Mathijs Deens "Der Retter": Eleganter Norderney-Krimi
"Der Retter", vorzüglich übersetzt von Andreas Ecke, ist ein klug geschriebener Krimi, in dem es hauptsächlich um das Thema Schuld geht. Es ist der dritte Fall des deutsch-niederländischen Ermittlers Liewe Cupido.
In Mathijs Deens Roman wird auf der Insel Norderney ein Denkmal für die Seenotretter gestiftet, die unter anderem in einer spektakulären Rettungsaktion vor mehr als 20 Jahren die Besatzung des Seeschleppers "Pollux" aus stürmischer See geborgen haben. Sie retteten damals alle bis auf einen. Der Kapitän blieb verschollen. Nun haben Spaziergänger an der englischen Küste, an der Grenze zu Schottland, Überreste einer Leiche entdeckt, und die alte Geschichte kommt wieder hoch.
Was passierte bei der Rettungsaktion wirklich?
Der deutsch-niederländische Ermittler Liewe Cupido will herausfinden, was sich damals wirklich zugetragen hat. Ist damals in der Zusammenarbeit der holländischen Seenotretter mit jener Rettungsmannschaft, die aus Norderney angerückt ist, etwas schiefgelaufen? Aber der Holländer, wie er genannt wird, scheint tief verstrickt in seine eigene Vergangenheit und schickt seinen Vertreter Xander Rimbach. Rimbach versucht, die noch lebenden Seenotretter von damals zu treffen und zu befragen. Aber es ist für einen Fremden schwer, überhaupt mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
"Wenn du mich fragst, wissen beide Seiten Bescheid, aber sie reden nicht drüber. Das macht man nicht, man kennt sich von kleinauf (…)." Leseprobe
So lautet die Botschaft, die Rimbach unausgesprochen immer wieder wahrnimmt. Einer der ehemaligen Seenotretter heißt Atte Germer, der jeden Tag auf Norderney auf einem Grabstein Zweige ablegt und offenbar eine Schuld mit sich herumschleppt. Der Priester, den Rimbach auch befragt, erklärt es dem Ermittler so:
"Wenn Sie mich als Priester fragen, kann ich Ihnen nichts über Germer sagen, wohl aber über Rituale. Sie helfen uns, dem Chaos des Alltagslebens zu entkommen, sie geben uns Halt gegenüber dem Unnennbaren, sie helfen uns über eine Schwelle (…). Rituale teilen wir miteinander, sie sind vorhersehbar (…) Und wiederholte Rituale verbinden und machen demütig." Leseprobe
"Der Retter": Kluger Krimi um das Thema Schuld
"Der Retter" ist ein klug geschriebener Krimi, in dem es hauptsächlich um das Thema Schuld geht. Der Seenotretter Germer nimmt sich während der laufenden Ermittlungen auf Norderney das Leben. Tut er das aus Einsamkeit oder weil er glaubt, sich damals bei der Bergung der Crewmitglieder auf der "Pollux" schuldig gemacht zu haben? Diese Frage will der ehrgeizige Xander Rimbach lösen. Liewe rückt an, um seinen Kollegen zu unterstützen, während er selbst noch immer schwer zu knacken hat an seinen eigenen Schuldgefühlen, die mit dem Tod seines Vaters, der Fischer auf Texel war, zusammenhängen.
Mathijs Deen führt mit souveräner Eleganz in eine Kultur besonderer Aufmerksamkeit. Die Krimihandlung und die Ermittlungen wirken wie ein Vorwand, sich traumatischen Erfahrungen zu stellen, die sonst wie Gift in Körper und Seele wirken. Erlösung kann es nur geben, wenn sie geklärt werden - wie ein Kriminalfall eben. Und dazu porträtiert er mit großer Sympathie den besonderen Menschenschlag, der auf den Nordseeinseln zuhause ist.
Der Retter
- Seitenzahl:
- 380 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Zusatzinfo:
- Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
- Verlag:
- mare
- Bestellnummer:
- 978-3-86648-707-9
- Preis:
- 23 €
