Hoffnung für Braunschweigs freie Szene: Früheres LOT-Theater gerettet
Durch die Schließung des LOT-Theaters in Braunschweig war für die freie Theaterszene der Stadt eine riesige Lücke entstanden. Nun springt die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ein, um die Spielstätte unter neuem Namen wieder flott zu machen.
Es riecht etwas muffig im Foyer des einstigen LOT-Theaters in der Kaffeetwete in Braunschweig. Im Wartebereich stehen die Stühle des Bistros umgedreht auf den Tischen. Auf dem Tresen der Bar liegt eine feine Staubschicht. Und die Wanduhr ist stehengeblieben.
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz kauft LOT-Theater
Nebenan im Theater-Saal mit ansteigender Zuschauertribüne stapeln sich Traversen und Schweinwerfer. "Die haben wir mit erworben", erklärt Maria-Rosa Berghahn, Direktorin der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). "Weil wir gesagt haben, wenn die ganze Technik ausgeräumt ist, dann bringt das der Szene natürlich nicht so viel."
Die SBK hat das seit mehr als einem Jahr verwaiste Theater vor kurzem gekauft. Wieviel die Stiftung, die im Raum Braunschweig unter anderem Kulturprojekte fördert, für das Hinterhof-Gebäude in der Innenstadt bezahlt hat, darüber hüllt sie sich in Schweigen. Nur so viel will Direktorin Berghahn preisgeben: Um der freien Szene wieder ein Zuhause zu geben, wolle man zusätzlich zum Kaufpreis noch einmal rund 900.000 Euro investieren.
Braunschweigs freie Szene in großer Not
Mit dem Geld soll die Spielstätte saniert werden. Investitionen seien etwa beim Brandschutz, der Statik und der Energieeffizienz nötig, so Berghahn. Hauptgrund, sich finanziell zu engagieren, sei für die Stiftung die große Not der freien Szene darstellender Künste in Braunschweig gewesen. Mit dem Engagement wolle die Stiftung keine schnelle Rendite machen, sondern einen Ort schaffen, an dem die freie Kulturszene wieder lebendig werden kann.
Rund 200 Menschen, so schätzt Berghahn, leben in Braunschweig von der Arbeit in der freien Theaterszene. "Diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, weiterhin existieren zu können als Künstlerinnen und Künstler, war für uns natürlich eine der großen Motivationen."
Christian Weiß: "Es ist einfach das perfekte Haus"

Wie wichtig die Spielstätte für die darstellenden Künste in Braunschweig ist, unterstreicht auch Christian Weiß. Der freie Theatermacher sagt, es gebe in der ganzen Stadt keinen geeigneteren Ort, um Produktionen einer bestimmten Größe zu zeigen. Weiß ist Teil des Vorstands des Dachverbands freier darstellender Künste e.V. in Braunschweig. Er freut sich, dass es jetzt endlich eine Perspektive gibt: "Wir haben versucht, Orte zu finden, die temporär bespielbar sind, wie leerstehende Ladenflächen - aber das ist schwierig." Das LOT-Theater sei von Theaterpraktikern erbaut worden. "Man merkt das an der Akustik, am Schwingboden, an der Größe der Bühne. Es ist einfach das perfekte Haus und eine der besten Bühnen in Niedersachsen."
Tanz, Sprechtheater, Performance, Aufführungen von Studierenden der Hochschule für bildende Künste - Gruppen, die das Haus bis vor einem Jahr genutzt haben und künftig wieder nutzen wollen, gibt es demnach viele. Glaubt man Fabian Cohn, Tänzer und Choreograf, entscheidet die Existenz der Spielstätte in der Braunschweiger Kaffeetwete gar über Wohl und Wehe eines ganzen Kunstzweiges: "Sie ist eine total wichtige Voraussetzung, dass es in Braunschweig überhaupt weiterhin eine Tanzszene geben kann", meint Cohn. "Wir haben hier keine Spielmöglichkeit. Es ist sehr existentiell für die Menschen, die hier Tanz produzieren."
Ehemaliges LOT-Theater: Ein neuer Name muss her
Die Verantwortlichen hoffen, dass das ehemalige LOT-Theater bereits im kommenden Jahr wieder aufmachen kann. Derzeit arbeiten sie an einem künstlerischen Konzept. Zudem muss ein Wirtschaftsplan her, und die Frage beantwortet werden, in welcher Form das Haus künftig betrieben werden soll - ob als Verein oder gemeinnützige Gesellschaft zum Beispiel. Außerdem braucht die Spielstätte einen neuen Titel. Den bisherigen wird es künftig jedenfalls nicht mehr geben, sagt Choreograf Fabian Cohn: "'Die Neue Bühne' ist jetzt unser Arbeitstitel. Auch der wird auch nicht bleiben, sondern wir wollen mit der Szene einen neuen Namen finden!"
