Die Mangaka Olschi © NDR.de/ Christina Grob Foto: Christina Grob

Manga Day 2023: Hamburger Mangaka lässt Hunde fliegen

Stand: 16.09.2023 11:30 Uhr

Der Ursprung von Mangas ist eigentlich Japan. Mittlerweile nehmen aber immer mehr deutsche Comic-Verlage auch nationale Manga-Zeichnerinnen unter Vertrag. Eine der wenigen von ihnen ist Olschi aus Hamburg.

von Mathias Heller

Olschi ist Mangaka, also Zeichnerin von Mangas. Für Olga, wie sie gebürtig heißt, war es Liebe auf den ersten Blick: "Ich war komplett hin und weg". Als Teenagerin bekommt sie ein "Daisuki Magazin" in die Hände: "Ich habe schon ein paar Animes davor gesehen, aber noch nie in schwarz-weißer Buchform. Am Anfang habe ich es natürlich falsch herum gelesen, aber ich war begeistert."

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Kostümierte Manga-Fans stehen auf der DoKomi 2023 vor einer Auslage eines Manga Verlages © NDR.de Foto: Mathias Heller

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Sie stand damals auf romantische Geschichten. "Missile Happy" war ihr absoluter Liebling. Später wurden es mehr. Es folgte ein Japanologie-Studium. Das Interesse für das Land der aufgehenden Sonne war da schon längst gelegt - durch die faszinierende Architektur, die wohlklingende Sprache und die spannende Kultur. 

Manga-Gattungen: So vielfältig wie die Filme aus Hollywood

Vor über 20 Jahren kam sie mit ihrer Familie von der Grenze zu Kasachstan nach Deutschland - im Gepäck: die Liebe zum Zeichnen. Das Genre Manga hat so viele Gattungen wie es Film-Rubriken gibt: Von Fantasy über Romantik, von Action bis hin zum Thriller findet sich alles, was das Manga-Fan-Herz begehrt.

Besonders das Gefühlvolle am Erstellen der Bilder begeistert die Mangaka: "Es ist mir wichtig, dass die emotionalen Momente besonders gut zur Geltung kommen, dass die Geschichte klar erzählt wird und am Ende fließt." Leichter gesagt als getan, "weil es sich im Kopf einfacher abspielt." Ihr Herzensprojekt mit dem Arbeitstitel "Another Me" muss daher noch warten, weil die Geschichte komplex und aufwendig ist. Denn am Ende muss wirklich alles für Olschi passen. Diesen Anspruch hat die 33-jährige Zeichnerin.

"Baddog und Goodboy": Olschis erstes Buch bei Carlsen Manga

Die Mangaka Olschi zeigt ihren Manga "Baddog und Goodboy" © NDR.de/ Christina Grob Foto: Christina Grob
In "Baddog und Goodboy" geht es um den immer gut gelaunten Golden Retriever Goodboy und den misanthropisch dreinschauenden Dackel Baddog.

Gerade ist ihr erstes Buch bei einem der drei großen Manga-Verlage in Deutschland erschienen. Carlsen Manga hat ihre Geschichte von "Baddog und Goodboy" herausgebracht. Der ewige Kampf von Gut und Böse - hier in einer Version mit dem immer gut gelaunten Golden Retriever Goodboy und dem misanthropisch dreinschauenden Dackel Baddog. Entstanden ist die Idee dazu bei einer Spielrunde mit Freunden.

Zusammen saßen sie bei einer Weiterentwicklung des Rollen-Brettspiels "Dungeons & Dragons" - allerdings mit Hunden. "Ich wollte unbedingt einen Charakter wie Batman spielen", erzählt Olschi. Die Story hat sie in Hamburg angesiedelt, was von Vorteil bei der Bearbeitung mancher Stadtszenen war - denn in der Hansestadt wohnt und arbeitet die Zeichnerin. Da konnte sie schon einmal vor Ort genauer hinschauen. 

Von der Idee zum fertigen Manga

Die Arbeit an einem Manga ist alles andere als ein leichter Spaziergang. Steht am Anfang die Idee einer Geschichte, so ist der nächste Schritt die Entwicklung der Charaktere, gefolgt von der Struktur: "Ich habe in erster Linie mit dem groben Entwurf angefangen - da fängt die Geschichte an, dort endet sie. Dann habe ich mir Zettel zurechtgelegt, auf denen die Reihenfolge steht: Das passiert dann und dann. Sämtliche Ideen musste ich sammeln, weil sie während der Busfahrt gekommen sind, unter der Dusche oder kurz vor dem Einschlafen."

Wenn soweit alles steht, schaut Olschi nach der Würze in der Geschichte - den emotionalen Elementen: "Warum würde der Charakter dieses oder jenes tun?" Am Ende geht es an die Umsetzung. Je nachdem, wie aufwendig eine Seite ist - das heißt, wie detailreich, verspielt oder Action-geladen die Bilder sind -, kann es schon mal einen Tag dauern, bis eine Seite steht. Während dieses Prozesses steht sie im Kontakt mit dem Redakteur, bis am Ende alle zufrieden sind und die Druckfahnen in Auftrag gegeben werden können.

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Stetig wachsende Manga-Community

Ist das Buch dann in den Läden oder den Webshops, nimmt auch die Manga-Community die Arbeit wahr. Ob in Foren oder bei den zahlreichen Cons (Anm. d. Red.: Manga-Conventions sind so etwas wie Manga-Festivals mit vielen Programmpunkten wie Vorträgen, Konzerte, Signierstunden, aber auch Verkaufsausstellungen mit unzähligen Merchandise-Artikeln) kommen die Autorin und ihre überwiegend weiblichen Leserinnen in Kontakt. Ein wichtiger Teil, genau wie der Auftritt in den Social-Media-Kanälen. "Man kann sehr viel lernen und mit Leuten, die man auf den Messen trifft, in Kontakt bleiben", sagt Olschi. So bildet sich eine stetig wachsende Community, die ihre Begeisterung und Leidenschaft für das Genre teilt.

Geschichten sollen Leserinnen und Lesern etwas bringen 

"Mein Ziel ist, wenn ein Hollywood-Film oder ein Spiel daraus entsteht oder auf den Charakteren basiert", sagt die 33-Jährige und lacht herzhaft. Dann fügt sie an: "Das wäre natürlich schön, aber auch sehr unrealistisch." Die Zeichnerin gibt sich auch schon mit weniger zufrieden. "Eigentlich möchte ich nur irgendwann das Gefühl haben, dass meine Geschichten den Leuten etwas gebracht oder ihnen einfach nur ein paar schöne Momente beschert haben."

Derzeit kann sie noch nicht allein vom Manga-Zeichnen leben. Ein Brotjob, wie sie ihn nennt und auch gerne macht, sichert ihr die Miete und alles drum herum. Ideen für andere Mangas gibt es. Allein die Story von "Baddog und Goodboy" birgt noch Stoff für weitere Bände. Ob die Leserinnen und Leser die am Ende auch bekommen, zeigt sich an den Verkaufszahlen. Olschi jedenfalls würde die beiden Magic-Dogs gerne weiter fliegen lassen, wie ihre Ideen für weitere Geschichten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 16.09.2023 | 07:00 Uhr

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