"Die Hochzeit des Figaro" am Theater Lübeck: Mozart und #MeToo
Das Theater Lübeck startet mit der Premiere von "Die Hochzeit des Figaro" ins neue Jahr. Die Oper dauert dreieinhalb Stunden: für die Sängerinnen und Sänger eine große Herausforderung, vor allem für die Sängerin der Susanna. Sie steht fast das ganze Stück auf der Bühne.
Die Inszenierung ist klassisch. Die barocken Kostüme sind sehr pompös. Susanna trägt ein rotes Samtkleid mit weißen Applikationen und ihr baldiger Ehemann Figaro trägt rote Samthosen und ein rotweißes Oberteil. Auf der Bühne steht ein Bett. Im Hintergrund dreht sich das Bühnenbild. Auf der einen Seite ist es weiß und zeigt ein Zimmer im Schloss - auf der anderen Seite ist eine Landschaft zu sehen. Immer präsent: Susanna.
Zweite "Figaro"-Produktion für Sängerin Andrea Stadel
Die Rolle ist doppelt besetzt, einmal mit Andrea Stadel. Sie ist seit 2006 festes Mitglied am Theater Lübeck. Die Rolle der Susanna ist ihr nicht fremd: "Es ist meine zweite 'Figaro'-Produktion. Das war eine meiner ersten Partien, die ich hier am Theater Lübeck gemacht habe. Damals war ich totale Anfängerin und das war eine Riesenchance für mich, damit zu debütieren. Es ist jetzt für mich eine große Freude, dass ich musikalisch gesettelter bin. Ich habe zwischendurch zwei Kinder bekommen - dadurch ist die Stimme gereift - und ich habe natürlich auch viel mehr Bühnenerfahrung. Deshalb habe ich mich total gefreut, dass ich jetzt noch einmal die Chance habe, das zu machen."
Multitasking: Hilfreich als Sängerin und als Mutter
Die Susanna ist eine der längsten Musiktheaterrollen, die es gibt. Und die größte Herausforderung für Andrea Stadel ist, sich blitzschnell auf die jeweiligen Bühnenpartner einzulassen und die Fäden in der Hand zu behalten. Das erinnert Andrea Stadel oft auch an ihr Privatleben. Da gebe es Parallelen: "Multitasking-Fähigkeit - die kann ich schon ziemlich gut nutzen. Diese Mehrerfahrung, die ich habe, hilft mir tatsächlich auch als Mutter, Hausfrau und Sängerin. Da kann ich sehr viel aus meiner Lebensrealität mit auf die Bühne packen."
Mozart und #MeToo
Es sind komplexe zwischenmenschliche Beziehungen, die Mozart mit der "Hochzeit des Figaro" auf die Bühne bringt. Denn vor der Hochzeit werden Susanna und Figaro viele Steine in den Weg gelegt. Susanna, Kammerzofe der Gräfin, muss die Spannungen zwischen ihren Vorgesetzten Graf und Gräfin aushalten, dem Flirten des Grafen widerstehen und die Eifersucht des Figaros aushalten.
Alles gar nicht so einfach, aber sehr aktuell, sagt Dramaturg Jens Ponath: "Sie erinnern sich an die MeToo-Debatte. Die ist so, als hätte Mozart die schon gekannt. Er kannte alle Mechanismen. Das finde ich absolut verblüffend, wenn man sich anschaut, wie da die Abhängigkeitsverhältnisse und das Ausnutzen von erotischem Begehren Hand in Hand gehen. Da gibt Mozart, würde ich sagen, weit mehr Gerechtigkeit und Differenzierung in diese Debatte, als es die MeToo-Debatte überhaupt gemacht hat."
"Die Hochzeit des Figaro" in Lübeck: Teamwork und Spielfreude
Auf dem weißen Bühnenbild sind einige Türen, durch die immer wieder neue Darstellerinnen und Darsteller in den Vordergrund treten - alle wollen sie zu Susanna: entweder ihre Liebe gewinnen oder ihr den Figaro ausspannen. Während sie besungen wird, fällt eines besonders auf: "Hier ist ein unglaublicher Drive durch Mozart rein gebracht worden. Allein die Textmengen, die da gesprochen und gesungen werden, sind so überwältigend groß - das muss also mit einer sehr großen Präzision szenisch und auch musikalisch gelöst sein", erklärt Ponath.
Sopranistin Andrea Stadel freut sich riesig, die Susanna zu singen, denn Mozart ist einer ihrer Lieblingskomponisten. "Wir haben einfach so ein tolles Sängerensemble", sagt sie. "Die Stimmen passen alle gut zueinander. Es ist wirklich Teamwork. Dieses Stück funktioniert nicht, wenn jeder Einzelne gute Leistungen erbringt, sondern nur im Miteinander." Dieses Miteinander und die Spielfreude spürt man als Gast - eine Oper mit viel Witz, aufwendigen Kostümen und tollen Sängerinnen und Sängern.
"Die Hochzeit des Figaro" am Theater Lübeck: Mozart und #MeToo
Kammerzofe Susanna muss die Spannungen zwischen Graf und Gräfin aushalten, dem Flirten des Grafen widerstehen und die Eifersucht des Figaros aushalten.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Theater Lübeck
Beckergrube 16
23552 Lübeck - Preis:
- ab 15 Euro