Wie Helga Schubert an einem Skript für einen DEFA-Fußballfilm schrieb
Die Schriftstellerin Helga Schubert ist nicht gerade als Fußball-Expertin bekannt, dennoch schrieb sie in den 80er-Jahren ein Drehbuch für einen DEFA-Episoden-Film, der mit einem WM-Finale zu tun hat.
Im Grunde genommen interessiert sich Helga Schubert nicht für Fußball, doch ab und zu macht die Schriftstellerin Ausnahmen: "Eigentlich nur beim Endspiel. Dann interessiert mich aber auch nur das Publikum", sagt sie. "Am liebsten sehe ich immer, wenn Leute sich freuen, wenn sie ein Tor geschossen haben. Oder wenn sich dann ganz zum Schluss noch alles dreht, so wie bei Leverkusen ja offensichtlich immer. Es ist großes Theater."
Ein 90-Minuten-Film mit Echtzeit-Charakter
Das Weltmeisterschaftsspiel DDR gegen BRD am 22. Juni 1974 in Hamburg hatte Helga Schubert damals nicht verfolgt. Knapp zehn Jahre später kam sie auf ganz andere Weise direkt in Berührung mit einem Fußballspiel: Helga Schubert lieferte eine literarische Vorlage für den DEFA-Film "Verzeihung, sehen Sie Fußball?" von Gunther Scholz: "Diese Idee hat mir sofort sehr gut gefallen. Aber wegen der dramaturgischen Begrenzung. Er hat gesagt, er möchte gerne einen Film, der 90 Minuten in Echtzeit zeigt, und die Echtzeit ist dadurch gegeben, das alles während eines Fußballspiels ist."
Der Film "Verzeihung, sehen Sie Fußball?" hat fünf Episoden. Der Zuschauer erlebt die unterschiedlichen Begegnungen von Menschen in einem Berliner Mehrfamilienhaus während eines Fußballspiels. Helga Schubert schrieb die Episode "Überprüfung des Kandidaten" mit Hermann Beyer und Christine Schorn: "Christine Schorn will im Grunde genommen wissen, ob dieser Mann, den sie besucht, für sie überhaupt als Partner in Frage kommt", erzählt Helga Schubert. "Der interessiert sich nun aber für Fußball. Sie muss sich jetzt also irgendwie aus seinen Reaktionen klarmachen, ob er ein netter Mann ist oder nicht."
"Trinken Sie?"
"Ich, beim Fußball immer."
"Wieviel Quadratmeter?"
"Wo denn?"
"Wie groß ihre Wohnung ist, ungefähr."
"Sie können ja mal mit Schritten ausmessen."
Ausschnitt aus dem Film "Verzeihung, sehen Sie Fußball?"
Schwierige Vorlage für ein DEFA-Filmskript
Beim Fußballspiel handelt es sich um das WM-Finale 1982 in Madrid: die Bundesrepublik gegen Italien. Für Regisseur Gunther Scholz war das ein etwas wackliges Unterfangen, erinnert sich Helga Schubert: "Ich wusste ganz genau: das, was ich jetzt mache, kann nur realisiert werden, wenn die Mannschaft der Bundesrepublik verliert. Und das ist so absurd gewesen, dass ich mir die näheren Umstände gar nicht nochmal erklären ließ, sondern ich dachte: Aha, international würde das Ansehen der Bundesrepublik dann steigen. Das will ja die DDR auf jeden Fall verhindern. Und dann vielleicht der Jubel des Kinopublikums, wenn die gewinnen. Genau das wollte man vielleicht auch nicht hören."
Letztlich verlor bekanntlich die Bundesrepublik mit 1:3 gegen Italien. Auch "Verzeihung, sehen Sie Fußball?" war nicht gerade erfolgreich. Vier Wochen nach dem Kinostart 1983 hatten sich gerade mal 46.000 Zuschauer*innen den Film angesehen.