Line Hoven und Jochen Schmidt: Es hat als Brieffreundschaft angefangen
Die Illustratorin Line Hoven und der Schriftsteller Jochen Schmidt sind kein Liebespaar, sondern ein Arbeits- und Freundespaar. Gemeinsam haben sie das Buch "Paargespräche" herausgebracht. Jochen Schmidt hat die Dialoge geschrieben, Line Hoven hat die Bilder dazu gezeichnet. Ein Interview über ihre Kennenlerngeschichte.
Los ging ihre gemeinsame Freundschaft als Fanpost per Brief, daraus wurde eine jahrelange, strapazierfähige Verbindung. Über die Faszination für Paare, berühmte Paare aus der Kulturgeschichte, die ihre Liebe, ihre Verbindung wach halten durch das immer währende Gespräch, über die Kunst des Schreibens, des Zeichnens und eine tiefe Freundschaft haben Line Hoven und Jochen Schmidt in der Sendung "NDR Kultur à la carte" gesprochen.
Line, du bist bei mir im Studio und hast auch eine ganze Menge Arbeitsmaterial mitgebracht und Jochen, du sitzt in Berlin, wir können uns also nur hören. Ist das für euch eine vertraute Situation, dass ihr euch nicht seht, sondern nur sprecht?
Line Hoven: Absolut. Meistens telefonieren wir. In letzter Zeit nicht so viel, aber normalerweise erzählt mir Jochen seine Probleme am Telefon, während ich die Bilder zu seinen Texten kratze.
Jochen Schmidt: Ich höre sie dann immer so leise schaben, vor allen Dingen, wenn es für sie langweilig wird. Ich stelle mir dann immer vor, das habe ich so mal geschrieben, wie eine kleine Ratte, die langsam ein Loch in eine Hauswand kratzt. Da gibt es eine Erzählung von Kafka, ganz geduldig Strich für Strich. Und Line kann Arbeiten während sie telefoniert, da bin ich total neidisch.
Du hast dann aber nicht irgendwann das Bedürfnis aufzuhören, wenn du das Gefühl hast, dass sie anfängt sich zu langweilen?
Schmidt: Naja, ich bin halb Autist und deshalb rede ich immer so viel, das habe ich gelernt. Das ist eben eine Eigenschaft von mir und ich kann dabei dann Blumen gießen.
Wie gut, dass die Telefone nicht mehr an der Schnur hängen.
Schmidt: Das stimmt. Aber es ist wirklich hilfreich, dass sie mich in der Richtung auch ein bisschen coacht, wie man sich mit anderen Menschen verhält.
Hoven: Ganz liebevoll stupse ich dich.
Wann habt ihr euch denn zum ersten Mal getroffen, wie war das?
Hoven: Es hat als Brieffreundschaft angefangen. Jochen hat mir eine E-Mail geschrieben. Ehrlich gesagt war es Fanpost. Er hatte mein Buch gelesen und fand es so gut, dass er mich gefragt hat, ob ich Lust hätte eine Textreihe zu illustrieren. Das war der 8. Mai 2006, unser Jahrestag Jochen.
Schmidt: Bei Auftritten zeigt sie dann immer die E-Mail im Powerpoint. Ich hatte damals eine kleine Textreihe gemacht, mit Alphabettexten und habe ihr Buch gesehen. Da ich mich viel mit Comics beschäftige, fand ich das herausragend und dass das dann geklappt hat, gehört zu den großen Wundern meines Lebens.
Das Gespräch führte Katja Weise.