Krimi-Tipps: "Verraten", "Das Haus am Gordon Place", "End of Story"
Jeden Monat erscheint eine schier unübersichtliche Menge an neuen Kriminalromanen. Katja Eßbach stellt den letzten Band der Carl-Mørck-Reihe vor, einen spannenden Agenten-Krimi und Suspense nach Hitchcock-Art.
"Verraten": Würdiger Abschluss der Carl-Mørck-Reihe
2007 erschien ein dänischer Thriller, der auch in Deutschland schnell für Furore sorgte: "Erbarmen" von Jussi Adler-Olsen. Das Buch war der Auftakt einer Reihe um den Ermittler Carl Mørck, der im Sonderdezernat Q ungelöste Fälle, sogenannte Cold Cases aufklärte. In einer über alle Bände weitergeführten Rahmenhandlung ging es außerdem um Carl Mørck selbst, der bei einem traumatischen Einsatz verletzt worden war. Bei diesem wurde ein Kollege getötet, ein weiterer zum Invaliden. Mørck konnte sich nur bruchstückhaft an jene Nacht erinnern. Diese holt ihn nun im zehnten Band der Reihe ein. Er wird verhaftet und des Drogenschmuggels und Mordes bezichtigt. Im Gefängnis entgeht er nur durch Glück mehreren Anschlägen. Wer will ihn aus dem Verkehr ziehen, wer steckt hinter dieser Verschwörung und einem internationalen Drogenring? Mørck kann den Fall nicht aufklären, er ist auf die Hilfe seiner engsten Kollegen und Vertrauten angewiesen. Und die geben alles.
"Verraten", der letzte Band der Carl-Mørck-Reihe ist vielleicht einen Tick zu ausführlich geraten, aber Adler-Olsen hält die Spannung und schenkt seinen Leserinnen und Lesern einen würdigen Reihenabschluss. Übersetzt aus dem Dänischen von Hannes Thiess.
"Das Haus am Gordon Place" Spannender Historienkrimi
Karina Urbach ist Historikerin, und das merkt man jeder Zeile ihres Krimis an. Faktenreich und sehr fundiert ist ihre Geschichte, die zu großen Teilen 1948 in Wien spielt. Damals ist die Stadt, wie Berlin, in vier Besatzungszonen geteilt. Die britische Geheimagentin Daphne Parson wird für eine verdeckte Operation eingesetzt. Sie soll einen früheren SS-Mann, der über geraubtes Nazi-Gold Bescheid weiß, aus seinem Versteck locken. Der Einsatz scheitert. Um das Gold dennoch zu finden, lässt sich die Agentin in den russisch besetzten Teil Wiens, zu Dreharbeiten zum Film "Der dritte Mann" einschleusen. Aber die Russen sind ihr auf den Fersen. Auf einer zweiten Zeitebene, die in der Gegenwart spielt, wird in Daphne Parsons früherer Londoner Wohnung ein Mann ermordet. Gibt es eine Verbindung zu Parsons Spionage-Vergangenheit?
Spannend und unterhaltsam verbindet Karina Urbach reale Geschehnisse und Fiktion. Fans historischer Krimis werden das Buch lieben.
"End Of Story": Suspense nach Hitchcock-Art
Der renommierte Krimischriftsteller Sebastian Trapp hat nur noch wenige Monate zu leben. Die verbringt er in San Francisco, in seiner imposanten, geheimnisvollen Villa. Trapp bittet angesichts des nahenden Todes die junge Autorin Nicky Hunter in sein Haus, um seine Memoiren zu verfassen. Nicky ist ein langjähriger Fan und nicht nur fasziniert von Trapps Büchern, sondern auch von der Tragödie seiner Familie. In der Silvesternacht 1999 waren Trapps Frau und sein Teenager-Sohn verschwunden. Da beide nie wieder aufgetaucht sind, steht der Autor bis heute unter Verdacht, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Nicky taucht nun ein in diese mysteriöse Familie, in der es mehr Geheimnisse als Zimmer in der riesigen Villa zu geben scheint.
Autor A. J. Finn kreiert ab Seite eins eine unterschwellig bedrohliche Atmosphäre. Die Villa im nebligen San Francisco ist ein idealer Schauplatz, manchmal fühlt man sich wie in einem Hitchcock-Film, viele Szenen spielen im Dunkeln, es ist unheimlich. Und das Ende ist echt frappierend. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Christoph Göhler.