Ausgaben der Bücher, die am 15. Mai 1933 von den Nazis in Hamburg verbrannt wurden © picture alliance / dpa | Angelika Warmuth Foto: Angelika Warmuth
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AUDIO: Festival "Hamburg liest verbrannte Bücher" ist gestartet (4 Min)

Festival "Hamburg liest verbrannte Bücher" ist gestartet

Stand: 11.05.2023 00:01 Uhr

Vor 90 Jahren verbrannten die Nationalsozialisten Bücher an hunderten Orten im Land. In Hamburg gedenkt man in einer Marathonlesung am Kaiser-Friedrich-Ufer. Eine Zeitzeugin ist wie jedes Jahr dabei: Peggy Parnass.

von Peter Helling

"So eine Scheiße, dass die Bücher überhaupt verbrannt wurden. Es waren sogar Studenten, Schüler, die Bücher verbrannten: Unfassbar! Wie konnten sie? Warum taten sie das? Unfassbar!" Peggy Parnass spricht mit leiser Stimme. Was sie aber sagt, ist laut. Sie sitzt im Rollstuhl gleich neben der erhöhten Fläche - dort, wo im Mai vor 90 Jahren die Bücher in Flammen aufgingen.

Gedenken an die Autorinnen und Autoren der verbrannten Bücher

"Heute bin ich natürlich froh, wenn ich sehe, dass hier im Moment gar nichts verbrannt wird. Ihr seid hier!" Damit meint Parnass die ein- bis zweihundert Menschen ringsum - jüngere, ältere, Aktivistinnen, Schülerinnen, Passanten, Politiker. Gleich werden sie Texte aus den verbrannten Büchern lesen. Ein Besucher formuliert es so: "Was ich hier so besonders finde: dass hier ältere und junge Menschen zusammenkommen, dass die das Gedenken weitertragen und für sich weiter leben."

Wie zum Beispiel die zwölfjährige Sophie und die 13-jährige Marlene vom Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer: "Ich finde es wichtig, dass an diesem besonderen, schlimmen Tag gedacht wird, um den Autoren zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben."

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"So fing das 1933 an: Man versuchte, die Ideen, die unliebsam waren, auszulöschen, weil man danach auch die Menschen, die diese Ideen gedacht haben, auslöschen wollte", erinnert Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. "Was passiert ist, kann wieder passieren. Ich glaube, das ist die Lehre dieses Tages, und dazu zu mahnen, dass auch das, was wir heute verbocken in 40 Jahren auch noch mal verbockt werden kann. Insofern: sich nicht größer machen. Aber täglich aufstehen und wissen: Man kann es besser machen. Vielleicht sollte man das dauerhaft in die Köpfe reinkriegen."

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Start des Festivals "Hamburg liest verbrannte Bücher"

Heute ist auch der Auftakt eines vierwöchigen Lesefestivals unter dem Titel "Hamburg liest verbrannte Bücher". Konstantin Ulmer von der Staats- und Universitätsbibliothek hat es organisiert: "Ich glaube, wir müssen uns bei diesen Themen immer wieder klarmachen, dass die Geschichte nicht die Vergangenheit ist, sondern unsere Gegenwart. Die steckt in uns drin. Geschichte wird jeden Tag neu geschrieben. Deswegen ist es wichtig, daran zu erinnern, was damals passiert ist. Lehren für die Gegenwart daraus zu ziehen, sich immer dafür einzusetzen, dass so etwas oder etwas ähnliches nicht wieder passieren kann."

52 Veranstaltungen, Lesungen, Vorträge und Konzerte sind es bis zum 10. Juni in der ganzen Stadt - von Volksdorf bis Harburg. Dabei sind Autorinnen wie Kirsten Boie, Simone Buchholz, Michael Batz und Kabarettist Henning Venske, erzählt Konstantin Ulmer.

Zeitzeugin Peggy Parnass: "Es ist nicht zu vergessen"

Peggy Parnass Stimme mag leiser geworden sein. Was sie sagt, ist kraftvoll wie immer. Was vor 90 Jahren geschah, kann wieder geschehen: "Man könnte es vergessen, es ist ja vorbei. Es ist sehr wichtig zu wissen. Es ist immer wichtig, nicht nur heute. Es ist immer wichtig. Es ist unendlich wichtig. Es ist nicht zu vergessen."

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Festival "Hamburg liest verbrannte Bücher" ist gestartet

In Hamburg gedenkt man der Bücherverbrennung mit einem Festival und einer Marathonlesung. Eine Zeitzeugin ist wie jedes Jahr dabei: Peggy Parnass.

Art:
Lesung
Datum:
Ende:
Ort:
verschiedene Veranstaltungsorte in Hamburg

Preis:
ab 0 Euro
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 10.05.2023 | 17:30 Uhr

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