John Neumeiers Abschied mit der 49. Nijinsky-Gala
John Neumeier, der dienstälteste Ballettintendant der Welt, hat sich nach legendären 51 Jahren als Chef vom Hamburg Ballett verabschiedet. Überraschungen waren in seiner 49. "Nijinsky-Gala" nicht ausgeschlossen.
"Es wird dem Publikum schwer fallen, Neumeier am Sonntag von der Bühne zu lassen. Schon bei seiner letzten Premiere wollte der Applaus gar nicht aufhören", sagt NDR 90,3-Kulturredakteurin Annette Matz. "Die Nijinsky-Gala ist immer ein XXL-Tanzfestival - vier Stunden sollen es diesmal werden, dazu die Pausen. Ich habe auch schon fast sechs Stunden erlebt." Der Abend ist überschrieben mit "The World of John Neumeier", es wird Ausschnitte aus Balletten geben, die für Neumeier zu den wesentlichen Stationen seines Lebens zählen.
Der US-Amerikaner, der 1973 mit gerade einmal 34 Jahren Ballettdirektor in Hamburg wurde, moderiert selbst durch die Veranstaltung und wird erzählen, warum er welche Stücke ausgewählt hat. Eine besondere Rolle spielt dabei Gustav Mahlers "Dritte Sinfonie" - ein Werk, das seit Jahrzehnten untrennbar zu Hamburg gehört. Und der Abend wird durchzogen mit dem Geist und den Gedanken über die Liebe: Die Liebe zur Kunst und damit auch zu Neumeiers Arbeit. "Dance is a labor of love" - diese Worte sollen am Ende der Ballettgala stehen.
Neumeier bleibt an der Staatsoper präsent
Das Hamburger Publikum hatte ein Jahr Zeit, sich auf diesen Abschied vorzubereiten und sich an ihn zu gewöhnen. Denn eigentlich sollte ja schon im vergangenen Jahr Schluss sein, Neumeier verlängerte dann noch einmal, weil sein Nachfolger Demis Volpi nicht früher kommen konnte. Zwar wird das "Hamburg Ballett" ab dem 1. August offiziell nur noch ohne den Namens-Zusatz "John Neumeier" geführt werden, der Übergang zu Volpi wird dennoch ein behutsamer sein. Auch in der neuen Spielzeit sind viele Neumeier-Ballette eingeplant.
Volpis erste Spielzeit ist überschrieben mit "Prolog", also Vorwort oder Auftakt: Zu sehen gibt es acht neue Choreographien von verschiedenen Choreografen. Volpi möchte unterschiedliche Tanzsprachen zeigen. Das wird dann schon ein kleiner Unterschied sein zur Neumeier-Zeit. Da gab es zumindest in der Regel Neumeier-Stücke oder Wiederaufnahmen von Neumeier-Stücken.
John Neumeier bleibt Intendant vom Bundesjugendballett. Für die Compagnie wird er auch ein Stück kreieren. Außerdem möchte der 85-Jährige seine weltweit einzigartige Ballettsammlung der Stadt hinterlassen. Eine Villa dafür hat Hamburg 2022 erworben, die muss aber noch saniert und umgebaut werden.