Hamburg: Gelungene Premiere von "Herr der Diebe" im Schauspielhaus
"Herr der Diebe" zählt zu den erfolgreichsten Romanen von Cornelia Funke - vielfach ausgezeichnet, verfilmt und auch für Theaterbühnen ein interessanter Stoff. Am Sonntag war Premiere am Hamburger Schauspielhaus - als Familienstück für alle ab neun Jahren.
Wasser, nichts als Wasser. Keine malerische Brücke, keine majestätische Kuppel. Hier bekommt man nur nasse Füße. Nebel auch noch inklusive. Die Stadt Venedig säuft ab. Zu viel Wasser, zu viele Touristen und Kreuzfahrtschiffe:
Hier in Venedig gibt es nur noch Tourismus. Alles wird umgebaut, verkauft, vermietet, nur für Touristen. Und das Wasser steigt. Aber das erhöht vielleicht noch den Reiz Venedigs. Denn vielleicht ist das Eure letzte Chance, das alles hier zu sehen. Aus dem Theaterstück "Herr der Diebe"
Regisseur Markus Bothe macht schnell klar, dass er auch diese Geschichte erzählen will. Die Figur des Touristenführers, der sich regelmäßig mit solchen Einschüben zu Wort meldet, haben er und sein Dramaturg erfunden und was er beschreibt, bildstark umgesetzt.
Die Brüder Bo und Prosper flüchten nach Venedig
Aber natürlich geht es vor allem um Bo und Prosper. Die Brüder sind nach Venedig geflohen, weil die Tante nur Bo bei sich zu Hause aufnehmen und Prosper in ein Waisenhaus stecken will. Sie finden Zuflucht bei einer Gruppe von Waisenkindern in einem alten Theater. Eine tolle Idee: Ein sternenförmiges Netz ist über die geflutete Bühne gespannt und dient als Schutzraum und Trampolin.
Scipio ist der "Herr der Diebe"
Vorsorgt wird die Gruppe von Scipio, dem "Herrn der Diebe", der wertvolle Gegenstände stiehlt, die die Kinder bei dem schlitzohrigen Barbarossa gegen Geld eintauschen. Bis dieser Scipio einen besonderen Auftrag vermittelt:
"Was soll ich stehlen?" - "Einen Flügel. Den Flügel einer geschnitzten Holzfigur" Aus dem Theaterstück "Herr der Diebe"
Diese ist Teil ist eines magischen Karussells: Wer damit fährt, kann wieder Kind werden oder, als Kind, erwachsen. Das ist nicht nur für den Herrn der Diebe reizvoll, der sehr unter seinem autoritären Vater leidet.
Überraschendes Bühnenbild, tolles Ensemble
Fast ausschließlich Schauspielstudent*innen von der Hamburger Theaterakademie spielen die Kinder, selbstbewusst und kraftvoll, als hätten sie schon oft auf dieser großen Bühne gestanden. Eine tolle Ensembleleistung. Dazu gibt es viele fetzige Songs, ein immer wieder überraschendes Bühnenbild - das Karussell funkelt fantastisch -, Witz und Welterklärung. Markus Bothe bringt das alles ziemlich gut und klug zusammen. Das Premierenpublikum war hingerissen.