Krimi-Tipps: "Aktion Phoenix", "Die Schuld, die man trägt", "Schneesturm"
Jeden Monat erscheint eine schier unübersichtliche Menge an neuen Kriminalromanen. Um die Suche nach den Lesenswerten zu erleichtern, stellen wir drei davon vor, darunter den achten Band der Sebastian-Bergmann-Reihe.
"Aktion Phoenix" von Christian Herzog: Für Fans historischer Krimis
1936 richtet Berlin die Olympischen Spiele aus. Dafür soll sich die Stadt weltoffen und modern präsentieren, ohne Gewalt auf den Straßen und Hetze gegen Juden. Verantwortlich dafür ist unter anderem das Propagandaministerium, in dem Hermann Schmidt arbeitet. Der sieht sich kurz vor Eröffnung der Spiele mit einer Plakataktion regimekritischer Kunststudenten konfrontiert, die unbedingt beendet werden muss. Allerdings ist Schmidt bald stärker involviert, als er es sich hätte jemals vorstellen können. Die Widerstandsgruppe plant unterdessen einen Coup. Flugblätter gegen Hitler sollen vom Luftschiff Zeppelin über dem Olympiastadion abgeworfen werden. Was niemand ahnt: Auch das Nazi-Regime hat Pläne mit dem Zeppelin. Die sind mörderisch und könnten die Weltgeschichte verändern.
Christian Herzogs "Aktion Phoenix" ist kein klassischer Krimi, bei dem es um die Suche nach einem Mörder geht. Die Mörder sitzen hier in der Regierung. Herzog verbindet Fiktion und Realität zu einer spannenden Geschichte, die ungebremst auf den Höhepunkt zusteuert.
"Die Schuld, die man trägt" von Hjorth & Rosenfeldt: Emotional, spannend und überraschend
"Die Schuld, die man trägt" ist bereits der achte Band der Sebastian-Bergmann-Reihe, aber besser man beginnt spät, als nie, diese Krimis zu lesen. Hjorth und Rosenfeldt sind große Könner, ihre Romane stechen aus dem Krimi-Einerlei heraus. Diesmal geht es um die Leiche einer Frau, die in einem Schweinemastbetrieb gefunden wurde. An die Stallwand hat der Mörder "Lös das hier, Sebastian Bergmann" geschrieben. Bergmann, berühmt-berüchtigter Kriminalpsychologe, ist also persönlich herausgefordert. Dabei hat er gerade ganz andere Probleme: Sein australischer Klient Tim ist überraschend gestorben. Dieser hatte, genau wie Bergmann, beim Tsunami 2004 ein Kind verloren. Jetzt stellt sich allerdings heraus, dass Tims Geschichte frei erfunden war. Weshalb also hatte er sich überhaupt an Bergmann gewandt?
Dieser Krimi ist klar erzählt, emotional, spannend und überraschend - eben einfach gut.
"Schneesturm" von Tríona Walsh: Das Geheimnis einer Tragödie
Auf der irischen Insel Inishmore treffen sich sechs Freunde wieder, die einander zum Teil seit vielen Jahren nicht gesehen haben. Sie wollen den zehnten Jahrestag einer Tragödie begehen, nach der die meisten von ihnen die Insel verlassen hatten. Aber dann wird Inishmore über Nacht durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt keinen Strom mehr und auch das Handynetz fällt aus. Und am Strand wird die Leiche einer Frau gefunden, die zur Freundesgruppe gehörte. Die Freunde beginnen einander zu verdächtigen, und bald gibt es weitere Tote zu beklagen.
Schon klar, diesen Plot haben Krimi-Leserinnen und -Leser bestimmt schon mal so oder so ähnlich gehört. Aber Tríona Walsh gewinnt ihm etwas ganz Eigenes ab. Ihre Schilderungen der rauen irischen Insel und ihrer nicht minder rauen Bewohner, die Dynamiken unter den Freunden und das Geheimnis einer Tragödie sind spannend und unterhaltsam. Die Dramatik steigert sich von Seite zu Seite, die Auflösung ist überraschend und schlüssig.