Eröffnungsgala in Hannover: Start der Criminale
Wie schreibt man einen guten Krimi? Was raten Kriminalkommissare für die Beschreibung eines Tatortes? Solche Fragen spielen auf der Criminale in Hannover eine Rolle - einem der größten Branchentreffs für Krimi-Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
"Aua, was fällt Ihnen ein, sind Sie verrückt geworden? Da alles blitzschnell ging, will Christoph wissen, was ihn gestochen hat. In dem Moment sieht er den Schirm in der Hand des Mannes, der ihn anrempelte und sich augenscheinlich nun mit schnellen Schritten davon machen will." Nein, das ist kein Krimi, das ist ein echter Fall!
Nach dem "Rosaroten Panther", meisterlich gespielt vom Marvin Zimmermann Quartett, nimmt im fast ausverkauften großen Saal des Pavillons keine Geringere als Hannovers Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten Platz. Einer ihrer Cold cases handelt vom toxischen Tod durch Giftspritze am Regenschirm - das kennt man nur noch aus dem Agentenmuseum. 1978 wurde so der bulgarische Dissident Georgi Markow umgebracht. "In dem Fall wird es als sehr wahrscheinlich angesehen, dass Georgi Markow aus dem Weg geräumt werden sollte, da er damals häufig den bulgarischen Staatschef öffentlich kritisiert hatte", erzählt Gwendolin von der Osten.
Krimis mit politischem Bezug
Agententhriller - was für Krimi-Schriftstellerinnen von heute? Eher nicht, wie die drei Bestsellerautorinnen des Abends Eva Almstädt, Nina George und Gisa Pauly in Lesepassagen aus ihren Romanen zeigen. Doch aktuelle Themen, die mit Politik zusammenhängen, gibt es auch. Nina George, die sich Moderator Jan Egge Sedelies ob ihres ausdrucksstarken Vortrags gleich als Hörbuchsprecherin vorstellen kann, nimmt das Publikum mit in die Slums von Nigeria.
"Jeden Tag spielten sie, nachdem sie die Hausarbeit erledigt hatten, den Marktverkauf, das Wasser holen. Barfuß spielten sie im öligen Schlamm zwischen Müll und Scherben, dürren Ziegen und kokelnden Feuern und unter den missbilligenden Blicken der Clan-Chiefs. Mädchen und Fußball? Das gehört sich nicht." Ausschnitt aus "Das Spiel ihres Lebens"
Für "Das Spiel ihres Lebens" wurde Nina George 2012 mit dem Glauser-Preis in der Kategorie Kurzkrimi der Criminale ausgezeichnet. Benannt ist er nach dem Schweizer, der mit Wachtmeister Studer eine der ersten Detektivfiguren im deutschsprachigen Raum erschuf.
Ehren-Glauser für Schweizer Autor Paul Ott
In der Kategorie Ehren-Glauser erhielt ihn gestern Paul Ott - Schriftsteller, Organisator und Literaturwissenschaftler aus der Schweiz - mit besonderer Verbindung zu Hannover. Das kam durch die Veröffentlichung seines Fanzines (Fanmagazins) in Bern ab 1977: "Eine indirekte Folge davon war die Einladung des Rowohlt-Verlages, zu deutschsprachigen Fanzines ein Buch herauszugeben - zusammen mit Hollow Skai, dem Exponenten der Hannover-Punkszene", sagt Paul Ott. "So haben wir im Sommer 1982 hier meiner publizistischen Karriere den Startschuss gegeben."
"Als sie die Arme vor dem Körper verschränkte und sich zur Seite rollte, attackierte der Unbekannte ihre Arme und ihren Rücken. Sie stöhnte nur noch, versuchte, sich klein zu machen und ihren Körper irgendwie vor den Attacken zu schützen. Was wollte der Kerl? Er brachte sie ja um." Ausschnitt aus "Ostseefinsternis"
Das Grauen hat viele Tatorte, wie Eva Almstädts Passage aus ihrem gerade erschienenen Krimi "Ostseefinsternis" zeigt. Im 19. Fall von Kommissarin Pia Korittki ist es auf den ersten Seiten die klassische Rollenverteilung im Krimi: Mann fügt Frau Gewalt zu. Das zeigt: Bei den Ladies of crime an diesem Abend geht es auch nicht viel anders zu als sonst. Unterhaltsam ist es trotzdem - nicht zuletzt wegen der jazzigen Krimi-Töne des Marvin Zimmermann Quartetts.
Eröffnungsgala in Hannover: Start der Criminale
Noch bis Sonnabend findet die Criminale statt - eines der größten Branchentreffs für Krimi-Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
- Art:
- Lesung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
verschiedene Veranstaltungsorte in Hannover
- Preis:
- ab 18 Euro