos und voller Energie
Einmal im Jahr sind die Ballettstars von morgen auf der Bühne zu sehen. Bei der "Werkstatt der Kreativität XIV" im Ernst Deutsch Theater zeigt die Abschlussklasse der Ballettschule des Hamburg Balletts eigene Choreografien.
Die "Werkstatt der Kreativität" hat Tradition und sehr treue Fans. Karten zu bekommen, grenzt dann auch schon fast an einen Glücksfall. Hamburg hat eine exzellente Ballettschule. Das sieht man diesem Abend einmal mehr. 18 kurze Stücke waren zu sehen. Eigenständig erarbeitete Tanzkompostionen. Ein Zuschauer findet: "Wenn die jungen Menschen selber Choreografie machen, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass ist wie ein Stück aus ihrer Seele. Das ist unheimlich lebendig."
Das stimmt wirklich. Die fehlende Tanz- und Lebenserfahrung füllen diese jungen Tänzerinnen und Tänzern mit Tanzfreude jugendlicher Aufbruchstimmung, großer Professionalität und guter Technik. Auch wenn manchmal die Leichtigkeit einer Hebefigur noch nicht total auf Hamburg Ballett Niveau ist - aber wie auch. Ein Zuschauer sagte, nicht 10 Prozent von dem, was da auf Bühne gezeigt wurde, könne er auch nur ansatzweise - und so ist es.
Jugendthemen auf der Bühne: Von Selbstzweifeln bis Liebeskummer
Man mag eigentlich nur begeistert sein. Zum Beispiel bei "Brusk" von Eleftherios Efthimos Sarafis, in dem es um Erinnerungen geht. Das Solo von Pilar Cardozo wird vielen in Erinnerung bleiben. Die Tänzerin hat eine außerordentliche Ausstrahlung und tanzt die schnelle Choreografie perfekt.
In den Stücken des Abends geht es vor allem um das Finden von Identität in all der reichen menschlichen Gefühlswelt, vom Kennenlernen bis zum Liebeskummer, von Selbstzweifeln bis zum Einfluss des eigenen Handelns auf die Welt. Immer eingeleitet mit den eigenen Gedanken, wie zum Beispiel: "Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst" - choreografiert von Yulia Utesova.
14. Auflage mit lässig zuckenden Körpern
Zarte Musik und innige Begegnung wechselten sich mit plakativ erzählen Geschichten ab. Wie die vom Flughafen, in der Passagiere auf ihren verspäteten Flug warten. Wunderbar tänzerisch erzählt von dem jungen Choreografen Oscar Flight. Vor allem, wenn sich die Körper lässig zuckend zu den Lautsprecherdurchsagen vom Flughafen bewegen. Herausragend auch "Bounce" - ein Stück über die Vorfreude auf die Zukunft.
Es ist die 14. Auflage dieser Veranstaltung. 2010 wurde sie von Hamburgs Ballettchef John Neumeier in Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater initiiert. Neumeier saß einmal mehr in der ersten Reihe. Und kehrte die Ballettwelt ein bisschen um. Denn dieses Mal bekam er keine, sondern gab selbst Standing Ovations für die Absolventen seiner Ballettschule.