Neu in Ganderkesee: Das Theater An’ne Eck
Im ländlichen Ganderkesee im Landkreis Oldenburg hat Kultur viel Platz: Neben VHS und Bücherei gibt es eine plattdeutsche Laientheatergruppe und ein Kulturhaus mit Lesungen, Poetry Slams und Konzerten - und jetzt auch ein eigenes Theaterensemble.
Ein hübsches, gelb gestrichenes Haus aus den 1930er-Jahren mitten in Ganderkesee. Hier war mal eine Gaststätte drin, dann eine Arztpraxis und seit fast 40 Jahren hat die Kultur hier ihr Zuhause - mit rund 100 Veranstaltungen jedes Jahr. Kulturmanager Oliver Behnecke wollte noch mehr: "Wir als Kulturmacher und -macherinnen müssen uns überlegen, wie man Bindung an solche Häuser erzeugt. Das geht nur über gemeinsames Erleben. Es war bei mir im Hinterkopf: Das Haus braucht eine Theatergruppe!"
Theaterspielen in Ganderkesee: Abschalten vom Alltag
Was für ein Glück, dass Theaterpädagogin Martina Brünjes einen Raum suchte für ein neues Projekt. Sie arbeitet an verschiedenen Theatern in der Umgebung mit jungen Leuten - und die wollte sie direkt mitbringen: Win-Win-Situation. Der Kulturmanager sagte sofort zu und überlässt nun sein Haus einmal die Woche dem zwölfköpfigen Ensemble.
Die Proben sind laut und lebendig - wohl auch, weil sich viele der 16- bis 25-Jährigen vorher schon kannten. Das mache die Treffen so besonders, findet die 22-Jährige Leonie Dähnhardt: "Da sind Personen bei, die meine besten Freunde geworden sind. Es ist egal, wie stressig der Alltag ist, wie anstrengend alles Drumherum ist - wenn du hier herkommst, ist das wie abschalten."
"Little Women" auf Platt- und Hochdeutsch
Gemeinsam mit Martina Brünjes will die Theatertruppe in den kommenden Monaten ein Stück entwickeln, das auf dem Roman "Little Women" von Louisa May Alcott basiert. Das haben die Schauspieler selbst ausgewählt. Sie erarbeiten nun erstmal einzelne Szenen und Themen. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal, findet Chiara Saul: "Es ist sehr interessant, dass man sich kreativ ausleben kann, eigene Ideen mit einbringen kann und schauen kann, wie das an das Publikum herangetragen werden kann."
Die Proben laufen gerade zwar größtenteils auf Hochdeutsch, aber das Stück soll am Ende zweisprachig sein. Auch plattdeutsche Rollen will das Ensemble einbauen. Denn die Sprache ist in Ganderkesee noch fest verwurzelt und viele der Ensemblemitglieder haben schon an niederdeutschen Bühnen gespielt. Nina Grieger sagt sogar, sie spiele eigentlich nur op Platt: "Ich muss sagen, dass mir das am besten gefällt, weil man den Text ein bisschen anpassen kann, wie wir gerne sprechen. Das wirkt authentischer, als wenn man das auf Hochdeutsch runterrattert."
Theater An'ne Eck: Premiere im Sommer
Als Hemmschwelle oder unnatürlich empfindet die Sprache niemand, auch wenn sie zu Hause kaum gesprochen wird. Zudem könne Platt helfen, ein möglichst großes Publikum anzusprechen, meint Leana Wienand: "Ich denke, dadurch, dass wir auch Hochdeutsch machen, ist es eine bunte Mischung: die Älteren, die Plattdeutsch hören möchten, aber eben auch die Jüngeren, die 'Little Women' anders interpretiert sehen möchten."
Übrigens ist auch der Name des Ensembles auf Platt. Das "Theater An’ne Eck" ("An der Ecke") hat seinen Namen vom Tüdelband-Lied, was die Mitglieder oft gemeinsam singen - und: Das Kulturhaus Müller als neue Heimat ist ein Eckhaus. Dort soll im Sommer ihr erstes Stück aufgeführt werden.