"Angerichtet!": Das eigene Ernährungsverhalten hinterfragen
Wie sieht unser Essen der Zukunft aus? Fleisch aus dem 3D-Drucker oder vegan? Das Theaterstück "Angerichtet!" in Osnabrück geht diesen Fragen auf den Grund. Das Publikum soll beim Theaterprojekt der Hochschule Osnabrück mitdiskutieren.
Dass das ein etwas anderer Theaterabend wird, ist spätestens beim Einlass klar: Zufällig werden Plätze zugeteilt. Die Zuschauenden sollen hier mit neuen Menschen ins Gespräch kommen. "Diskurstheater" nennt sich das und soll Wissenschaft besser vermitteln, hofft Regisseur Frederik Hochheimer von der Hochschule Osnabrück: "Wir glauben, dass das Theater das Mittel ist, um Leute anders zu erreichen, anders zu vermitteln, weil es kein faktenbasierter, rein wissenschaftlicher Vortrag ist. Es geht bei uns auch um Wissenschaftskommunikation, aber immer mit der Form des Theaters. Die ästhetische Wahrnehmung lässt mich Dinge anders erkennen als eine rein rationale Form."
"Angerichtet!": Ohne moralischen Zeigefinger
Der Abend dreht sich um das Thema Ernährung und um die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel auf uns zu kommen. Auf der Bühne: nur bunte Poolnudeln, die Fakten spielerisch darstellen sollen. Zum Beispiel, dass 30 Prozent aller Emissionen durch die Lebensmittelproduktion entstehen.
Es spielen vier Theaterpädagogen, die mit enormer Energie, eigenen Texten und Musik, viel Witz und Selbstironie beinahe sketchhaft verschiedene Haltungen rund um Ernährung abbilden und teils sogar kämpferisch austragen. Es grenzt ab und zu an Albernheit, doch dann ist das Publikum gefragt: Was läuft schief im Ernährungssystem? Dabei wollte der Regisseur den moralischen Zeigefinger vermeiden: "Unser Ansatz ist immer, verschiedene Positionen und Haltungen zur Thematik auf die Bühne zu bringen und diese einander gegenüberzustellen. Wir haben auch nicht die Antwort. Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger erklären, sondern dass die Leute eine eigene Haltung bekommen und vielleicht selbst ins Denken und Tun kommen", sagt Hochheimer.
Raum für Diskussion
Das Diskurstheater ist Teil des "GROWTH"-Projekts. Damit sollen regional Impulse für Veränderung und Wandel gesetzt werden, erklärt Projektleiterin Christina Lobenberg: "Wir haben mit Ängsten und Widerständen zu tun. Das Theater transportiert wissenschaftliche Erkenntnisse in einer besonderen Art und Weise, sodass Reden wieder möglich ist. Wenn wir über Ernährung sprechen, haben wir sehr polarisierte Verhaltens- und Ernährungsmuster. Über so ein Format finden Menschen wieder zueinander und finden das Gespräch."
Zum Ende des Stücks werden nicht nur Forderungen an die Kommunalpolitik gesammelt. Auch die Theatermacher wollen vom Publikum wissen: Was hat gefallen? Was nicht? War doch zu viel Moral? Dem eher jungen, studentischen Publikum hat es überwiegend gefallen. Auch wenn an Fakten nicht viel Neues dabei war - das Diskurstheater hat im Publikum für viele unerwartete Momente gesorgt gesorgt.