Echtes Baby als Jesuskind: Tradition bewegt Gemeinde seit 40 Jahren
Das Krippenspiel in der Martinus-Gemeinde im niedersächsischen Deutsch Evern bei Lüneburg ist besonders: Hier liegt bei der Aufführung keine Puppe als Jesuskind in der Krippe, sondern ein echtes Baby.
Josef: "Maria, was ich so faszinierend an unserem Kind finde, sind die Füße und die kleinen Hände, so klein und doch schon vollkommen."
Maria: "Gott ist wohl immer vollkommen, was er tut, ist richtig und gut."
aus dem Krippenspiel in der St. Martinus-Kirchengemeinde
Krippenspiel-Probe in der St. Martinus-Kirchengemeinde in Deutsch Evern bei Lüneburg. Im Altarraum sitzen die Konfirmanden Mei und Nils vor der Futterkrippe. Die beiden 13-Jährigen spielen Maria und Josef. Bei der Probe ist die Futterkrippe noch leer. Aber bei der Aufführung an Heiligabend wird hier ein echtes Baby liegen. Eine Tradition, die es in Deutsch Evern schon seit 40 Jahren gibt. In diesem Jahr ist es ein Mädchen - die drei Monate alte Thea.
"Wir haben uns gefreut, dass wir gefragt wurden"
"Das ist ja hier so Tradition", erklärt Mutter Wiebke. "Und wir haben uns gefreut, dass wir gefragt wurden, ob Thea das Christuskind sein könnte. Das ist was Schönes." Der Auftritt ihrer Tochter wird nicht lang sein: "Wir haben Sitzplätze nah an der Krippe und zum Einsatzzeitpunkt wird sie dann kurz in der Krippe Platz nehmen."
Die Kirche ist kalt. Deswegen wird Thea nicht nur in Windel gewickelt dort liegen. "Zum Outfit habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", so die Mutter. "Im Zweifel wickeln wir noch ein weißes Bettlaken drum, und dann sieht es festlich aus."
Ein echtes Baby in der Futterkrippe: Es wird der Höhepunkt des Krippenspiels sein. Die Konfirmanden Mei und Nils, alias Maria und Josef, sollen dann verzückt auf das Baby schauen. Ein bisschen mulmig ist der 13-jährigen Maria-Darstellerin dabei schon: "Es ist etwas Besonderes, weil es in vielen Gemeinden nicht so gemacht wird. Ich finde es aufregend - habe aber auch ein bisschen Angst, dass etwas passieren könnte. Aber ich freue mich auf jeden Fall."
Pastor: Babys bemerken vielleicht besondere Atmosphäre
Pastor Jan Kreuch studiert mit den Konfirmanden das Krippenspiel ein. Er macht sich keine Sorgen, dass etwas schiefgehen könnte: "In den sieben Jahren, in denen ich hier bin, gab es bisher keine Probleme. Vielleicht ist es die besondere Atmosphäre, dass die Kinder merken, da ist was Besonderes los. Aber ein schreiendes Kind erinnere ich nicht."
Es sind in dem Krippenspiel nur wenige Minuten, in denen die heilige Familie mit dem echten Baby vereint im Altarraum sitzen wird. Aber aus Erfahrung weiß Pastor Kreuch: Sie machen das Krippenspiel zu etwas Einzigartigem, auch für die Darsteller von Maria und Josef: "Wenn ich hingucke, merke ich schon, dass so ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht ist. Es entsteht eine besondere Energie zwischen den dreien, das ist schön anzusehen."
Vater von Thea: Krippenspiel liegt in der Familie
Für die Eltern des diesjährigen Jesuskindes wird dieses Weihnachten auch einzigartig sein, sagt Vater Christof: "Ich komme von hier. Früher haben auch meine Geschwister und ich unsere Rollen gespielt. Jesuskind war noch keiner - aber so war es klar, dass wir sagen, wir machen mit."