Das Bühnenbild des Stücks "Hein Hannemann" © Christian Peplow

"Hein Hannemann: Läuschen von de Waterkant" auf großer Bühne

Stand: 26.01.2023 12:49 Uhr

Vor genau 100 Jahren ist der Kinderbuchklassiker "Hein Hannemann: Läuschen von de Waterkant" von Sophie Kloerss erschienen. Der Roman bildet die Grundlage für ein Theaterstück, das nun im Theater Bühne 602 in Rostock Premiere feiert.

von Christian Peplow

In dem Kinderbuch erlebt Hein Hannemann - ein echter Rostocker Jung - zahlreiche Abenteuer. In dem Buch verarbeitet ist auch die große Ostseesturmflut von 1872. Die Bühnenfassung, die nun in Rostock aufgeführt wird, stammt vom Theater Randfigur aus dem vorpommerschen Zempin. Gespielt wird auf Hoch- und Plattdeutsch.

Abenteuer aus alten Zeiten

Das Bühnenbild des Stücks "Hein Hannemann" © Christian Peplow
Der Kaufmannsladen der Familie Hannemann verwandelt sich in der Inszenierung ins verschiedene Orte.

Überall Holzfässer, eine große Ladentheke mit Klingel und das kunterbunte Warensortiment liebevoll in die Regale geräumt: So präsentiert sich der Kaufmannsladen der Familie Hannemann. Im Laufe der knapp einstündigen Inszenierung wird er sich in all die Orte verwandeln, an denen der Rostocker Jung Hein seine Abenteuer aus Kinder- und Jugendtagen erlebt.

Puppenspielerin Jana Sonnenberg hat sich zweieinhalb Jahre mit dem Stoff beschäftigt: "Es gibt in dem Buch so viele spannende Geschichten, bei denen ich denke: Das ist genau die Basis von den guten Kinderabenteuern, auch den Filmen oder den Büchern, die man immer wieder liest. Diese Zeit von damals, in der es noch ein bisschen mehr Abenteuer geben durfte. Das muss man einfach sagen: dass die Kinder einfach alleine gelassen wurden und teilweise lebensgefährliche Sachen gemacht haben. Irgendwie fasziniert das schon. Und ich hoffe zumindest, dass mein Gefühl mich nicht trügt, dass das auch für die jetzige Generation noch interessant ist."

Plattschnacker übersetzen das Buch ins Plattdeutsche

Die Buchvorlage ist im Original auf Hochdeutsch. 2020 haben 22 Plattschnacker aus ganz Mecklenburg-Vorpommern den "Hannemann" gemeinsam ins Plattdeutsche übersetzt. Anschließend wurden die verschiedenen plattdeutschen Übersetzungen zusammengeführt und vereinheitlicht. Für Jana Sonnenberg und ihren Schauspielkollegen Marc Östreich ist klar, dass ihre Bühnenfassung ebenfalls eine ordentliche Portion Plattdeutsch beinhalten muss: "Ich finde, dass es wunderbar ist. Weil es eine andere Auseinandersetzung durch eine andere Sprache, durch andere Worte, die man formuliert, schafft. Und noch einmal eine Atmosphäre näher bringt, die es vielleicht durch ein reines Hochdeutsch oder nur leichtes Annordeln nicht hätte", sagt Marc Östreich.

Mutmacher für das Plattdeutsche

Zu Zeiten von Hein Hannemann war das Plattdeutsche selbstverständlich und alltäglich. Und so gehört es einfach dazu, das Platt gesprochen wird, wenn die Figuren der Geschichte ihre Freiheiten genießen. Das Stück möchte Mut machen, dass zukünftig wieder ein wenig mehr Plattdeutsch auf den Straßen und Spielplätzen zu hören ist.

"Beißt dat nich Krischan?"
"Ne Jung hüt willen se nich bieten."
"Mmmhhh nich mål een lütten Knurrhahn?"
"Knurrhahns gifft dat nich in de Warnow. Dat is een Strom. Knurrhahns gifft dat blots in de See. Ha, Du büst man noch düsig Hein."
"Wat is dat dor in dat Wåder? Een Hund Krischan, een läwigen Hund. Spring man fix rin un hol em rut!" Ausschnitt aus "Hein Hannemanns Läuschen von de Wåterkant"

Ostseesturmflut von 1872 ist Höhepunkt des Stücks

So wie bei der Rettung von Hund Rüpel erleben die Zuschauer die Schlacht auf dem Speicher, eine Rettungstat auf dem Eis, werden mitgenommen auf den Rostocker Markt und bangen mit den Helden auf der Bühne, wenn die Jahrtausendflut von vor 150 Jahren einsetzt. Sie ist zugleich der Höhepunkt der Geschichte.

Weitere Informationen
"Die Sturmflut am Ostseestrand: Das holsteinische Dorf Hafkrug an der Neustädter Bucht während der Sturmflut" (13. November 1872), Holzstich nach Zeichnung von Karl Heyn nach einer Skizze von Karl Rettich. Aus: Illustrierte Zeitung, 59. Band, Nr. 1538, Leipzig, 21. Dezember 1872, S. 477, Berlin, Slg. Archiv f. Kunst & Geschichte. © picture-alliance / akg-images

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Autorin Sophie Kloerss musste unter Pseudonym veröffentlichen

Das Stück ist eine Mischung aus Schauspiel, Erzählung, Figurentheater und Live-Percussion. Gefördert wird das Projekt durch den Fonds Darstellende Künste, das Land Mecklenburg-Vorpommern und durch das Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald. Und so bleibt zu hoffen, dass viele Kinder und Erwachsene bei den hoch- und plattdeutschen Abenteuern Heins mitfiebern und im Anschluss vielleicht noch einmal in das Buch von Sophie Kloerss schauen, um dieser technik- und detailverliebten Frau zu spätem Ruhm zu verhelfen. Musste sie doch beim Erscheinen "ihres Heins" noch hinter ein männliches Pseudonym zurücktreten.

Tour durch die Schulen in MV

Nach der Premiere geht das Stück auf Tour durch die Schulen von Mecklenburg-Vorpommern. Wenn eine Schule möchte, dass Hein un siene Macker auch bei ihr zu Gast sind, dann einfach an das Theater Randfigur oder das Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik in Greifswald wenden.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 26.01.2023 | 19:30 Uhr

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Plattdeutsch

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