Gewalt, Rassismus, Sexismus: So erlebte Tim Mälzer die Spitzenküche
Rassismus, Sexismus, Gewalt in der Küche: Im "deep und deutlich"-Talk spricht Tim Mälzer über seine schockierenden Erlebnisse in der Spitzengastronomie und welche Rolle Alkohol in seinem Leben spielt.
Was Profikoch Tim Mälzer vor einigen Jahren in der Spitzengastronomie erlebte, prägte ihn so sehr, dass er der Welt bewusst den Rücken gekehrt hat. "Es war damals in der Küche ein Wettbewerb, wer die härteste Drecksau ist. Wer misshandelt mehr, wer erniedrigt mehr, wer beleidigt mehr, wer schlägt härter zu. Wir wurden gebrannt in der Küche", erzählt "Kitchen Impossible"-Star Tim Mälzer im "deep und deutlich"-Talk Moderatorin Aminata Belli.
Tim Mälzer über Gewaltexesse in der Küche
Nach seiner Ausbildung arbeitete der gebürtige Elmshorner von 1995 bis 1996 im renommierten Luxus-Hotel "Ritz" in London. Zu seinem Arbeitsalltag sollen damals Erniedrigungen, Gewalt, Sexismus, Rassismus, brennende Kreuze und Schwarz-Weiß-Kämpfe gehört haben. "Neben mir wurde jemand mit einem heißen Messer verbrannt, weil er die Stopfleber nicht schnell genug geschält hat. Ich war selber dabei, wie jemand in der Küche von sechs Leuten zusammengetreten wurde, weil er uns so massiv auf den Sack ging", so Mälzer.
Tim Mälzer: "Ich war ein Mittäter, weil ich zugeguckt habe"
Auch er selbst sei nicht frei von Schuld gewesen. "Wir waren rassistisch, sexistisch, wir waren alles. Es war unterirdisch. Geistig minderbemittelte Leute sind wir physisch angegangen. Ich war ein Mittäter, allein weil ich zugeguckt habe."
Kündigung nach Zusammenbruch des Küchenchefs
In dieser Zeit habe er gemeinsam mit einem großen Team für die britische Königsfamilie gekocht. Obwohl die Küche ein perfektes Menü ablieferte, kam es nach getaner Arbeit zu heftigen Szenen hinter den Kulissen. "Der 'Pen Pusher' hat uns so zur Sau gemacht und den Küchenchef so erniedrigt, dass er auf dem Boden zusammengebrochen ist und sich eingenässt hat." Den Mann, zu dem er damals aufgeschaut habe, so zu sehen, habe ihn am nächsten Tag zur Kündigung bewogen. "Es war eine harte und desillusionierende Zeit", so Mälzer rückblickend, der sich damals vornahm, als Chef so nie werden zu wollen.
Mälzer: "Ich bin ein großer Freund vom Rausch"
Übermäßiger Alkoholkonsum habe in der Gastronomie jedoch keine Rolle gespielt. "Du kannst das Niveau nicht halten, wenn du betrunken bist. Das funktioniert nicht", so Mälzer, der über sich selbst sagt, "ein großer Freund vom Rausch" zu sein. Seine selbst verordnete Alkohol-Pause 2023 erklärt der TV-Koch so: "Es gab einige Nächte, nach denen ich dachte, ich muss weniger trinken. Ich habe gemerkt, dass ich es nicht mehr so gut vertrage. Dann habe ich gesagt: Du machst mal eine Pause und überprüfst mal deine Suchtstruktur."
Heute gönne er sich nur noch zwischendurch ein gutes und vor allem teures Glas Wein. Nach dem Alkoholverzicht trinke er mittlerweile viel bewusster als früher. "Das reicht dann auch. Ich habe die Freude am zweiten Glas verloren."