Cornelia Funke © picture alliance/dpa | Uli Deck Foto: Uli Deck

Cornelia Funke: Die Bestsellerautorin im Porträt

Stand: 11.12.2023 00:01 Uhr

"Die wilden Hühner", "Der Herr der Diebe", "Tintenherz": Cornelia Funke ist die international wohl erfolgreichste deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin.

Die Zahl hat keine Bedeutung für eine Frau, deren Augen so oft vor Begeisterung leuchten, deren strahlendes Lächeln mitreißend ist und die schon lange von sich sagt: Eigentlich sei sie zwischen acht und zwölf Jahre alt und keineswegs erwachsen: "Man ist erwachsen, sobald man kein Körperschlüpfer mehr ist. Das heißt, man verbietet sich, was jedes Kind tut, jederzeit in andere Gestalten zu schlüpfen."

Umzug von Kalifornien nach Italien

Oft kommt es Cornelia Funke so vor, als sei das Erfinden von fantastischen Welten genauso wirklich wie die reale Welt. Sie lebt nach 16 Jahren im kalifornischen Malibu seit 2021 in Italien, auf einem Anwesen in der Toskana. Cornelia Funke hat bis 2005 viele Jahre in Hamburg gelebt, studiert und gearbeitet, bevor sie mit ihrer Familie nach Los Angeles zog.

Als einen der Gründe für den Umzug nach Italien nannte Funke die ständige Gefahr von Waldbränden in Kalifornien. In der Toskana hat die Autorin in der Nähe der Stadt Volterra ein großes Grundstück mit Olivenbäumen gekauft. "Ich hatte eigentlich erwartet, dass die ersten paar Monate sehr schwer werden", sagt Funke. "Aber die Italiener, der Ort, dieses alte Haus und die Freunde, die plötzlich schon kamen, die haben es mir doch sehr leicht gemacht, anzukommen." In dem Haus schreibt sie nicht nur ihre Bücher, sondern vergibt zudem Stipendien an junge Illustratorinnen und Illustratoren. Um die jungen Künstlerkolleginnen und -kollegen unterstützen zu können, hat sie sogar ein eigenes Gästehaus für die Unterbringung.

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Fantastische Welten mit viel Liebe zum Detail

Mutig, ja furchtlos sind fast alle Figuren, die Cornelia Funke erfunden hat und in deren Körper sie beim Schreiben schlüpft: Meggie aus "Tintenherz", deren Vater Mo Dinge und Menschen aus Büchern herauslesen kann und die schließlich mit ihm in einem Buch, in der "Tintenwelt", verschwindet. Die Kinder, die sich in Venedig in einem alten Kino verstecken: "Herr der Diebe" war international der erste große Erfolg. Es wurde verfilmt, wie auch "Tintenherz" und "Hände weg von Mississippi".

Letzteres ist eines der wenigen Bücher von Cornelia Funke, das, wie auch die Kultreihe "Die wilden Hühner", in der realen Welt spielt: "Ich habe als kleines Kind schon immer am liebsten fantastische Bücher gelesen. Ich glaube auch, dass, wenn man als Geschichtenerzähler geboren wird - aus was für einem Grund auch immer man das wird -, dass man diese Fabulierlust hat. Dann arbeitet man mit der menschlichen Vorstellungskraft. Das Wunderbare an dieser Vorstellungskraft ist ja, dass sie unsere sogenannte Realität sprengen kann."

Deshalb hat Cornelia Funke ihre Welten erfunden, die keineswegs bessere, aber immer mit viel Liebe zum Detail gestaltete fantastische Welten sind und in denen aber auch Grausamkeit zunehmend eine Rolle spielt: "Ich glaube einfach, dass, je älter man wird und je mehr man über die Welt weiß, man sagen wird: Ja, so ist sie nun mal, das kann man nicht ändern. Wir sind in diese Welt geboren, die diese seltsame Mischung aus Schönheit und Grausamkeit ist, ob das die Natur ist oder unsere eigene Zivilisation. Ich glaube, je älter man wird, desto mehr möchte man der Wahrheit der Welt näherkommen, und dazu gehört die Grausamkeit."

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Kluge Geschäftsfrau

Für die "Reckless"-Reihe hat sie sich inspirieren lassen durch die Märchen verschiedener Nationen und Kontinente. Der erste Band erschien gleichzeitig in mehreren Ländern, die Buchpremiere wurde in New York gefeiert. Denn das ist Cornelia Funke auch: eine kluge Geschäftsfrau, die weiß, was sie will. Sie hat ihren eigenen Verlag gegründet und schon 2013 eine Spiegelwelt-App entwickeln lassen: "Das ist für mich die wundersamste Ergänzung, mit Illustrationen und Bildern auf eine Art zu arbeiten, wie das vom Buch her fast unmöglich ist - einfach nicht zu bezahlen. Ich möchte diese Welt so zeigen, wie ich sie sehe."

Cornelia Funke zeichnet gern selbst

Viele Zeichnungen macht Cornelia Funke, die Buchillustration studiert hat, selbst. Malen und schreiben, und das am liebsten an mehreren Büchern parallel. Sie muss immer in Bewegung bleiben: "Ich glaube, dass ich heute ein besserer Mensch bin, als ich es mit 20 war - nicht mehr so selbstbezogen, ein bisschen netter. Aber trotzdem ist es so, dass ich nicht vorhabe, in dem Sinne älter zu werden. Ich denke, jetzt komme ich ja sogar schon in das Alter, wo man wieder kindischer wird. Von daher - mal sehen."

In diesem Jahr erhielt Cornelia Funke den mit 25.000 Euro dotierten Karl Kübel Preis. Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie würdigt nach eigenen Angaben Funkes vielfältiges Engagement in der Kinder- und Familienförderung. Mit ihren Büchern greife die Autorin die Lebens- und Fantasiewelten von Kindern und Familien auf, hieß es zur Begründung. "Für mich zeigt sich Fortschritt nur darin, wie sehr wir unsere Kinder wertschätzen und Eltern helfen, ihnen die Erfahrung eines sicheren und warmen Zuhauses zu schenken" sagt Funke.

Mit Informationen von Katja Weise.

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