"Im Nordwind": Historischer Hamburg-Roman mit einem Hauch Exotik

Stand: 08.08.2024 11:43 Uhr

Nach "Elbleuchten" und "Tor zur Welt" hat Bestseller-Autorin Miriam Georg ihre dritte historische Hamburg-Saga begonnen. Dieses Mal spielt die Geschichte Anfang der 1910er-Jahre in einem ärmlichen Arbeiterviertel auf der Uhlenhorst.

von Herdis Pabst

Miriam Georg stammt aus Hessen und wohnt seit acht Jahren in Berlin. Doch sie hat eine ganz besondere Vorliebe für das historische Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In ihren Romanen erzählt sie von Frauenschicksalen jener Zeit. So auch in ihrer dritten Saga: "Im Nordwind". Alice, die Hauptfigur des Romans, wohnt in der Bachstraße auf der Uhlenhorst, heute Barmek-Süd. Es war damals ein Arbeiterviertel mit ärmlicher Hinterhofbebauung. Alice will sich von ihrem prügelnden Ehemann scheiden lassen - 1913 ein nahezu unmögliches Vorhaben. "Frauen waren damals in allen Belangen vom Mann abhängig und wenn sie sich scheiden ließen oder geschieden wurden, dann sind sie quasi verhungert. Denn eine Frau konnte sich damals einfach allein nicht ernähren."

Bei einem Anwalt, der am Feenteich wohnt, findet Alice Hilfe. Der berät in guter hanseatischer Tradition auch mittellose Hamburger juristisch. "Hier konnte ich besonders gut - besser als in jedem anderen Stadtviertel in Hamburg - diese Dichotomie zwischen Arm und Reich zeigen, weil die hier so nah aneinander waren. Hier gab es ein sehr reiches Bürgertum am Feenteich und dann gab es aber Arbeiterviertel in unmittelbarer Nähe - wirklich nur einen Katzensprung und man war in einer komplett anderen Welt."

 

"Im Nordwind": Sorgfältig recherchierte Hamburg-Geschichte

In der Struktur ähnelt dieser Roman seinem Vorgänger "Das Tor zur Welt". Der machte Miriam Georg zur Bestseller-Autorin. Auch diesmal gelingt es ihr wieder, ein Thema rund um die Lebenswirklichkeit von Frauen aufzugreifen - kombiniert mit einem Hauch Exotik. Hauptfigur Alice stammt aus einer Schaustellerfamilie. Damals waren Karussels wie auf dem DOM auf dem Heiligengeistfeld mit Pferden bestückt. Und die Zuckerwatte hieß: gesponnener Zucker.

Georg nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf einen Spaziergang durchs alte Hamburg. "Ich hab alte Stadtpläne, für jedes Jahr den entsprechenden Plan", erzählt die Autorin. "Und da guck ich immer ganz wer kann wohin gehen, wo gibts welche Fähre und wo fährt vielleicht schon eine Untergrundbahn." Miriam Georg hat wieder sorgfältig recherchiert für diesen Sommerschmöker mit Anspruch. Auch ein zweiter Teil ist schon geplant: Er soll im Oktober erscheinen.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 07.08.2024 | 18:45 Uhr

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