Daniel Kehlmann liest im Schauspielhaus aus "Lichtspiel" © Screenshot
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AUDIO: "Der Norden liest": Kehlmann präsentiert "Lichtspiel" in Hannover (3 Min)

"Der Norden liest": Kehlmann präsentiert "Lichtspiel" in Hannover

Stand: 10.11.2023 13:38 Uhr

"Lichtspiel" heißt der viel gelobte neue Roman von Daniel Kehlmann. Nun hat der Autor aus seinem aktuellem Buch im Rahmen der NDR Reihe "Der Norden liest" in Hannover gelesen.

von Andrea Schwyzer

Er trägt Schwarz, wie so oft: Schwarze Hosen, Socken, Schuhe, schwarzes Unterhemd und Hemd. Dann die unscheinbare Brille und die leichte Haarlocke rechts vom Scheitel. Entspannt und unaufgeregt wirkt Daniel Kehlmann auf der Bühne, uneingeschränkt zugewandt. Fast zu akkurat.

Mitgebracht hat er "Lichtspiel" seinen achten Roman. Endlich einer über Nazi-Deutschland, scherzt Moderator Alexander Solloch und lockt Kehlmann damit aus der Reserve: "Bei dieser Geschichte von Papst, bei dieser merkwürdigen verzogenen, verdrehten Emigrationsgeschichte, da hatte ich das Gefühl, dass ist eine Geschichte für mich. Dass das dann eine Geschichte ist, die in Nazi-Deutschland spielt, das hat mich schon daran angezogen, das gebe ich zu. Aber es war mehr auf eine andere Art, nicht im Sinne einer Aufgabe, die ich abzuarbeiten habe, sondern ich wollte diese mir fremde Welt erzählerisch fassen."

 

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Filmregisseur G. W. Papst im Mittelpunkt von "Lichtspiel"

Kurz zum Inhalt des Buches: Daniel Kehlmann erzählt aus dem Leben von Georg Wilhelm Papst. Filmregisseur der Weimarer Republik. Damals ein Star, heute beinahe vergessen. Gut so, sagt Kehlmann: "Je weniger man weiß über eine Figur, desto mehr kann und darf ich erfinden."

Anfang der 30er-Jahre geht G.W. Papst in die USA, versucht in Hollywood sein Glück, scheitert und kehrt um. In Deutschland werden er und seine Familie vom Zweiten Weltkrieg überrascht. Papst ist gezwungen zu bleiben. "Und dann hat er für die verstaatlichte Filmindustrie des Joseph Goebbels Filme gemacht." Dort steht G.W. Papst denn auch, im viel zu großen Büro des Ministers.

Der Minister legte seine Hände flach auf die Tischplatte, lächelte und sagte: "Der rote Papst". Papst wurde es schwindlig. "Ich höre," sagte der Minister, "bitte, nun." Papst rieb sich die Schläfen. "Kommen sie," sagte der Minister, "sie wollten mich sprechen. Ich höre." "Sie haben mich kommen lassen." "Und? Ich höre!" Papst begriff nicht. Was meinte dieser Mann? Was wollte er? Mit diesem Mann, mit dem er einst in einem Leben, das unwiderruflich vorbei war, nicht einmal drei Sätze gesprochen hätte. Leseprobe

Kehlmanns große Lust am Erzählen

Kehlmann genießt es zu lesen. Verspielt, fast szenisch tanzt er durch den Text. Hier zeigt sich seine Leidenschaft - und, ja, auch im Gespräch. Wo auf den ersten Blick wenig Griffiges an ihm zu sein scheint, spürt man doch seine große Lust zu erzählen. Etwa als er auf eine Szene im Buch angesprochen wird: eine kurze Nacht von G.W. Papst mit der Filmschauspielerin Louise Brooks. "Das mit Louise Brooks, war ganz toll für mich, weil ich das tatsächlich erfunden habe. Ich hatte keine besonderen Skrupel. Ich hab schon schlimmeres erfunden als das."

Dann hat ihm ein Freund gesteckt, dass es diese kurze Affäre tatsächlich gegeben hat. Louise Brooks selbst erzählte davon. Kehlmann strahlt und plötzlich scheinen seine schwarzen Klamotten ein bisschen bunter: "Die Antwort ist tatsächlich: Ja, es war genau so. Aber wenn es nicht so gewesen wäre, wäre es trotzdem so in meinem Roman."

Die Veranstaltung wird am 3. Dezember 2023 um 20 Uhr im Rahmen des Sonntagsstudios auf NDR Kultur gesendet.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 10.11.2023 | 06:20 Uhr

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