Warten auf Weihnachten mit Rolf Zuckowski
Für Rolf Zuckowski gehören zu Weihnachten ein Tannenbaum, Besuche und natürlich Musik. Bei dem gebürtigen Hamburger wird dann oft auf Plattdeutsch und Schwitzerdütsch gesungen. Was es damit auf sich hat, erzählt er im Interview.
Alle, Kinder und Erwachsene, kennen ihn: Er hat Lieder geschrieben, komponiert, die an Weihnachten, zu Geburtstagen und auf Partys gesungen werden: Rolf Zuckowski. Ob "Wie schön, dass du geboren bist" oder "In der Weihnachtsbäckerei" - Generationen sind mit diesen Liedern aufgewachsen, verbinden damit einen ganzen Katalog an Erinnerungen.
In Hamburg ist Zuckowski geboren, aufgewachsen mit Wasser, Meer und seiner Gitarre. Seit vielen Jahrzehnten macht er Musik, schreibt Texte, veröffentlicht Alben und Liederbücher. Immer ist er mit großem Spaß dabei. Zu Gast in NDR Kultur à la carte, spricht der 77-jährige mit Anna Novák über Musik, seine musikalische Biografie, über Weihnachten. Und natürlich hat er seine Gitarre mitgebracht.
Ich kenne viele Menschen, die sagen: Ein Weihnachten ohne Rolf Zuckowski ist möglich, aber sinnlos. Wie ist es bei Ihnen an Weihnachten, was darf nicht fehlen?
Rolf Zuckowski: An Weihnachten gibt es eine Botschaft, und die hat einen viel höheren Sinn als manche meiner Lieder. Bei uns darf Weihnachten natürlich der Tannenbaum nicht fehlen. Es darf auch manches Lied nicht fehlen, das traditionell ist. Bei der Bescherung werden zum Beispiel "O Tannenbaum" und "O Du Fröhliche!" gesungen. Es dürfen auch die Geschenke nicht fehlen, allerdings für die Kinder etwas mehr als für die Erwachsenen. Wir versuchen, uns ein bisschen zurückzuhalten. Außerdem darf der Besuch nicht fehlen. Manchmal gehe ich an Heiligabend noch kurz in Familien, von denen ich weiß, dass die sich sehr freuen würden, wenn ich noch mal kurz reinschaue. Meistens sind es Menschen in unserem Umfeld, denen es nicht so gut geht. Das ist die Weihnachtsstimmung, die in Richtung Heiligabend übergeht, wenn es dunkel wird und der Tannenbaum irgendwann leuchtet.
Klingen dann im Familienkreis auch Ihre Lieder an?
Zuckowski: An Heiligabend weniger. Wenn die Bescherung läuft, dann läuft eine Langspielplatte vom NDR-Kinderchor. Ich glaube, die ist aus den 1960er-Jahren. Erich Bender hat es damals einstudiert. Das sind die klassischen Lieder, im Hamburger Michel gesungen, und die Glocken des Michels läuten auch. Im Advent, wenn wir Besuch haben, wird immer mal wieder etwas von mir gewünscht und gesungen. Dann singen auch alle mit. Die Texte hat mehr oder weniger jeder drauf. Nach dem Heiligen Abend, wenn dann wieder Besuch kommt oder wir beisammen sitzen, dann legen wir auch schon mal was auf und singen mit. Das sind manchmal Lieder aus ganz anderen Regionen. Meine Tochter hat mit Peter Reber und seiner Tochter und mir ein Album gemacht, indem die Schweizer Lieder Hochdeutsch erklingen und wir auch Plattdeutsch singen, das macht für uns ein ganz besonderes Weihnachtsgefühl aus. Ich glaube, das wird in vielen Familien so sein. Aber Schwitzerdütsch und Plattdeutsch wird wahrscheinlich bei uns am intensivsten miteinander gesungen.
Sie sind Vorbild vieler Menschen. Man liest oft, Sie sind eine Kindheitslegende für viele. Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie Vorbilder?
Zuckowski: Oh ja, natürlich. Musikalisch sind meine Vorbilder sicher am meisten die Beatles, das war auch die Band, die uns am meisten beeinflusst hat, als wir die Band "The beAthovens" waren, vor 65 oder 67 Jahren. Von den Gedanken her und von der Sprache her sind meine Vorbilder Erich Kästner und Astrid Lindgren. Aber es gibt zum Beispiel Sänger, die ich furchtbar gerne höre, und viele wissen gar nicht, wie groß die Bandbreite zum Beispiel von Roger Whittaker war. Sein Weihnachtsalbum ist das Wohlklingendste, dass ich kenne. Ich habe immer das Gefühl, seine Stimme vermittelt dieses Zuhause-Gefühl - seine damals noch relativ junge Stimme, die wurde über die Jahre etwas anders - wie nur wenige andere Männer für mich. Ich glaube, Klangvorbilder, die kann man haben, man kann sie aber nicht imitieren. Man kann nur bei sich selbst zu Hause bleiben. Da gibt es natürlich schon manche, die ich über die Jahre sehr geschätzt habe, und die auch dazu beigetragen haben, dass ich meinen Weg gegangen bin. Dazu gehören Künstler wie Reinhard Mey und Herman van Veen. "Der kleine Fratz" zum Beispiel war mal ein richtiger Hit, solche Lieder wurden mal im Radio rauf und runter gespielt, das kann man sich heute leider kaum noch vorstellen.
Sie haben es gerade schon ganz kurz angesprochen, dieses ganz bei sich bleiben. Ist das auch Ihr Geheimnis?
Zuckowski: Ich glaube, man kann Menschen nacheifern. Ich finde, zum Beispiel bei den vielen Castingshows, die es jetzt gibt, ist das Problem, dass man immer nur vorankommt, wenn man andere möglichst gut nachmacht. Aber sein ganz eigenes Ding zu machen, wie eigene Songs, eigene Ausdrucksweisen, eigene Vortragsweisen, das ist eigentlich der Einstieg in den eigenen Weg. Wohin der dann führt, weiß man nicht. Aber man muss es irgendwann mal wagen. Man braucht dazu auch Menschen, die einen dazu ermutigen. Man glaubt am Anfang nicht unbedingt so sehr an sich selbst. Aber man braucht ein Umfeld, das einem sagt, 'Geh' deinen Weg, mach' das.' Ich hatte das Glück, dass es aus meiner Familie auch nur so einen Zuspruch und solche Ermutigungen gab, als wir ganz am Anfang waren. Da hat keiner gesagt, du musst so sein wie der, oder ganz anders sein als du bist. So wie du bist und nicht anders sollst du sein. So einen Song gibt es auch von mir.
Das Gespräch führte Anna Novák.